Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
Vom Netzwerk:
nächst erreichbaren Soldaten links und rechts von ihm weiter. Kaum hatten die als Glied in der Befehlskette fungiert und den Befehl ebenfalls an den nächsten weitergegeben, legten sie an auf das, was mal Franz von Neuminingen geheißen hatte. Bevor eine Patrone abgefeuert war, wurde die erste Panzerfaust in Stellung gebracht.
    „Moment!“, brüllte der Burgmannschaftsführer. „Treffen Sie bloß nicht unseren eigenen Panzer!“
    „Keine Sorge, ich weiß genau, wo der steht.“
    Der Schütze legte an, als gerade die ersten Gewehrschüsse fielen, machte sich bereit, sah das Ziel unverfehlbar vor sich, sah durch die Fernzieleinrichtung eine Gewehrkugel mitten in der Stirn der Mumie einschlagen und sie unter der Wucht erzittern, war kurz davor, seinerseits abzudrücken...
    Da geschah etwas Unglaubliches.
     
    „Ich kann es kaum erwarten, mich im Spiegel zu sehen“, schwatzte Frieda vor sich hin und klang überglückselig. „Allein meine Stimme zu hören... – juhuu, ich kann wieder sprechen!“
    „Nicht so laut!“, zischte Wicca. „Und erhoffen Sie sich nicht zu viel, im Moment sehen Sie aus wie eine gebadete Maus.“
    „Aber ein bildhübsche gebadete Maus, stimmt’s!“
    „Wo sind wir hier überhaupt?“, fragte der Hase.
    „Im Bergfried. Still jetzt!“
    „Und wo kommt das ganze Wasser her? Das Dach sieht doch dicht aus.“
    „Das Wasser ist die Tarnung für den Eingang zum Ravelin, du Vollidiot“, ätzte Irene Bomhan. „Bist du nicht dabei gewesen, als wir hoch getaucht sind?“
    „Nicht streiten, Kinderchen. Überhaupt mal ganz still sein, bitte. Denn wenn die uns erwischen, ist es mit Schönheit und sonstigen neuen Fähigkeiten ganz schnell wieder vorbei. Und das wollen wir doch nicht, oder?“
    Das saß. Die empörte Erwiderung blieb dem Hasen im Halse stecken.
    Wicca stand mit gebeugtem Rücken in der Mitte des bis oben zum Dach hin offenen Turms, in dessen Hohlraum lediglich durch den in zehn Metern Höhe gelegenen ehemaligen Zugang etwas Licht fiel, und rührte mit beiden Händen im Wasser herum. Die trübe Finsternis wurde durch das Zucken von Blitzen gelegentlich grell erhellt. Der Sturm fauchte so laut um den Bergfried, dass Wiccas Plätschern kaum zu hören war. Erste fette Regentropfen knallten aufs Dach.
    „Hab’s!“
    Wicca stierte mit der rechten Hand etwas tiefer und zog schließlich eine handliche Leichtmetall-Teleskopleiter aus dem Wasser.
    „Bin ich schlau oder bin ich schlau?“
    „Vor allem sind Sie kein Teenager mehr.“
    „Aber liebe Frau Bomhan, warum so grantig? Nehmen Sie sich ein Beispiel an unserer Frieda. Die weiß zu schätzen, was ich ihr gegeben habe.“
    „Die hat ja auch wirklich was bekommen. Ich merke gar nichts. Und sehe noch beschissener aus als vorher.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“, fragte Wicca munter und begann die Leiter auszuklappen. Ungefragt machte der Hase sich daran, ihr dabei zu helfen. Frieda stand still lächelnd an die Innenmauer des Turms gelehnt und badete im Blitzlicht wie in warmen Sonnenstrahlen.
    „Ich sehe doch meine Hände und Arme und Beine. Das Loch im Kopf ist auch noch da“, schimpfte die Bomhan.
    „Sie haben ja auch das Überraschungspaket bekommen.“
    „Und was ist das, verdammt noch mal?!“
    „Sehen Sie sich den Hasen an. Der hat auch im Moment noch nichts von seinen neuen Superkräften. Aber beklagt er sich? Nein, er packt mit an. Das ist Dankbarkeit.“
    „Ist es nicht. Immerhin haben Sie mich ja erst kaputt gemacht. Und meine Arme und Beine sind immer noch schwarz und vernarbt, und der Riss in der Lippe ist auch noch da, ich spür’s mit der Zunge. Ich will nur endlich aus dem Wasser raus!“
    „Dann hoch mit unserem Klettergerät, allez hop!“
    Zu zweit richteten sie die Leiter in der Mitte zu voller Höhe von rund zehn Metern auf und drückten dann in unterschiedliche Richtungen. Der Hase wollte sie an den offensichtlichen Ausstieg lehnen, Wicca drückte in Gegenrichtung zu einer Stelle der Wand, die lückenlos vermauert schien. Sie war stärker und stieß ihn schließlich ganz zur Seite. Metallisch über Stein kratzend, kam die Leiter zur Ruhe.
    „Es ist ja wohl keine Tarnung, einen offensichtlichen Ausstieg zu nehmen“, murmelte sie vor sich hin, als sie die ersten Stufen erklomm. Die dünne Leiter bog sich unter ihrem Leichtgewicht gefährlich durch und geriet bei ihrem Tempo ins Wippen. Oben angekommen, tastete sie eine Weile an der Wand herum, fand einen lockeren Stein und zog ihn heraus. Zwei,

Weitere Kostenlose Bücher