Toten-Welt (German Edition)
Tür.
„Den Gang selbst nicht, aber Hinweise darauf. Ich will nicht die Pferde scheu machen...“
„Wieso, was ist denn? Setzen wir uns erst mal!“
Sie nahmen im Dreieck Platz an der ovalen Tafel des Rittersaals.
„Wo ist überhaupt Amelie?“, fragte Mertel.
„Hat sich entschuldigt. Scheint noch irgendwas vor zu haben.“
„Was denn! Sie kennt doch hier keinen. Oder?“
Er schaute Klangfärber wissend an, aber der winkte ab.
„Kommen wir zur Sache. Scheint, Sie hätten etwas Beunruhigendes entdeckt.“
„Möglicherweise. Wir sind per Leiter zur Einstiegsluke des Bergfrieds hoch geklettert. Wie Amelie gesagt hat, steht da unten das Wasser drin. Wir haben uns eine Stange besorgt und herumgestochert. Es gibt mindestens eine Vertiefung, die weit unter das Bodenniveau reicht. Könnte sein, das ist nur ein überfluteter Keller, aber, na ja...“
„Was?!“
„Amelie war schon mal im Bergfried und hat sich das angeschaut, wenn auch nur von oben. Sie schwört, dass es nur den einen Eingang gab und ansonsten glatt vermauerte Wände. Jetzt gibt es aber eine Stelle direkt gegenüber, die wie aufgebrochen und lose neu vermauert aussieht. An einer Stelle, die in die Burg führt.“
„Und?“
„Beim Herumstochern haben wir außerdem eine Teleskopleiter gefunden, versteckt im Wasser. Die Wand unterhalb des möglichen zweiten Zugangs war nass.“
„Und welche Schlüsse ziehen Sie daraus?“
„Dass jemand eingedrungen ist. Erst vor kurzem.“
„Und der soll sich die Mühe gemacht haben, einen Durchgang aufzubrechen, auf einer wackligen Leiter stehend, und den dann wieder vermauert haben?“, fragte Mertel ungläubig.
„Ja, warum ist er nicht einfach durch den offenen Ausstieg? Und wieso war die Leiter wieder eingefahren und unter Wasser?“
„Das weiß ich nicht. Ich teile Ihnen nur die Fakten mit und die Schlüsse, die Amelie und ich vor Ort daraus gezogen haben. Wohlgemerkt, die Bedingungen für gründliche Untersuchungen waren nicht besonders günstig. Es war schon fast finster, wir hatten keine Lampen. Nur die Blitze haben immer mal Teile des Innenraumes erhellt.“
„Wir sollten keinesfalls Alarm auslösen“, entschied Klangfärber. „Aber die Innenwachen verstärken.“
„Und was machen wir in Sachen Gang?“, fragte Mertel. „Was ist mit tauchen?“
„Wir haben weder eine Ausrüstung noch Unterwasserlampen“, stellte Klangfärber fest.
„Das macht nichts“, sagte Kellermeister. „Es gibt nur zwei logische Möglichkeiten, und die sind leicht ohne Ausrüstung zu ermitteln für jemand, der ein bisschen geübt ist im Tauchen. Ich bin es leider nicht, weil...“
„Egal. Welche Möglichkeiten?“
„Erstens: Es handelt sich um einen abgeschlossenen Hohlraum. Vielleicht das ehemalige Verlies. Ein solcher Raum kann nicht groß sein und sollte leicht zu erforschen sein.“
„Und zweitens?“
„Es handelt sich um den gesuchten Einstieg in den unterirdischen Gang. Da der Gang bergab geht, kann er nicht völlig überschwemmt sein, das Wasser würde derart nach unten drücken, dass es längst am Steinbruch nach außen geplatzt und abgeflossen wäre. Also kann es nur eine Art Schleuse sein. Auch das wäre leicht zu untersuchen.“
„Wie wäre es gleich?“, fragte Mertel. „Ich bin zwar kein Taucher, aber traue mir das zu.“
„Wir warten bis morgen. Bei so was will ich Tageslicht.“
„Da unten ist es auch tagsüber finster.“
„Der BMF hat recht“, mischte sich Kellermeister ein. „Das ist kein leichtes Unterfangen. Es sollten auch ein paar mögliche Retter anwesend sein. Wir brauchen ein Seil für den Taucher. Und was, wenn wir den Gang finden? Was, wenn er voller Zombies ist? Wir sollten ein solches Unternehmen einigermaßen vorbereiten.“
Klangfärber hatte schweigend zugehört und ließ die Wort auf sich wirken. Ehe er antworten konnte, wurde es unruhig. Auf dem Burghof erklangen schnelle Schritte und gedämpfte Rufe.
„Verdammt, ich hatte gehofft...“
Die drei Männer eilten zum Fenster, starrten hinunter auf den dunklen Hof und sahen eine große Gestalt zum Eingang des Palas-Traktes rennen. Klangfärber erkannte Stolte, seinen Paladin, und rechnete mit dem Schlimmsten. Unverzüglich durchquerte er den Raum, riss die Tür auf und rannte zur Treppe. Auf halber Strecke trafen sie im Treppenturm zusammen. Mertel und Kellermeister holten auf und hörten ihn fragen:
„Welcher Abschnitt?“
„Kein Angriff“, erwiderte Stolte knapp. „Ein Verbrechen in den
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