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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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auf wie bei einer Toten und blieb auch heruntergeklappt, während sie sprach. Es klang, als ob sie lallte.
    „Aber ich will das nicht tun.“
    „Mach keine Zicken!“, fauchte Helfert. Er war schon halb zur Tür draußen, wollte sich umdrehen, aber Wicca verpasste ihm einen Stoß.
    „Wissen Sie, warum ich Sie eingestellt habe, meine Beste?“
    „Weil Sie eine Sekretärin gebraucht haben.“
    „Quatsch mit Soße. Weil Sie zur Abhängigkeit neigen. Ich habe Ihnen die Mittel, die Sie bis heute gegen Ihre Depressionen in sich reingefressen haben, an den glasigen Augen abgelesen. Aber keines davon ist so stark wie das, was jetzt in Ihnen zirkuliert. Das wollten Sie doch, oder? Und schon in ein paar Stunden werden Sie bereit sein, absolut alles zu tun, um mehr davon zu bekommen. Aber keine Apotheke hat es und auch kein Dealer. Zu bekommen ist es nur bei mir.“
    „Moment mal!“
    Helfert drängte zurück in den Raum und schien kurz davor, auf sie loszugehen. „Heißt das, wir müssen ständig auf der Matte stehen, um einen neuen Schuss von Ihnen zu bekommen?“
    „Worüber haben wir uns vorhin unterhalten? Was haben Sie mir geschworen?“
    „Dass ich Leute beiße und mich nicht erwischen lasse.“
    „Und dass Sie mir Rechenschaft ablegen. Nur wenn ich mir Ihres ständigen Gehorsams sicher sein kann, gibt es regelmäßig das Mittel.“
    „Das ist doch Schwachsinn! Und unsere Opfer? Sollen die auch bei Ihnen antanzen?“
    „Selbstverständlich. Was ich hier etabliere, ist ein Schneeballsystem.“
    „Tausende von Leuten kommen zu Ihnen, irgendwann Millionen, und Sie geben jedem seine Suchttropfen? Und das soll dann noch geheim bleiben?“
    „Sie sind gar nicht so dumm wie ich dachte. Überlassen Sie das getrost mir.“
    Helfert sah die zerschmetterte Leiter am Boden, erinnerte sich seiner neu gewonnenen Kräfte, nahm Anlauf und rammte mit der Schulter gegen die Wand. Es knirschte, der Putz fiel ab und einige Ziegel verschoben sich. Man sah ihm an, dass er sich mehr erhofft hatte. Trotzdem brüllte er drohend:
    „Können Sie das auch?“
    „Ich kann Ihnen das Mittel nicht geben.“
    „Und wenn ich Sie zwinge?“
    Sie verzog den Mund, als sei sie beeindruckt, aber zuckte dann gleichgültig mit den Schultern.
    „Nur zu. Auch vor 500 Jahren gab es Leute wie Sie, und die waren ziemlich einfallsreich, wenn es darum ging, andere zu zwingen. Erst kam stundenlange Folter, dann der Scheiterhaufen.“
    Sie zog ihre voluminöse Langhaarperücke vom Kopf und präsentierte eine ledrige Glatze.
    „Wie Sie sehen, meine Haare sind für immer weg. Aber von diesen Leuten sind nicht mal mehr die Knochen übrig.“
    Sie setzte die Perücke wieder auf und sah Helfert erwartungsvoll an.
    „Wir werden ja sehen“, murrte er, drehte sich um und verschwand. Man hörte ihn die Kellertreppe hoch stampfen, dann war Schweigen.
    Frieda sah Wicca mit einem Blick an, der ängstlich fragte, ob sie ihm folgen und sich ihm anschließen sollte.
    „Gehen Sie lieber Ihrer eigenen Wege. Wir sehen uns morgen auf der Burg.“
    Sie drehte sich weg, fischte ein Fläschchen aus der Tasche und ging zwischen den Brüdern in die Hocke.
    „Ich weiß, dass Ihr alles mitbekommen habt. Eure Aufgabe ist ein bisschen anders, aber läuft aufs Gleiche raus. Und wenn ihr nicht pariert – liegt ihr ganz schnell wieder hier, und dann für immer.“
     
    „Herr Bergenstroh? Hallo, Herr Bergenstroh?!“
    Am anderen Ende der Leitung war nichts zu hören, nicht mal ein Atmen.
    „Hier ist Frau Pfeifer aus der Alten Wüstung. Ich habe Feuer hinter einem der Burgfenster gesehen. Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“
    Ein leises Geräusch war zu hören. Es war nicht zu deuten.
    „Besser, ich schau mal bei Ihnen vorbei. Ich weiß ja, dass Sie sehr krank sind. Ist Ihre Pflegerin nicht da?“
    Es klickte, und die Verbindung war beendet.
    Milena Pfeifer, eine sich für nett haltende alte Dame, die seit Jahren darauf hinarbeitete, die Anwohner ihres Stadtviertels zu einer festen Gemeinschaft zusammenzuführen, stand entschlossen auf. Jetzt war ihr Eingreifen erforderlich. Auf einen solchen Notfall, der sie zum Tagesgespräch machen würde, hatte sie immer gewartet.
    Natürlich würde sie die Feuerwehr rufen, auch den Notarzt und die Polizei, wenn nötig. Aber erst, nachdem sie alles gesehen hatte, was zu sehen war.
    Und sie war sicher, dass es etwas zu sehen gab. Das Feuer hatte die Scheiben verrußt. Mit ihrem kleinen Feldstecher war der schwarze Belag auch aus zwei

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