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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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auch noch gleich.“
    „Das muss nichts heißen. Hör zu, Mann, wenn du willst, zieh ich mir das rein, und wir quatschen bei Gelegenheit mal wieder drüber. Aber jetzt...“
    „Was ist, hast du es eilig?“, fragte Niedermüller ironisch.
    „Vielleicht hab ich ja Wachdienst.“
    „Hast du nicht.“
    „Aber mir ist das peinlich hier so im Dunkeln mit dir aufm Klo. Ich geh jetzt, und du wartest zehn Sekunden, bevor du mir folgst, klar!“
    „Schon klar. Du hast vielleicht Sorgen...“
    Ich hab vielleicht ein schauspielerisches Talent, sagte sich Steghalter, witschte durch die Tür und war so schnell den Gang runter, dass Niedermüller unmöglich herausfinden konnte, in welche Richtung er verschwunden war, wenn er wirklich bis zehn zählte.
    Der Gefreite erreichte die Tür, die er sich gemerkt hatte, atmete kurz durch in Befürchtung, dass sich wider Erwarten jemand in dem Raum eingenistet haben könnte, öffnete und schlüpfte hinein und schloss die Tür so leise wie möglich von innen. Er ignorierte das aufgeregte Klopfen, das aus dem stockdunklen Raum kam, wartete und lauschte an der Tür, fühlte sich endlich sicher, knipste sein Feuerzeug an, stellte die EPa-Packung auf den Schreibtisch, zückte den Schlüssel und öffnete die Truhe.
    Noch bevor er die beruhigenden Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, aussprechen konnte, flog ihm irgendwas Leichtes, nicht allzu Hartes entgegen, ein Kampfschrei erklang und eine kleine, aber verdammt harte Faust traf ihn am Kinn.
     
    Amelie hatte während der knapp dreistündigen Dauer ihrer Gefangenschaft alle Stadien von Angst bis hin zur Todespanik durchlitten.
    Hätte sie sich nur rechtzeitig versteckt! Oder wäre mit den Süchtigen auf und davon. Oder hätte sich den Kommandierenden der Truppe gestellt. Aber so...
    Jetzt war sie anscheinend die Sex-Sklavin eines brutalen Söldners. Wie sollte sie mit dieser Situation umgehen? Sie entschloss sich zur Gegenwehr. Natürlich würde er mit einem Angriff rechnen, wenn er den Deckel hob, aber sie würde nicht nur angreifen, sondern ihn anspringen wie eine Furie und mit aller Kraft fertigmachen.
    Die stundenlange Gefangenschaft aber machte sie erst mal fertig. In der Enge bekam sie Krämpfe. Der Sauerstoff wurde knapp. Die Ungewissheit zermürbte sie. Als endlich tatsächlich das passierte, worauf sie so verzweifelt gehofft und was sie so unglaublich gefürchtet hatte, da gelang ihr gerade mal ein Mäuschen-Angriff. Sie hatte ja auch nichts außer Wiccas Plastikröhrchen und ihre paar Aerobic-Muskeln.
    „Sorry, dass es so lange gedauert hat. Dafür hab ich was zu Essen für Sie. Hier.“
    Das klang überhaupt nicht nach der Kampfsau mit Gewehr und Schutzbrille, die sie eingebuchtet hatte.
    „Moment, ich mach Licht.“
    In der völligen Dunkelheit und Orientierungslosigkeit verharrte Amelie schnaufend und zu allem bereit in ihrer Kiste. Ein Streichholz ratschte, eine Kerze flammte auf, und der junge Soldat, dessen Gesicht in der schummrigen Helligkeit erschien, wirkte ängstlich und beflissen. Und so defensiv. Sie entspannte sich unweigerlich.
    „Waren Sie das, der mich eingesperrt hat?“
    „Ja, tut mir leid. Wissen Sie, ich hab schon mal erlebt, wie das ist, wenn ein Kampftrupp eine Stellung einnimmt und auf Frauen stößt. In Afghanistan war das. Die hatten alle schon ewig keinen... Sie wissen schon.“
    „Soll das heißen, Sie wollten mich schützen? Vor Ihren eigenen Kameraden?“
    „Ja. Was sonst?“
    Amelie zögerte.
    „Keine Angst. Ich tu Ihnen wirklich nichts. Hier, das nennt sich Einmannpackung, kurz EPa. Das sind lang haltbare Fertiggerichte und Kekse und so. Und ich hab ne kleine Wasserflasche in der Tasche.“
    Er zog eine durchsichtige Plastikflasche hervor, stellte sie neben den Karton auf Wiccas Schreibtisch und trat einen Schritt zurück.
    Amelie stieg aus der Truhe. Das hätte sie längst machen sollen, denn nirgends war sie wehrloser als noch halb drin in dieser potentiellen Mini-Einzelzelle.
    „Okay, geben Sie mir was!“
    Sofort stürzte er sich über den Karton, zerfetzte ihn für sie und zog ein eingeschweißtes Nahrungspäckchen hervor.
    „Das ist Bohneneintopf. Nicht mein Lieblingsgericht, aber geht so.“
    Er riss das Päckchen auf, griff zu einem Plastiklöffel und hielt beides je in einer Hand mit ausgestreckten Armen Amelie entgegen. Im Licht der flackernden Kerze sah er aus wie Milchgesicht Justin Bieber – mit dem Körper von Brad Pitt. Amelie rief sich innerlich selbst zu: Lass dich von

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