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Toten-Welt (German Edition)

Toten-Welt (German Edition)

Titel: Toten-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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beiden unbemerkt war Wicca in den Raum gekommen und hatte sich bis auf zwei Meter genähert. Amelie und Bergenstroh zuckten herum und fühlten sich von ihr ertappt, obwohl es seit längerer Zeit schon nicht mehr um sie, sondern nur noch um Helfert gegangen war.
    „Nein“, sagte Amelie nur matt.
    „Was nein?“
    „Das geht euch nichts an.“
    „Entweder haben Sie jemanden umgebracht oder nicht. Wenn nicht, dann müssen Sie sich der Polizei stellen und die Sache klären.“
    „Und wenn doch?“
    Nach kurzem Zögern antwortete Bergenstroh: „Dann natürlich auch.“
    „Wou-wou-wou!“, machte Wicca und streckte die flache Hand hoch. „Hallo-o! Geht’s noch? Ich glaube, Sie haben ein bisschen zu viel von meinem Mittel abgekriegt.“
    „Und Sie schauen zu viele amerikanische Serien.“
    „Hier auf der Burg ist sie sicher.“
    „Es geht nicht um Sicherheit.“
    „Worum denn dann?“
    „Hört auf, über mich zu diskutieren!“, befahl Amelie scharf. „Das ist meine Entscheidung, nicht eure.“
    „Irrtum, Schätzchen. Ich lasse nicht zu, dass Sie mich und mein Projekt gefährden.“
    „Hab ich ja gar nicht vor. Ich bleibe hier auf der Burg.“
    „Ach ja? Ich bin hier der Hausherr. Und ich decke keine Mörderinnen.“
    Wicca machte einen heftigen Schnauber als explodiere sie vor Lachen.
    „Was?“
    „Sie spucken ganz schön große Töne für jemanden, der ohne mein Zaubermittelchen längst unter der Erde wäre. Beseitigen Sie die Brandspuren und erfüllen Sie dann endlich die Aufgabe, wegen der Sie sich noch Burgherr nennen dürfen. Dann sehen wir weiter.“
    „Und wenn nicht?“
    „Sie wissen schon...“
    „Irgendwann steht mir das doch sowieso bevor. Und wenn es hier ausschließlich um Hermann Klangfärber geht, bitte schön: Ihr steckbrieflich gesuchtes Hätschelkind scheint mehr über diesen Typen berichten zu können als ich.“
    Amelie zuckte zusammen, aber bevor sie antworten konnte, verblüffte Wicca sie und Bergenstroh gleichermaßen:
    „Aber das weiß ich doch längst. Warum ist sie wohl hier? Ach schauen Sie doch nicht so erstaunt, Schätzchen, Sie sind mir inzwischen ja auch an mein altes Lederherz gewachsen, aber hauptsächlich brauche ich Sie.“
    „Was passiert, wenn Sie Klangfärber haben?“
    „Was halt so passiert, wenn man sich nach Jahrhunderten wiedertrifft.“
    „Hören Sie dann auf, Zombies in die Welt zu setzen?“
    Wicca formte ihre zähe Mundpartie zu einem Lächeln. Sein Hass auf sie wurde übermächtig. Er flüsterte:
    „Du verdammtes Monster! Hätt ich dich doch da unten verschimmeln lassen.“
    Verständnisvoll nickend, ließ sie ihr Lächeln verglimmen. Sie griff in eine ihrer Taschen, zog ein Fläschchen hervor und schüttete sich den Inhalt in die Hand.
    „Wissen Sie was, mir gefällt der verbrannte Raum so wie er ist. Und Sie haben ausgedient.“
    Sie verteilte ihr Mittel in beide Hände und fuhr ihm, ehe er sich’s versah, mit einer davon in den Mund. Sofort packte er ihren Arm, um sich die fremden Finger aus dem Schlund zu reißen, aber sie hatte sich in seinem Unterkiefer verkrallt, zerrte ihn zu sich heran und rieb ihm mit der anderen Hand das Mittel in die Augen.
    Inzwischen hatte er zugebissen, um sie zu zwingen, ihn loszulassen. Jetzt schrie er auf, als sei er mit Säure besprüht worden, ließ ihren Arm los und fasste sich ziellos ins Gesicht. Augen, Haut, Mund, alles schien in Flammen aufzugehen, so brachial schlugen sämtliche Synapsen Alarm. Sein Schrei erstarb ihm, als der feuerheiße Schmerz durch seine Kehle in den Magen raste und von den Augen ins Gehirn.
    Sie stieß ihn von sich.
    „Kommen Sie, Schätzchen, das kann hässlich werden. Und keine Angst wegen der Polizei, bei mir sind Sie sicher.“
    Amelie ließ es zu, aus dem Raum geschoben zu werden. Ihre Flucht war eine Sackgasse gewesen, aber diese Sackgasse ließ sich verteidigen mit Hilfe dieses Wesens, das wahllos tötete, aber ihr offenbar aufrichtig helfen wollte. Mehr als sich beschützen zu lassen wollte sie in diesem Augenblick nicht. Sie hätte das nie für möglich gehalten, aber der Gedanke an Helferts Amoklauf mit wer weiß wie vielen Toten, der von Wicca in Gang gesetzt worden war, konnte das Vertrauen, das sie in sie setzte, nicht trüben. Alles war egal, so lange sie es nie mehr mit den Leuten zu tun bekam, vor denen sie geflohen war.
    Als Wicca die Tür vom Gang her schloss, war Bergenstrohs wortlos gewordenes gegen-die-Wände-Rennen und Möbel-Umstoßen kaum noch zu

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