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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Windschutzscheibe, verschmierten das Glas, wischten dann in die andere Richtung und sorgten für klare Sicht. Sofort prasselten weitere Tropfen auf das Fenster und rollten dann wie Tränen herab.
    In Wirklichkeit empfand Rob mehr Treue gegenüber Dave, als er jemals hätte artikulieren oder erklären können. Er hatte eigentlich nie viele Freunde gehabt. Die meisten Leute schafften es nicht, ihm gegenüber die erste Hürde zu überwinden, selbst wenn sie sich anstrengten und es versuchten. Es war ziemlich offensichtlich, dass Sarah ihn nicht besonders mochte, aber das war in Ordnung. Die meisten anderen Freundinnen von Dave hatten ihn auch nicht so sehr gemocht. Damit konnte er leben. Denn er wusste, dass er ohne eine einzige Ausnahme stets im Interesse seines besten Freundes handelte und das auch immer tun würde.
    Deshalb war er hier und wartete vor der Wohnung eines Mädchens, das er kaum kannte, wo es doch so viele bessere Orte gab, an denen er sein könnte. Dave hatte dort auf dem Grasstück ihren Namen gesagt, als der Mann ihn anrief, und war dann wie verrückt losgerannt. Das hieß, dass etwas nicht stimmte. Und Dave hatte nicht gewollt, dass er die Polizei anrief, was konnte er also sonst tun? Sarah war seinem besten Freund wichtig, deshalb hatte Rob vor, sich um sie zu kümmern und sich zu vergewissern, dass es ihr gutging, was immer sie von ihm halten mochte.
    Die Scheibenwischer quietschten wieder hinüber und herüber. Eins, zwei.
    Du solltest die Polizei anrufen,
sagte er sich wieder
.
    Denn im besten Interesse seines Freundes zu handeln hieß nicht, einfach das zu tun, was er ihm gesagt hatte, oder? Er sah auf sein Telefon hinunter.
    Wieder quietschten die Scheibenwischer.
    Rob hob den Blick. Durch das saubere Glas sah er jetzt einen Mann an Sarahs Tür stehen. Er drehte am Griff und ging hinein.
    Es geschah so schnell, als sei er gar nicht da gewesen.
    Rob blinzelte. Wie auf einem Schnappschuss merkte er sich, wie der Mann ausgesehen hatte. Groß und dünn, mit grauem, schütterem Haar, er trug einen schwarzen Mantel und eine dunkelblaue Trainingshose. Er war in den Fünfzigern, mindestens, wahrscheinlich älter. Und er war gerade hineingegangen, als sei es sein eigenes Haus.
    Ruf die Polizei.
    Er wollte das Telefon nehmen, zögerte aber, denn eigentlich hatte er ja keine Ahnung, wer der Mann war. Soweit er wusste, konnte das Haus dem Mann gehören oder er konnte ein Freund Sarahs sein.
    Seine Finger zuckten. Was sollte er tun?
    Dann also nach ihr sehen. Er hatte sich fernhalten und sie nicht wissen lassen wollen, dass er hier war, einfach weil das zu Fragen führen würde, die er nicht beantworten konnte. Aber im Grunde genommen war er gekommen, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Es mochte ihr nicht gefallen, dass er da war, aber darum ging es nicht. Und der Mann hatte alt ausgesehen, sogar gebrechlich, aber das hieß nicht, dass er ihr nicht gefährlich werden konnte.
    Rob dachte noch ganz kurz darüber nach, dann stellte er den Motor ab und stieg aus, das Handy nahm er mit.
    Mann, es schüttete wie aus Kübeln. Er verzog das Gesicht und rannte dann unbeholfen den Gehweg entlang, bis er Sarahs Haus erreichte. Die Tür war zu, und er war sich nicht sicher, was er tun sollte. Klopfen? Natürlich verlangte das die Höflichkeit, aber wenn sie wirklich in Schwierigkeiten war da drin …
    Er klopfte zweimal fest, dann drehte er den Griff, trat in die Küche und rief, so laut er konnte. »Sarah?«
    Einen Moment nichts – und dann hörte er jemanden im oberen Stockwerk. Die Rohre knackten, und die Luft war warm. Vielleicht war sie im Bad.
    Und wo war der alte Mann? Er war doch vor weniger als einer Minute hereingekommen.
    Außer wenn du ihn vor einem anderen Haus gesehen hast, du Idiot.
    Was möglich war. Die Scheibenwischer hatten vielleicht die Sicht verzerrt, und er hatte sich in dem Moment ja nicht gerade konzentriert.
    Er ging durch die Küche, dann in den Flur und sah sich um. Es gab links noch einen kleinen Raum, danach führte die Treppe zum ersten Stock hoch. Er rief hinauf.
    »Sarah?«
    Sofort kam die Antwort: »Einen Augenblick.«
    Herrgott noch mal, war er erleichtert! Jetzt musste er es ihr natürlich erklären. Er hörte oben eine Tür aufgehen, und dann kamen ihre Füße polternd die Treppe herunter.
    »Dave, ich bin so froh … oh.«
    Sie blieb auf halber Höhe stehen, runzelte die Stirn und legte den Rest des Weges etwas vorsichtiger zurück.
    »Rob?«
    »Ja.« Er fuhr sich mit

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