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Totem des Boesen

Totem des Boesen

Titel: Totem des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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schonen. Nicht den Chor der Kinder, nicht die immer mehr außer Rand und Band geratenden Musikanten - und auch die anderen Voodoosi nicht!
    Lilith konnte nur ahnen, daß die Menschen hier an Kräften gerührt hatten, die sie nicht zu beherrschen vermochten - die vielleicht niemand beherrschen konnte. Das Fremde war zu stark, zu anders.
    Hohl hallte das Echo seiner Rufe in Lilith wider. Abstrakte Gedankenmuster, die ihr eigenes Denken umzuprogrammieren drohten. Es empfänglich machten für ... die Idee, in dem Namenlosen aufzugehen. Die eigene Identität aufzugeben und künftigen Terror mitzu-betreiben. Hier, in dieser Welt, oder anderswo, in einer Umgebung so fremd wie das Wesen, das Ding, das in diese Realität eingebrochen war .
    Lilith erreichte das Podest, wo auf dem Altarstein Aimee lag, der Blut aus Mund, Nase und Ohren quoll. Sie zuckte und wand sich in den Fesseln, die ihre Arme und Beine banden. Ihre Haut war fast durchscheinend vor Blässe geworden. In ihren Augen waberte die Schwärze, als hätte jemand Sternenlosen Weltraum hineingepackt.
    Sie war nicht mehr bei Sinnen. Vielleicht spürte Aimee gar nicht mehr, was das Abscheuliche in Gestalt Isaak Germains ihr antat -obwohl Lilith dies bezweifelte. Viel wahrscheinlicher war, daß das Leid, der Mißbrauch und alle Gewalt, die dieser gräßliche Dämon seinen Opfern antat, auch über den Tod hinaus dauerte ...
    Der Altar war zum Greifen nah. Er stand zwischen ihr und dem . Namenlosen.
    Aimee war verloren. Isaak Germains ganze Gemeinde war verloren. Und sie wußten es - jeder einzelne von ihnen. Jedes Kind und jeder alte Mann.
    Sie sangen, tanzten und schrien lustvoll ihre Ängste hinaus. Musikanten spielten mit blutigen Fingern. Die ersten Voodoosi fielen übereinander her .
    Nein, dachte Lilith. O nein!
    Sie konzentrierte sich.
    Sie wollte etwas tun. Sich wehren. Aber die Einflußnahme auf Isaak Germain hatte Kraft gekostet. Kraft, die jetzt fehlte.
    Das Wesen sah sie an. Ohne Augen.
    Und es gierte nach ihr. Ohne Mund.
    »Wer bist du?« keuchte Lilith.
    Sie erhielt keine Antwort. Aber das Unaussprechliche hörte und verstand sie, dessen war sie sicher. Jetzt zog ES den Dolch aus Ai-mees Körper und stieß ihn in den eigenen, als wollte ES zeigen, wie wenig IHM eine solche Klinge anzuhaben vermochte.
    ES schien unbesiegbar.
    Die, die es gerufen - oder provoziert - hatten, waren nichts anderes als Futter. Oder, noch schlimmer, Zeitvertreib.
    »Woher - kommst du?«
    Lilith hörte sich selbst beim Reden zu. Dabei versuchte sie mit aller Macht, den Bann, den Willen unter dem sie handelte, zu zerbrechen oder wenigstens zu schwächen. Einen Erfolg spürte sie nicht. Ihre eigene Magie verpuffte wie ein laues Lüftchen, das es mit einem Sturm aufnehmen wollte.
    Für einen Augenblick lang schienen die Zeit und jede Bewegung um sie herum zu gerinnen.
    ICH KOMME VON JENSEITS DER GRENZE, wisperte es in ihrem Verstand. UND DU? WOHER KOMMST DU? DU BIST NICHT WIE DIE ANDEREN. DU BIST . ZWEI. ICH VERSTEHE NICHT .
    Lilith verstand sehr wohl.
    Der Symbiont, ihr Mimikrykleid stellte den Dämon vor Probleme; der Hautfetzen der Ur-Lilith, der in Heraks Genlabor zur selben Größe gewuchert war wie der ursprüngliche Symbiont, den Lilith einst in ihrem Geburtshaus in Sydney erhalten hatte, um einen Verbündeten im Kampf gegen ihre Feinde zu haben.
    Aber von all den grandiosen Fähigkeiten des lebenden Gewebes waren diesem aufgepäppelten Fragment nur zwei geblieben: die Gabe der Verwandlung und die Resistenz gegen Feuer. Lilith konnte allein über ihre Vorstellung jedes Kleidungsstück damit erzeugen. Aber Eigeninitiative wie früher vermochte der Symbiont nur noch unter höchster Gefahr zu entwickeln; wie ein Reservoir letzter Kräfte, die erst dann freigesetzt wurden, wenn es ums eigene Leben ging.
    Als Waffe war der Symbiont nicht mehr zu gebrauchen. Und selbst das Wenige, was er noch leistete, ließ er sich teuer bezahlen. Mit Blut. Ihrem Blut. Anders als das Original ernährte sich dieses Fragment nicht mehr von schwarzem Vampirblut, sondern von rotem Blut, wie es in Liliths Adern zirkulierte. Und obwohl Lilith noch keine Indizien dafür gefunden hatte, daß sie von dem Symbionten »angezapft« wurde, machte sie sich keine gegenteiligen Illusionen.
    Der Pakt zwischen ihr und dem Mimikrykleid hatte Bestand.
    Aber er würde sie aus dieser Misere nicht retten .
    DU BIST ZWEI, schob sich das Fremde erneut zwischen ihre eigenen Gedanken. KOMM ZU MIR. KOMM IN MICH!
    Lilith

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