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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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sie begriff, dass sie an diesem Ort des Schreckens eingesperrt war. Sie wollte protestieren, da fuhr ihr ein heftiger Schluckauf gleich ins erste Wort, und sie verstummte.
    „So, die zwei Jungs am Boden lassen wir erst mal außen vor. Wir fangen mit dem Alten auf der Leiter an.“
    „Wo... womit?“, presste Frieda zwischen zwei Hicksern hervor. „Warum ist der überhaupt ... gefesselt und ... Oh Gott, seine Fingernägel, sind die ... alle ausgerissen?“
    „Das hat mit seiner Krankheit zu tun. Ich muss aber erst mal allein mit ihm reden.“
    „Aber die ... sehen doch alle aus wie ... tot.“
    „Keine Sorge, die leben. Alle drei.“
    „Wann bekomm ... ich denn das Mittel? Ich könnte jetzt wirklich ... was gebrauchen, das mir ... gut tut.“
    „Gleich sind wir so weit. Ihre Geduld wird belohnt werden. Sie vollbringen heute eine Pioniertat.“
    Wiccas Trekkingschuhe quietschten auf dem Beton, als sie zu der Leiter ging, auf der Hubert Helfert festgeschnallt lag und nicht nur aus den Fingerkuppen, sondern aus zahllosen Wunden am ganzen Körper blutete. Sie beugte sich tief zu ihm hinab, so dass ihr Gesicht völlig unter ihren Haarmassen verschwand, und wisperte ihm so laut ins Ohr, dass ihre Stimme für Frieda und Amelie zu hören war, aber nicht, was sie sagte.
    Helfert verstand jedes Wort.
    „Ich werde Ihren Qualen jetzt ein Ende machen, Sie heilen und Ihnen das geben, was Sie sich seit kurzem am meisten ersehnen. Als Gegenleistung müssen Sie mir bedingungslos gehorchen. Ich weiß, dass Ihr Körper gelähmt ist, aber Ihr linkes Auge dürfte noch funktionieren, weil die Tropfen da, wo sie in den Körper eintreten, am stärksten wirken. Zwinkern Sie, wenn Sie mir als Sklave dienen wollen.“
    Langsam schloss sich das linke Auge, aber blieb geschlossen. Wicca half beim Öffnen nach.
    „Es ist Teil des Versuchs, dass ich Ihnen nicht sage, was ich von Ihnen erwarte. Aber egal, was jetzt gleich passiert, sobald ich Stopp sage, hören Sie auf. Ist das klar?“
    Wieder schloss sich das linke Augenlid, wieder half sie beim Öffnen nach.
    „Das Experiment beginnt“, sagte sie so laut, dass es alle im Raum hörten, fischte das Fläschchen mit den Tropfen aus der Tasche, schraubte es auf und hielt es Helfert übers linke Auge. Laut zählte sie fünf Tropfen ab.
    „Die Wirkung dürfte sofort einsetzen“, sagte sie und trat zwei Schritte zurück.
    Helfert bewegte sich nicht. Er schaute steif geradeaus zur Decke, aber begann mit fester, klarer Stimme zu sprechen:
    „Ich bin immer noch gefesselt.“
    „Na und? Ich habe Ihnen die Kraft geschenkt, dieses läppische Zeug zu zerreißen. Machen Sie schon.“
    Frieda bekam es sichtlich mit der Angst zu tun.
    Als die erste Handfessel riss und der Arm wie ein Katapult in die Höhe schnellte, schrie sie leise auf.
    Die nächste Handfessel fetzte entzwei. Lederriemen, Schnüre, Lappen, zähes Zeug, das auseinander platzte als sei es mürbe wie Stroh.
    Die Füße noch gefesselt, richtete sich Helfert senkrecht auf. Er betrachtete kurz seine nagellosen Fingerkuppen, richtete einen bitterbösen Blick zu den steif und wie tot am Boden liegenden jungen Männern, die ihm die Folter angetan hatten, und bemerkte dann die jungen Frauen. Sein von Krankheit und Qualen entstelltes Gesicht hellte sich auf.
    Frieda hatte sich zu Amelie geflüchtet, die freilich weder Trost noch Hilfe spenden konnte in ihrem Zustand. Der Versuch, sich bei ihr unterzuhaken, gelang. Sie leistete weder Widerstand noch kam sie ihr entgegen. Sie beobachtete Helferts Reaktionen kalt wie Wicca, die in der anderen Ecke des Kellers stand und gelassen ihr Fläschchen wieder einsteckte.
    Mit einem urplötzlichen Ruck winkelte Helfert das gefesselte rechte Bein an. Die eingesetzte Kraft war so gewaltig, dass nicht nur die Riemen rissen, sondern zugleich auch die Leitersprosse zerbarst. Ohne sich um das noch gefesselte linke Bein zu kümmern, stieg er von seinem Martergerät, riss es aus seiner Querlage zur Wand, schleifte die Leiter für zwei Schritte hinter sich her, bis er sie mit einem beiläufigen Tritt nach hinten abschüttelte als sei sie nur ein Ast, der sich in seinem Schnürsenkel verheddert hatte.
    „Was passiert hier?“, schrie Frieda und flüchtete sich von Amelies Seite zur Tür. „Frau Berkel, was will der von uns?“
    Sie packte den Türgriff, drückte, drückte, drückte und zerrte.
    „Ganz ruhig, meine Liebe. Ich bin selbst gespannt, was gleich passieren wird.“
    Helfert näherte sich auf einen

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