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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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auf die Bremse und würgte den
MG ab, ich riß am Lenkrad, um nicht ins Schleudern zu geraten, und das andere
Fahrzeug — ein Jeep — schlingerte seitlich weg, hing einen Moment lang über dem
Straßenrand und glitt dann kopfüber in den Graben hinunter. Der Motor versagte,
und plötzlich war es sehr ruhig.
    Ich sprang aus dem Auto und rannte zu
dem Jeep. Die Fahrertür öffnete sich, und eine große, schlaksige Gestalt stieg
aus. Libby Ross.
    »Verdammt!« brüllte sie mit heiserer
Stimme. »Wie kommen Sie dazu, mich derartig von der Straße abzudrängen?«
    »Sind Sie in Ordnung?« rief ich.
    Ross blieb auf halbem Weg stehen, als
sie mich erkannte. »Ich dachte, ich hätte Ihnen gesagt, daß Sie sich zum Teufel
scheren sollen. Jetzt habe ich Ihretwegen auch noch meinen Jeep kaputtgemacht.«
    »Der ist nicht kaputt«, sagte ich. »Mit
dem Vierradantrieb kommen Sie leicht aus dem Graben wieder heraus.«
    »Schön wär’s. Ich bin auf einen Felsen
gefahren — einer der Reifen verliert Luft.« Ross trat gegen die Stoßstange des
Jeep. »Mist! Das ist nicht mein Tag heute. Auch nicht meine Woche oder mein
Jahr.« Sie trat nochmals gegen den Jeep und schaute dann wieder mich an. »Was
machen Sie denn hier?«
    »Ich muß mit Ihnen reden.«
    »Ich kann nicht. Ich muß zu den
Taylors. Es gibt Ärger mit D. A.« Sie warf einen fragenden Blick auf mein Auto.
    »Steigen Sie ein; ich bringe Sie hin.«
    Ross quetschte sich auf den engen
Beifahrersitz in meinem Auto.
    Ich fuhr zurück und wendete auf der
anderen Seite des Viehgitters. »Was für einen Ärger?« fragte ich.
    »Weiß nicht. Mia sprach völlig wirr,
als sie anrief. Sie war die Straße zur Telefonzelle vor Nick’s Cove
hinuntergelaufen.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Vielleicht fünfzehn Minuten. Sie sagte
etwas über D. A. und die Insel. Im Restaurant ist niemand außer ihr, deshalb
hat sie mich angerufen.«
    Das gefiel mir ganz und gar nicht. Als
ich auf die Hauptstraße einbog, beschleunigte ich trotz der eingeschränkten
Sicht die Fahrt.
    Ross warf mir einen Seitenblick zu.
»Was denken Sie?«
    »Das gleiche wie Sie.«
    Sie biß sich auf die Lippen und wandte
ihr Gesicht zum Seitenfenster.
    »Es ist an der Zeit, daß Sie mir die
Wahrheit sagen«, sagte ich. »Sie taten so, als ob Sie mit D. A. kein Verhältnis
mehr hätten, und sagten, daß Mias Eifersucht unbegründet sei. Aber kurz darauf
sah ich, wie Sie beide sich am Strand unten küßten.«
    »Wo waren Sie denn, als das passiert
sein soll?«
    »Bei den Ställen.«
    »Ich hatte Ihnen doch gesagt, daß Sie
verschwinden sollten, als ich wegritt.«
    »Ich blieb und schaute mich in Ihrer
Scheune um.«
    »Sie hatten kein Recht...«
    »Ich fand das Foto von Ihnen, D. A.,
Perry und Jenny. Wer hat die Aufnahme eigentlich gemacht — Andy Wrightman?«
    »...Ja.«
    »Warum haben Sie das Foto aufgehoben?«
    Sie seufzte. »Das würden Sie doch nicht
verstehen. Sie denken wahrscheinlich, daß ich, nach allem, was passiert ist, an
diese Zeit nicht mehr erinnert werden will. Glen — mein Mann — dachte das auch.
Er war es, der nicht mehr an meine Vergangenheit erinnert werden wollte,
deshalb bewahrte ich das Bild immer in der Scheune auf. Mir selbst liegt etwas
an diesen Erinnerungen. Das waren die besten Jahre meines Lebens, als wir jung
waren und die Welt verändern wollten. Seitdem ist eigentlich nichts mehr
passiert.«
    »Wann wurde Ihnen klar, daß Wrightman
und Grant ein und derselbe waren?«
    »Ich hatte vor Ihrem ersten Besuch noch
nie von Grant gehört.«
    »Aber als ich ihn beschrieb, ahnten
Sie, wer er war.«
    Keine Antwort.
    »Und D. A. auch.«
    Schweigen.
    »Warum haben Sie gelogen, was Ihr
Verhältnis mit D. A. betrifft?«
    »Weil es verdammt schwer ist, eine
solche Beziehung zu erklären. Wir nehmen Mia nichts weg. Es ist nur unsere Art,
die Vergangenheit lebendig zu halten.«
    »D. A. besuchte Sie also am Mittwoch
nachmittag. Er hatte über Andy Wrightman gebrütet, stimmt’s?«
    Sie rutschte auf dem engen Sitz hin und
her und legte die Hände zwischen ihre gebeugten Knie.
    »Haben Sie ihm erzählt, wo er Tom Grant
finden würde?«
    »Irgendwie schon, ja. Ich habe ihm
erzählt, was Sie mir gesagt hatten, wo er lebte und daß er es zu etwas gebracht
hatte, nachdem...«
    »Wonach?«
    Ross starrte aus dem Fenster auf die
Gebäude von Inverness. Die Lichter des tschechischen Restaurants huschten kurz
über ihre dunkelblonden Locken.
    »Was Sie sagen wollten, war, nachdem
Andy Wrightman seine wahre

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