Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
Vom Netzwerk:
Äußerlichkeiten nicht täuschen! Und griff dann zu Eintopf und Löffel. Das Zeug schmeckte wie gesalzener, kalter Matsch, aber ihr Magen schrie nach Befüllung, und Durst hatte sie sowieso wie verrückt.
    „Das Wasser, bitte.“
    „Setzen Sie sich doch. Darf ich ein paar Fragen stellen?“
    „Meinetwegen“, kaute Amelie mit vollem Mund und nahm das Wasser entgegen. Sie ließ sich auf Wiccas Schreibtischstuhl nieder und lehnte sich zurück.
    „Wenn Sie meinen Namen wissen wollen: Ich bin Amelie.“
    „Helge. Gefreiter Helge Steghalter. Ist das Ihre Burg?“
    „Ob die mir gehört? Nein, ich war so was wie eine Angestellte hier.“
    „Und wo sind die ganzen Leute hin?“
    „Abgehauen, schätze ich.“
    „Sie wissen es nicht?“
    „Nein.“
    Amelie schüttelte zur Bekräftigung den Kopf. Sie wusste ja wirklich nicht, wo Wicca geblieben war. Das war hier zwar das Zentrum der Apokalypse, und sie selbst war Augenzeugin Nummer eins, aber was Erhellendes auszusagen hatte sie nicht.
    Plötzlich wurde ihr klar, dass es gar nicht gut für sie wäre, den Kommandierenden dieses Soldaten in die Hände zu fallen. Der junge Kerl fragte aus unbedarfter Neugier, aber wer immer hier die Befehle gab, der wusste wohl, warum man sich hier oben eingenistet hatte. Was man hier suchte. Und wie man jemanden zum Reden bringen konnte, der zu den Geheimnisträgern der Gegenseite gehören mochte.
    „Wie gesagt“, fügte Amelie etwas zu hastig und betont hinzu, „ich war nur eine kleine Angestellte.“
    Helge nickte und wirkte so offenherzig wie man nur sein konnte. Amelie bereute, sich überhaupt als Angestellte zu erkennen gegeben und ihren richtigen Namen genannt zu haben. Was, wenn das hier Verhörtaktik war? Schicken wir einen harmlosen Jungen vor, dem wird sie sich anvertrauen. Andererseits konnte es auch ihre Rettung sein, viel zu wissen. Spione waren wertvoll.
    „Wie sieht es da draußen eigentlich aus?“, fragte sie. „Ich war schon eine Weile nicht mehr in der Stadt.“
    „Seien Sie froh, denn dann würden Sie nicht mehr leben. Es ist die Hölle da draußen.“
    „Wirklich? Ist denn Rettung unterwegs, ich meine...“
    Er schüttelte nur den Kopf.
    „Ich will Ihnen keine Angst machen, aber ich sehe schwarz. Es gibt noch Menschen, wir haben unten in der Alten Wüstung einen versprengen Haufen getroffen. Aber die können sich nicht ewig in ihren Wohnungen einbunkern. Und diese Monster sind einfach überall.“
    „Aber Sie gehören doch zu den Rettern, oder? Sind nicht im ganzen Land Soldaten unterwegs, die mit den Monstern aufräumen?“
    „Vielleicht. Aber wir haben seit Tagen keine Verbindung mehr zu anderen Truppenteilen. Und wir allein haben keine Chance. Eigentlich geht es nur noch ums Überleben.“
    Amelie verzog das Gesicht, als sie das hörte, und spürte, wie etwas aus ihr hervorbrechen wollte. Sie riss sich nach Kräften zusammen, aber konnte ein Schluchzen nicht verhindern. Der Junge legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    „Tut mir leid, das war vielleicht zu direkt. Aber Sie müssen ja wissen, woran wir sind.“
    Amelie stellte den halb gegessenen Bohneneintopf auf den Schreibtisch und würgte den Kloß von Angst und Schuld und schlechtem Gewissen hinunter. Sie schaute ihm über die Kerze hinweg in die Augen und fragte:
    „Und was jetzt?“
    „Was meinen Sie?“
    „Na, wo soll ich schlafen? Wie lange wollen Sie mich verstecken? Wie soll das hier weitergehen?“
    „Ach so, na ja, ich dachte, eine Weile kann ich mich um sie kümmern. Ich denke, meine Einheit wird nur ein paar Tage hier verschnaufen, maximal. Und dann...“
    Amelie dämmerte, dass es für sie überhaupt keine hoffnungsvollen Optionen gab. Wenn die weiterzogen, blieb sie allein zurück in einer apokalyptischen Welt. Sich ihnen anzuschließen, als einzige Frau und mit ihrer Vergangenheit, darin lagen sogar noch mehr Gefahren. Und wie wäre es, den Jungen ganz auf ihre Seite zu ziehen und sich mit ihm durchzuschlagen? Sie fragte ganz offen:
    „Wenn Sie allein wären, so wie ich – was würden Sie tun?“
    „Nach anderen Überlebenden suchen und mich ihnen anschließen. Je größer die Gruppe, desto besser. Allein ist man da draußen so gut wie tot.“
    Das kam wie aus der Pistole geschossen. Amelie räusperte sich.
    „Ich bin allein, und Sie gehören zu einer großen Gruppe mit vielen Waffen, nehme ich mal an. Aber Sie haben mir vorhin ja indirekt geradezu abgeraten, mich Ihnen anzuschließen.“
    „Ich weiß. Ich versuche das zu

Weitere Kostenlose Bücher