Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
Vom Netzwerk:
drei weitere Steine folgten, sie stapelte sie, auf der Leiter balancierend, zwischen ihrem linken Unterarm und ihrem Oberkörper; dann war das Loch groß genug, und sie schob die Steine einen nach dem anderen durch den Hohlraum auf die andere Seite, wo es klang, als lege sie sie auf einem Holzboden ab.
    „Ohne Putz kann man auch mauern. Sieht aus einiger Entfernung aus wie echt, lässt sich aber rückgängig machen. Tja, sehet, staunet und lernet...“
    Es dauerte nicht lange, da war aus dem Loch in der Wand ein Durchschlupf geworden. Sie steckte ihren Kopf hinein und verschwand schließlich ganz darin.
    „Worauf wartet ihr?“, erklang es leise aus dem Loch. Der Hase schien nur auf einen solchen Befehl gelauert zu haben, er erklomm die Leiter und folgte. Frieda drängte die Bomhan ab, die als nächste wollte, die beiden rangelten, und Frieda siegte. Als letzte kam Irene Bomhan oben an, schaute in das Loch und fluchte:
    „Dass Leute mit Schlankheitswahn nie auch mal an andere denken können...“
    Wicca nahm von innen her noch ein paar Steine aus dem Loch, und schließlich passte auch der korpulente Leichenkörper der Bomhan hindurch. Sie kam an in völliger Finsternis.
    „Und jetzt?!“
    „Machen wir das gleiche Spielchen noch mal.“
     
    Die Ohnmacht hatte nicht lange gedauert. Leistner hatte Kuckel einen Krug Wasser ins Gesicht geschüttet, der war stöhnend und prustend aufgewacht, hatte sich erstaunlich schnell gefasst und war, alle Hilfe grob wegstoßend, allein auf die Beine gekommen.
    Amelie erwartete nun, wie alle anderen, irgendwelche großen Enthüllungen über Hermann und, wenn Kuckel so richtig in Fahrt wäre, auch über sie. Er aber ging zur Tür, riss sie auf, drehte sich vor dem Rausgehen noch mal um und befahl:
    „Alle Mann auf ihre Posten! Sie haben es gehört, wir werden angegriffen.“
    „Welche Posten denn?“, fragte Mertel spöttisch. „Wir sind das Hauptquartier. Wir sollten hier Meldungen abwarten und Entscheidungen treffen.“
    „Aber nicht alle. Wir wechseln uns ab. Leistner, Steghalter, Niedermüller, wir gehen zuerst.“
    „Moment mal erst noch!“
    „Was?“
    „Na was wohl.“
    Mertel war ihm zur Tür gefolgt und trat ihm frontal gegenüber.
    „Was wollten Sie uns über Klangfärber enthüllen?“
    „Er sollte Gelegenheit haben, Stellung zu nehmen, oder? Diese Biester sehen nachts nicht besonders gut. Ich nehme an, dass wir nach Sonnenuntergang Ruhe haben und die Lage besprechen können. Und sie...“
    Er deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf Amelie.
    „...sehe ich vorher auf jeden Fall am vereinbarten Ort.“
    Kaum hatte er ausgesprochen, war er auch schon draußen.
    „Was will er denn von Ihnen?“, fragte Mertel.
    „Keine Ahnung. Warum gibt der überhaupt den Ton an?“
    Im Raum verblieben waren nur Amelie, Mertel und Kellermeister, der lakonisch antwortete:
    „Das hat er schon immer gemacht. Nehmen Sie den nicht allzu ernst. Der hat den Napoleon-Komplex. Liegt wohl an seiner Größe. Ich schlage folgendes vor...“
    Mertel und Amelie sahen sich an und nickten ihm auffordernd zu.
    „Einer sollte hier wirklich die Stellung halten. Wenigstens zwei sollten nach dem Geheimgang suchen. Sie, Amelie, sind doch offenbar schon länger auf dieser Burg. Wissen Sie irgendwas darüber?“
    „Nicht wirklich, aber es gibt da eine Stelle...“
    „Was heißt nicht wirklich?“, unterbrach sie Mertel. Wie der sie anschaute! So freundlich und wohlwollend und zugleich durchschauend. Ein Polizeihauptkommissar, und der sollte nicht wissen, dass sie gesucht wurde – nachdem ihr Fahndungsfoto sogar im Fernsehen zu sehen gewesen war? Oder hatte sie sich derart verändert in den letzten Tagen ohne Frisier- und Waschgelegenheit, mit Brille nun statt Kontaktlinsen? Wohl kaum. Kuckel hatte sie sofort erkannt.
    „Ich habe die Burg aus Neugier erkundet. Es gibt da einen Aborterker, von dem zweigt ein Wehrgang ab, der blind endet. Für mich sieht es an der Stelle so aus, als sei ein weiterführender Gang zugemauert worden.“
    „Worauf warten wir dann!“
    Kellermeister schnappte sie am Arm und wollte sie zur Tür ziehen.
    „Moment noch. Ich hab mir das von außen angeschaut. Die Verlängerung dieses möglichen Gangs endet am Bergfried. Aber der hat nur einen Zugang, nämlich den in zehn Metern Höhe auf der Gegenseite. Ich bin da hochgeklettert und hab in den Turm geschaut.“
    „Und?“
    „Nichts. Keine Verbindung zur Burg. Ringsum Mauern, alles hohl, oben das Dach und unten steht

Weitere Kostenlose Bücher