Toten-Welt (German Edition)
lächelte ebenso fies wie verlangend.
„Ich kann mir schon denken, was Sie wollen.“
„Als Soldat hatte man in letzter Zeit nicht gerade viel Gelegenheit für etwas Abwechslung. Gut, dass Sie das verstehen.“
„Wann?“
„Mitternacht. Mein Zimmer ist...“
„Ich weiß schon, wo.“
„Gut informiert, die Kleine.“
Er strich ihr, versteckt vor den anderen, über den Oberschenkel, und Amelie schauderte es.
„Sie werden in mir einen guten Freund haben“, flüsterte er ihr zu und klang erregt. „Ich kann Ihnen in jeder Weise helfen. Sie als einzige Frau hier oben. Ich bin die wahre Autorität dieser Truppe, nicht diese Witzfigur von angeblichem Oberst.“
Amelie wurde hellhörig.
„Was wissen Sie über ihn?“
„Na, zum Beispiel, dass er nicht mal Soldat ist. Und noch eine ganze Menge mehr.“
„Und warum decken Sie ihn dann?“
„Pst. Nicht hier. Heute Nacht, meine Kleine. Wir nehmen uns viel Zeit. Für alles.“
„Meine Herren, meine Dame“, rief der BMF und übertönte die letzten Worte Kuckels. Rasch lösten die beiden ihre Zweiergruppe auf und fügten sich zu den anderen. Niemand schien sich über ihr Gespräch Gedanken zu machen. Bemerkt zu haben schien es überhaupt nur Leistner, und der wandte jetzt demonstrativ den Blick ab.
„Nehmen wir doch Platz“, verlangte der BMF, während sich die Anwesenden bereits um die Tafel gruppierten und ihre Stühle zurechtschoben.
„Wir haben alles gehört und viel diskutiert. Eine Entscheidung steht an. Und wir müssen uns überlegen, falls wir uns dafür entscheiden, wie wir der Mannschaft dieses Unternehmen vermitteln. Ich fasse noch mal kurz zusammen...“
„Lassen Sie mich das machen“, schnitt ihm Kellermeister ziemlich grob das Wort ab. „Es handelt sich um meine Idee, und ich habe vorhin noch nicht jedes Detail erwähnt. Manches ist erst im Gespräch klar geworden, und das hat neue Ideen nach sich gezogen.“
„Bitte sehr“, sagte der BMF freundlich, und man sah und hörte ihm nicht an, ob er sich über den Angriff auf seine Autorität ärgerte.
„Es wurde allgemein angezweifelt, dass eine Sprengung dem Berg und der Burg etwas anhaben könnte. Was ich vorhin nicht erwähnt habe, ist die Tatsache, dass der Steinbruch stillgelegt wurde, weil allein durch den weiteren Abbau ein Hangdrift und dadurch bedingter Einsturz der gesamten Burganlage befürchtet wurde. Die Befürchtung war mehr als gerechtfertigt. Wenn man nun bedenkt, wo wir die Sprengung ansetzen wollen...“
„Jetzt muss ich doch mal unterbrechen“, knurrte Kuckel und beugte sich weit über den Tisch in Richtung Kellermeisters.
„Verstehe ich das richtig, dass wir diese Sprengung vor allem deshalb planen, weil wir eingekreist sind und keine Ausbruchsmöglichkeit sehen?“
Zustimmendes Schweigen, vereinzeltes Nicken.
„Die Sprengung aber wird dazu führen, dass der Berg kollabiert, samt Festung in den Steinbruch abrutscht und alles unter sich begräbt?“
Noch ehe jemand zustimmen oder widersprechen konnte, rief er, den Entgeisterten spielend:
„Wie um alles in der Welt sollen wir die Anlage evakuieren, ohne selbst dabei unterzugehen?“
„Durch eben jenen Gang, den wir dann als Sprengkammer nutzen.“
„Einen Gang? Und unsere Fahrzeuge? Waffen, Vorräte? Soll das alles mit in die Binsen gehen?“
„Das alles werden wir danach nicht mehr brauchen“, antwortete Kellermeister ruhig.
„Wie bitte? Aber...“
„Wir haben hier die einmalige Chance, die Monster der gesamten Region auf einen Schlag zu beseitigen. Unsere Wachen melden uns, dass bis zum Horizont so ziemlich alles, was noch auf zwei Beinen läuft, hierher unterwegs ist. Das heißt, wenn die alle hier oben sind und durch die Sprengung unter Tonnen von Gestein verschwinden, ist die Gegend danach sauber. Wir können unter Tausenden von Fahrzeugen wählen, die herrenlos herumstehen, und Dutzende Supermärkte ausräumen. Die ganze Stadt gehört uns und kann von uns neu besiedelt werden. Aber nur, wenn wir zunächst mal das nackte Leben retten. Anders geht es nicht.“
„Na gut erst mal so weit“, griff Kuckel den Faden wieder auf, nachdem er in die Runde geschaut und die ratlos dreinblickenden Gesichter studiert hatte. „Wo ist dieser Gang, wo genau kommt er raus, und woher zum Kuckuck wissen Sie überhaupt davon?“
„Weil ich hier in der Stadt aufgewachsen bin. Und aus der Zeitung. Vor etwa einem Jahr war das ein wochenlanges Aufmacher-Thema. Bis dahin wurde hier ein sehr seltener,
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