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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Meter, schnitt beiden Frauen den Weg ab, betrachtete sie, schien zu wittern, schaute erst Frieda, dann Amelie aufmerksam in die Augen und packte blitzschnell, während er noch Amelie musterte, Friedas Handgelenk.
     
    Die Attacke kam so überraschend, dass sie nicht mal aufschrie, sondern instinktiv zerrte und riss, um freizukommen. Sie warf ihren ganzen Körper gegen den Griff und stürzte wie hingeschleudert, als er plötzlich wieder losließ.
    Kaum lag sie am Boden, warf er sich auf sie, stieß mit dem Kopf zu und biss ihr in die Beuge zwischen Schulter und Hals.
    Amelie betrachtete die Szene mit kalter Neugier. Sie spürte etwas an ihrer Wange, fasste hin und ertastete Feuchtigkeit.
    Noch während Amelie begriff, dass sie weinte, wurde ihr klar, dass Wicca es nicht sehen durfte. Der Gedanke weckte Angst. Mit diesem ersten wieder aufgeflammten Gefühl brach der Damm, und sie empfand alles, was sie in dieser Situation gefühlt hätte, wären ihr die Tropfen nicht verabreicht worden. Mit aller Willenskraft versuchte sie abzuwehren, was in sie zurückkehren wollte, um wieder kalt und teilnahmslos zu werden.
    Träne um Träne rollte ihr über die Backen. Ihr Glück war, dass Wicca für nichts anderes Augen hatte als für Friedas Schockstarre und Verbluten. Sie war neben sie getreten, schaute ihr ins Gesicht und schob Helfert wie beiläufig von ihr runter.
    „Spüren Sie schon was? Der Blutstrom scheint nachzulassen. Setzt eine Art Heilung ein?“
    Frieda hatte aufgehört zu schreien, atmete schnell und heftig und verlor zusehends das Bewusstsein.
    „Nein, natürlich nicht, ich Dummerchen. Erst mal wartet der Weg über den Jordan. Was haben Sie da dauernd in Ihrem Gesicht zu fummeln, Schätzchen? Ist da was, das ich wissen sollte?“
    Amelie begriff erst gar nicht, dass sie gemeint war, da Wicca unverwandt zu Frieda hinunter starrte.
    „So komische... Zuckungen“, antwortete sie schnell. Tatsächlich hatte sie ständig Muskelkrämpfe am ganzen Körper, gelegentlich auch im Gesicht. Da sie das gleiche Phänomen an Bergenstroh beobachtet hatte, schien ihr dieser Vorwand kein Risiko zu sein.
    „Das ist normal. So wirkt das Mittel nun mal. Die Zellen werden imprägniert und müssen sich im Gesamtverband neu kalibrieren.“
    „Und danach bin ich unsterblich?“
    Amelie interessierte die Frage tatsächlich, aber vor allem ging es in diesem Moment darum, das Gespräch in Gang zu halten, um von ihren langsam versiegenden, aber noch deutlich wahrnehmbaren Tränen abzulenken.
    „Nur, wenn Sie das Mittel weiterhin täglich anwenden.“
    „Und wenn nicht?“
    „Schauen Sie sich die beiden Jungs hier an. Man erstarrt und verkrustet innerlich, ohne zu sterben. Eine Art ewiger Winterschlaf, aber bei vollem Bewusstsein. Herr Helfert, beschreiben Sie doch mal, wie man sich da fühlt.“
    „Wie in Stein gegossen und von allen Teufeln der Hölle gepiesackt. Ich tu alles, um das nicht noch mal mitmachen zu müssen.“
    „Keine Angst, Schätzchen, solange Sie mir treu ergeben sind, bekommen Sie stets rechtzeitig Ihre tägliche Dosis.“
    „Aber ein Preis ist trotzdem fällig. Oder?“
    „Klug erkannt.“
    „Etwas wurde mir bereits genommen. Was ist es?“
    „Nach Ihrem Katzenmord und dieser Show hier sollten Sie das eigentlich inzwischen selbst beantworten können.“
    „Meine Seele?“
    „Wenn Sie es so nennen möchten. Ich kann Ihnen Einzelbestandteile nennen, die ganz sicher flöten gehen: Einfühlungsvermögen, Mitleid, Gewissen, Zukunftsangst - die ganze Gefühlspalette, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Aber haben Tiere etwa keine Seele? Was, wenn ich das Mittel einem Tier verabreiche? Was, wenn Ihr Katzenmord gar keiner war, weil das Vieh vorher von mir imprägniert wurde und schon wieder herumsaust? Was, wenn auch die liebe Frieda wieder aufersteht?“
    „Aber ihr haben Sie das Mittel doch gar nicht gegeben.“
    „Nicht direkt. Ich erprobe hier das Prinzip der Ansteckung.“
    Als Amelie begriff, dass Frieda zurückkehren würde, erfasste sie ein Mischgefühl: Freude und Hoffnung aus ihrem alten Leben – und Erwartung auf Zuwachs an Ihresgleichen, die sie geworden war. Frieda, die Menschenfrau, war als Freundin für sie verloren gewesen.
    „Sie waren so allein“, sagte sie im Ton eines Selbstgespräches, aber an Wicca gewandt. „Sie tun das, weil Sie sich Gesellschaft wünschen.“
    „Ach, Schätzchen, an Ihnen haftet noch zu viel Mensch. Einsamkeit und Langeweile sind Begriffe von gestern. Es geht um

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