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Tote Pracht

Tote Pracht

Titel: Tote Pracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Ungereimtheiten und Abweichungen mir
das Gefühl gaben, daß sie die Wahrheit gesagt hatte.
    Ich stellte eine letzte Frage. »Haben
Sie jemanden auf der Straße gesehen, als Sie hinausliefen? Hat irgend jemand
Sie gesehen?«
    »...Da war ein Laster, so ein uralter
Lieferwagen. Er kurvte die Lyon Street hinunter, und ich rannte vor ihm über
die Straße.«
    »Welche Farbe hatte der Wagen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht orange.
Warum fragen Sie überhaupt? Sie müssen doch sowieso die Polizei informieren...«
    »Es steht mir aber frei, wieviel ich
den Bullen erzähle.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Vieles von dem, was Sie mir erzählt
haben, muß nicht ans Licht kommen. Sie haben Tom Grant nicht getötet, Jess.
Jemand, der nach Ihnen kam, hat es getan.«

24
     
    Goodhue war über meinen Bericht so
erleichtert und froh, daß sie die Polizei anrufen und alles sofort klarstellen
wollte. Ich warnte sie jedoch davor, etwas zu unternehmen, bevor sie mit einem
Anwalt gesprochen hatte.
    »Der zuständige Inspektor ist ein wirkliches...
Arschloch. Er würde es sich als Ehre anrechnen, jemanden, der so bekannt ist
wie Sie, wegen Behinderung der polizeilichen Nachforschungen anzuklagen.
Sprechen Sie mit Harry Sullivan. Und ich bleibe in der Zwischenzeit an der
Sache dran und versuche die Nachforschungen so schnell wie möglich zu einem
Ende zu bringen.«
    »Glauben Sie, daß Ihnen das gelingen
wird?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, wer meinen... Tom Grant
getötet hat?«
    »Nein«, log ich, um nicht noch mehr
Zeit zu verlieren, »noch nicht. Aber ich glaube, ich werde es bald wissen.«
    Goodhue schaltete die Lichter um den
Spiegel herum ein und begann, ihr Make-up in Ordnung zu bringen. Ich wollte
unbedingt einige Anrufe erledigen und ging in den Nachrichtenraum hinunter. Ich
benutzte wieder das Telefon, von dem aus ich schon am Montag nachmittag
telefoniert hatte. Wie an jenem Tag rief ich wieder bei den Flemings in
Blackhawk an.
    Judy Fleming kam an den Apparat. Ich
nannte meinen Namen und fragte nach Kurt. Sie sagte, sie werde ihn ans Telefon
rufen. Dann fragte sie: »Hat Ihr Anruf mit Perrys Testamentsänderung zu tun?«
    »Ja. Ich arbeite immer noch an dem
Fall.«
    Sie schien mit dieser Antwort zufrieden
zu sein. Sie ging weg, und eine halbe Minute später war Kurt am Telefon.
    »Ich muß ein paar Einzelheiten Ihres letzten
Gesprächs mit Perry nochmals prüfen.«
    »Gerne, schießen Sie los.«
    »Als er darüber sprach, daß
Entscheidungen einen oft verfolgen, was sagte er da genau?«
    Pause. »Daß dies auch dann geschehen
könne, wenn die Entscheidung richtig war.«
    »Und er sagte, daß man sich nicht dafür
verantwortlich fühlen solle, daß man die Folgen seiner eigenen Taten nicht
kontrollieren kann?«
    »Richtig.«
    »Würden Sie bitte wiederholen, was er
über Ideale sagte?«
    »Na ja, das war nach der dritten
Margarita, also... Das einzige, was ich wirklich verstand, war, daß man
manchmal ein paar Ideale aufgeben muß, um den wichtigsten treu bleiben zu
können. Danach sprach er noch von Schuld und Sühne und von symbolhaften Taten.
Ich bin nicht religiös erzogen worden und konnte nichts damit anfangen.«
    Ich war zwar religiös erzogen worden,
aber angesichts der atheistischen Einstellung von Perry konnte ich auch nichts
damit anfangen. Es sei denn, es gelänge mir, einen Kontext zu finden, in dem
seine Worte einen Sinn ergäben... »Danke, Kurt.«
    »Oh, gern geschehen.« Er klang etwas
verblüfft, so als ob er noch eine Erklärung für all diese Fragen erwartet habe.
    Dann rief ich Rae bei All Souls an.
»Gibt es etwas Neues von Hank?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Rufst du bei mir zu Hause an und
sprichst auf den Anrufbeantworter, wenn du etwas erfährst?«
    »In Ordnung. Wo bist du?«
    »Unterwegs«, antwortete ich vage. »Ich
brauche deine Hilfe. Du kennst doch den Zeitungsstapel in Hanks Büro. Würdest
du bitte den gestrigen Chron holen — mit dem Bericht über Tom Grants
Ermordung.«
    »Bleib dran.«
    Während ich wartete, warf ich einen
Blick zu Goodhues Kabine hinüber. Sie war schon da, frisch geschminkt und
umgezogen. Sie hob den Hörer ab, warf einen Blick auf den gelben Zettel, der
vor ihr lag, und begann zu wählen.
    Raes Stimme sagte: »Shar? Ich hab’ die
Zeitung. Was willst du wissen?«
    »Als erstes, wann Grant sein Studium an
der University of Colorado abgeschlossen hat. Ich nehme an, das findest du in
seiner Todesanzeige.«
    »Die Todesan... ah, hier ist es. Die
Daten stehen neben dem

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