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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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drauf.
    Neben dem Tor zur Vorburg hatte sich auf diese Art trotz des fünf Meter tiefen und ausgemauerten Grabens eine Rampe aus Körpern gebildet, über die von hinten her immer wieder neue Leichen herantaumelten. Das Gebilde war nicht stabil, wankte hin und her, sackte immer wieder an verschiedenen Stellen in sich zusammen, aber schon schaffte es der nächste, über Köpfe und Schultern kriechend und balancierend, die Mauerkrone zu erklimmen. Wieder erklang ein Schuss, wieder stürzte der Eindringling, diesmal nach außen. Direkt unter Hermanns Standort begann sich eine zweite Rampe zu formieren.
    „Kommt mir vor als klammerten wir uns an eine kleine Insel inmitten haiverseuchter Gewässer, und das Wasser steigt und steigt“, sagte der Soldat gedankenverloren.
    „Effektiver kann man die Flammenwerfer doch gar nicht einsetzen“, brüllte der BMF gegen Sturm und Donner und das Brüllen und Stöhnen der Zombies an und zog sich die Kapuze seines Parkas über den Kopf, als der Regen jetzt immer stärker wurde.
    „Aber für diese Masse reicht auch das nicht“, brüllte sein Ansprechpartner zurück.
    „Was ist mit dem Panzer? Ist der irgendwo im Einsatz?“
    „Nein. Unter dem Gewimmel verschwunden.“
    „Du lieber... Gott!“
    Er suchte rings um das Ravelin, von der die Oberkante noch aus den Leibern herausragte, nach dem Panzer, aber fand keine Spur, nicht mal das Rohr.
    „Stehen wir noch in Verbindung mit der Besatzung?“
    „Ja.“
    „Was, wenn wir einfach kreuz und quer damit herumfahren und sie plattwalzen?“
    „Wir haben kaum noch Sprit.“
    Mit einer Gewitterböe drang der atemlähmende Verwesungsgestank zu ihm herauf. Der süßliche, brechreizerregende Mief war längst allgegenwärtig, aber die konzentrierten Wogen, die mit dem Wind nach oben getragen wurden, raubten den Verteidigern ihren Atem. Selbst die Scharfschützen, die darauf trainiert waren, Außenreize nicht an sich heranzulassen, banden sich jetzt Tücher um Mund und Nase.
    „Ein Fernglas!“, rief Hermann. Der Riese von Soldat neben ihm schüttelte den Kopf, aber brüllte den Befehl weiter.
    Der Steinbruch war auch mit bloßem Auge erkennbar. Das gigantische Loch reichte aus, um zehn Burgen zu verschlingen. Alles, was Kellermeister ausgeführt hatte, traf zu. Die Zombies, die noch immer vom Tal heranwankten, wenn auch nur noch vereinzelt, kamen von allen Seiten, außer natürlich vom Steinbruch. Da, wo es an den Flanken steil nach unten ging, umrundeten sie den Krater mit gut 50 Metern Abstand.
    Das Ende des vermuteten Gangs sah man von dieser Position aus nicht, aber tatsächlich konnte man, egal wo über dem Steinbruch der Ausstieg liegen mochte, an den Seiten entlang absteigen, wie es aussah relativ gefahrlos. Als ihm nun ein Fernglas gereicht wurde, bestätigte sich die Vermutung in allen Punkten.
    „Soldat, wie ist Ihr Name?“, wandte sich Hermann an den Riesen, der ihm nicht von der Seite gewichen war.
    „Unteroffizier Dieter Stolte.“
    „Herr Stolte, weiß man etwas von einem Gang, der von der Burg in Richtung Steinbruch führt?“
    „Ich nicht. Soll ich die Männer befragen?“
    „Das wäre gut. Was meinen Sie, falls es einen solchen Gang gibt – könnte man die Burg auf diesem Weg evakuieren?“
    „Das weiß ich nicht. Aber es wäre ein Ausweg, der nicht von vornherein völlig hoffnungslos klingt.“
    „Was ist das da eigentlich?“
    Klangfärber hatte dem Soldaten in den letzten Satz hinein gebrüllt und zeigte auf ein auffallendes Ruhezentrum inmitten des Gewimmels. Durch das Fernglas sah er, etwa zehn Meter vor der hochgezogenen Außenzugbrücke und damit genau zwischen Graben und Ravelin, eine Art Prozession. Die winzige Lücke in der Masse des Getümmels stand völlig ruhig und wurde peinlich genau eingehalten. Auf etwa fünf Quadratmetern Freiraum verharrten vier Personen, offensichtlich ebenfalls Zombies, die eine Trage auf den Schultern balancierten. Auf der Trage hockte, statuengleich, ein mumifizierter menschlicher Körper mit vorgestreckten Armen und Beinen.
    „So was wie ihr Gott oder Glücksbringer“, antwortete Stolte gegen das Brausen.
    „Oder ihr Anführer.“
    „Aber der Körper wirkt wie völlig erstarrt.“
    „Das muss nichts heißen. Geben Sie sofort Befehl, mit allen verfügbaren Waffen auf das Ding zu feuern. Auch mit den Flammenwerfern.“
    „Die reichen nicht so weit, aber wir haben Panzerfäuste.“
    „Noch besser. Los geht’s, Feuer frei!“
    Stolte gab den Befehl an den jeweils

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