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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Lichtsignal der Sprechanlage, das hieß, jemand klingelte und wollte herein.
    Als unten auf den Knopf gedrückt wurde, fühlte es sich an, als setze er mich unter Strom. Der Klingelton erklang noch ein paar Sekunden, dann brach er ab, und mein Herz raste.
    Der Computer zeigte jetzt den Desktop, aber die Piktogramme erschienen qualvoll langsam – eins nach dem anderen. Die Festplattenanzeige am Rechner blinkte wie verrückt.
Zu viel zu tun
.
    Ich hob eine der Jalousielamellen ein winziges bisschen und spähte hinunter. Zwei uniformierte Polizisten standen draußen auf der Straße. Einer schaute zum Fenster herauf, und ich trat zurück, die Lamelle glitt an ihren Platz.
    Bleib ruhig und geh bedachtsam vor.
    Eins nach dem anderen.
    Ich öffnete unseren gemeinsamen E-Mail-Account und sah Toris Nachricht gleich oben. Aber statt sie zu löschen, öffnete ich das Fenster des Internet-Browsers und ging direkt zu Yahoo. Die Konten dort waren anonym genug und ließen sich schnell einrichten.
    Während ich die Felder ausfüllte und irgendeine Identität erfand, klingelte wieder die Sprechanlage. Ich sah hinüber und dann wieder auf den Bildschirm. Sie würden es bald bei einem anderen Büro versuchen, und jemand würde ihnen öffnen.
    Tief durchatmen.
    Als ich den Account eingerichtet hatte, ging ich ins E-Mail-Programm zurück und auf »weiterleiten«, um Toris E-Mail an meinen neuen Account zu schicken. Dann löschte ich sie zusammen mit der neuen Version in meinem Gesendet-Ordner und leerte den Papierkorb. Wenn ich die E-Mail brauchte, würde ich so, wenn nötig, eine Kopie haben.
    Noch eins war zu tun. Wieder im Internet, entfernte ich die Seiten des Browsers, die ich gerade aufgerufen hatte. Ein Techniker würde trotzdem in der Lage sein, sie wiederzufinden, aber ich gewann dadurch etwas Zeit …
    Von unten hörte ich einen dumpfen Ton.
    Die Polizei hatte es bei einem anderen Büro versucht und Erfolg gehabt.
    Ich schaltete den Computer aus, ging dann in den Korridor zurück und schloss die Bürotür hinter mir. Der Korridor war L-förmig und die Treppe gleich rechts von mir. Ich hörte die Schritte nach oben trapsen, rannte in die entgegengesetzte Richtung und noch rechtzeitig um die Ecke. Am Ende war die Feuerschutztür. Als ich die Hand auf die Eisenstange legte, hörte ich jemanden an eine Tür im Flur klopfen. Eine Sekunde hallte das Klopfen wider, wurde aber dann von dem durchdringenden Alarm übertönt, als ich den Hebel hinunterdrückte und mich in ein zugiges Betontreppenhaus hinausdrückte.
    Zwei Treppen hinunter, meine Schritte polterten, ein Griff ans Geländer, ich schwang mich auf jedem Absatz um die Biegung herum. Unten war eine weitere Tür mit Hebel, und ich stürzte in den Hof hinter dem Gebäude hinaus, zwischen Mülleimer und Abflussrinnen.
    Bleib ruhig.
    Ich drückte die Tür hinter mir zu, zog einen großen Mülleimer davor und rannte.
     
    Die Tiefgarage am Sphere hatte sechs Stockwerke, und mein Wagen stand im Untergeschoss. Ich fuhr im Aufzug hinunter und zahlte meinen Parkschein am Automaten.
    Es war Viertel vor sechs. Hinter mir an der Wand lief Kinowerbung auf großen farbigen Tafeln, und ein Paar stand davor; sie diskutierten offenbar, was sie sehen wollten. Ich beneidete sie und wünschte, ich könnte jetzt etwas so Banales und Unkompliziertes tun wie mir einen Film ansehen.
    In meinem Wagen saß ich im Dunkeln und horchte auf das schrille Quietschen der Reifen, das auf den höheren Stockwerken der Garage widerhallte. Jeder Laut klang hier unten verstärkt und bedrohlich.
    Sarah befände sich jetzt auf dem Heimweg vom Studio, wenn sie nicht schon zurück war, und würde erwarten, mich in einer Stunde im Olive Tree zu sehen.
    Ich dachte nach. Die Polizei wusste, dass ich in der Stadtmitte gewesen war. Sollten sie mir folgen, würde es keinen großen Unterschied machen, wenn sie dieses Parkhaus als meinen letzten Aufenthaltsort kannten. Wenn ich fort war, konnten sie nicht wissen, welche Richtung ich eingeschlagen hatte.
    So schaltete ich mein Handy wieder an.
    Tut mir leid
, gab ich ein.
Etwas ist dazwischengekommen, ich schaffe es heute Abend nicht. Wir werden bald reden, ich versprech’s. Mach’s gut, bis dann.
    Ich starrte die Nachricht an, die mir unvollständig und lächerlich vorkam, und stellte mir vor, wie Sarah reagieren würde, wenn sie sie bekam. Wäre es ein Brief, würde sie ihn vielleicht zusammenknüllen und wegwerfen. Frustration stieg in mir hoch, ich drückte auf

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