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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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gedrängt wie ängstliche Kinder verharrten.
    „Ich wüsste zu gern, was passiert, wenn man sie zusammenfügt“, sagte der Hase leise.
    „So gern, dass du dich von ihnen abschlachten lässt, wenn es Killer sind?“
    „Ich denk, ich bin unsterblich?“
    „Ich weiß, ich bin unsterblich, und wage es trotzdem nicht. Ich brauche sie auch nicht mehr. Das Mittel hat seinen Zweck erfüllt. Und deshalb werden sie hier eingeschlossen. Für alle Zeiten. Ihr wart nun die letzten, die sie je gesehen haben.“
    Wicca sperrte die schwere Metalltür zwei mal ab und schob den Schlüssel in eine kaum wahrnehmbare Mauerritze unweit der Tür.
    „Für alle Fälle, falls mich noch mal jemand schnappt. Und jetzt die Frage aller Fragen...“
    Der Hase prägte sich ein, wo der Schlüssel steckte, und ließ sich dann von Wiccas nächster Äußerung ablenken. Sie war an den Karton voll Ampullen getreten, wühlte mit beiden Händen darin herum und lächelte.
    „Ihr habt die Qual der Wahl, Freunde. Wollt ihr so bleiben, wie ihr seid? Wollt ihr ewig leben oder begrenzt, verwundbar sein oder unzerstörbar? Oder wollt ihr wieder richtige Menschen werden, verletzlich, sterblich – aber für kurze Zeit wunderschön?“
    „Uu-ööh!“, kam es aus voller Überzeugung von Frieda, die dabei einen Schritt auf Wicca zu machte und die Hand ausstreckte. Ihr Anblick war von allen der erbärmlichste: angeschwollen und blau angelaufen, von eingetrocknetem Blut verschmiert, völlig verschmutzt und durch den Verlust ihrer Sprachfähigkeit von Frust und Wut und Hass entstellt.
    „Gerne“, sagte Wicca freundlich und reichte ihr eine halb gefüllte Ampulle, die sie wahllos aus dem Karton zog. „Wunderschön wie vorher und auch alles andere. Aber Moment bitte noch. Hase?“
    „Unsterblich und unzerstörbar!“
    „Bitte sehr. Jetzt bin ich gespannt auf Ihre Entscheidung, Frau Bomhan.“
    „Egal, wie, ich muss in dieser Welt leben, oder? Es wird nicht wieder alles heil?“
    „Wo denken Sie hin? Ich bin keine Göttin. Ich zapfe nur Leichensäfte und verstehe sie in unterschiedlichen Varianten zu mixen. Was darf’s also sein?“
    Die Bomhan starrte sie an, schüttelte den Kopf und sagte leise:
    „Ich weiß es nicht.“
    „Dann nehmen wir den Überraschungs-Cocktail. Hier bitte. Alle bereit? Das Mittel wird bitte oral eingenommen. Ja, in den Mund schütten, Hase. Eins, zwei, drei – und runter damit!“
     
    Als BMF Hermann Klangfärber den Zinnenkranz des Torturm-Ausguckes der Hauptburg erreichte und sich über die Brüstung zum vorgelagerten Zugbrückenturm wandte, schob sich unmittelbar daneben gerade die erste Zombie-Fratze über die Mauerkrone der Vorburg.
    „Die Mauer ist zehn Meter hoch! Wie zum Teufel ist das möglich?“, schrie er gegen den orkanartigen Sturm an, der dem Gewitter voranfauchte, das sich am Horizont zusammenbraute. Der gesamte Himmel über dem Westen war pechschwarz. Blitze zuckten in den Wolkengebirgen, erste Donnerschläge rumorten in der Ferne, und Regenspritzer wurden mit den Windböen herangeweht. Nach der wochenlangen drückenden Hitze war das erfrischend, aber das Unwetter kam zum ungünstigsten Zeitpunkt. Der Zombie, ein scheußlich entstelltes Ungeheuer mit mumifizierter Gesichtshaut und freiliegendem Gebiss, erklomm die Zwingermauer und taumelte auf dem First in Richtung Schildmauer zur Hauptburg.
    „Die benutzen sich gegenseitig als Rampe!“, schrie der Soldat, der Klangfärber alarmiert hatte, gegen den Sturm an. „Kommen Sie mit, vom Eckturm aus hat man den besseren Blick.“
    Ein Schuss knallte. Der BMF sah aus dem Augenwinkel den Schützen schräg neben sich und ihm gegenüber den Zombie, der mitten in die Stirn getroffen wurde, zur Seite kippte und neben dem Haupttor zur Vorburg aufschlug. Das Risiko, dass er auch mit durchlöchertem Schädel irgendwann wieder aufstand, lag der Erfahrung nach bei etwa 50 Prozent.
    „Haben wir genug Munition?“, fragte Klangfärber, während sie über den Wehrgang zum Eckturm eilten.
    „Noch etwa dreitausend Schuss.“
    „Gut.“
    „Nicht gut. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“
    Hermann blieb die Frage nach dem Grund dieser pessimistischen Antwort im Halse stecken. Was er vom Eckturm aus sah, beantwortete alles. Er schaute hinab auf einen gigantischen Ameisenhaufen aus Zombieleibern. Dicht aneinander gequetscht wie bei einem Rockkonzert drückten Zehntausende von allen Seiten gegen die Mauern und kletterten dabei von hinten her auf die vordersten

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