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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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reichte er ihn ihr mit den Worten: »Hier! Einen Moment noch!«, und brachte sein Gewehr in Anschlag, während sie den Schlüssel im Schloss drehte und die Tür öffnete. Nathan saß aufrecht im Bett. Er trug noch seine Kleider und war hellwach. Als er Siggi mit dem Soldaten erblickte, kniff er die Augen zusammen und starrte auf die Waffe. Doch Siggi lächelte ihn nur an, schüttelte den Kopf und zog die Tür hinter sich zu. Der Soldat blieb draußen. Er drehte den Schlüssel im Schloss, machte sich an der Verriegelung zu schaffen und die Luke ging auf. »Alles in Ordnung?«, wollte er wissen.
    Sie blickte in das besorgte Gesicht, das in dem kleinen Metallrahmen erschien, und sagte: »Ich bin überzeugt, dass mir nichts passieren kann, solange Sie da draußen auf mich aufpassen. Und nun machen Sie das Guckloch wieder zu und kümmern sich nicht weiter um uns!« Er gehorchte, wenn auch widerwillig, und als sich die Klappe hinter ihr schloss, wandte sie sich Nathan zu. Er war aufgestanden und seine erstaunlich blauen Augen blinzelten nervös.
    Immer noch lächelnd bedeutete sie ihm, sich zu setzen, und ließ ihren Blick durch die Zelle schweifen. Bett, Stuhl, Waschgelegenheit und Nachttopf – so viel zum Thema Bequemlichkeit! So musste es zu Chruschtschows Zeiten in der Ljubjanka ausgesehen haben. Erneut sah sie Nathan an.
    Er war um die einsachtzig groß und athletisch gebaut, in seinen Bewegungen allerdings etwas linkisch. Er wirkte irgendwie schüchtern und dennoch keineswegs ... unbedarft. Es war ihr bereits zuvor auf dem Bildschirm aufgefallen. Sein Blick war zwar gefühlvoll, zugleich lag darin jedoch auch ein tiefes Wissen verborgen. Sie ging zu dem Stuhl, stellte ihn vor das Bett, auf dem Nathan saß, und nahm wenig mehr als einen Meter entfernt ihm gegenüber Platz.
    »Ich heiße Siggi«, sagte sie mit leiser Stimme.
    Er runzelte die Stirn. »Siggi?«
    Sie nickte und tippte sich an die Brust. »Siggi, genau.«
    Er seufzte, wie um zu sagen: Was, schon wieder dieses Spiel? Doch dann erwiderte er kühl, beinahe missmutig: »Nathan. Nathan Kiklu.«
    »Schon gut«, sagte sie. Ihr Lächeln wirkte gezwungen. »Ich werde versuchen, dir nicht auf die Nerven zu gehen.« Dann, ohne Vorwarnung, machte sie Gebrauch von ihrer geballten telepathischen Kraft und sagte: Nathan, ich weiß, dass dein Geist von einem Schutzschild umgeben ist. Turkur Tzonov vermochte nicht zu dir durchzudringen, demnach muss deine Abschirmung sehr stark sein. Nun, bei mir verhält es sich ähnlich, aber ich kann die Blockade bewusst einsetzen. Ob dein Talent nun einfach von Natur aus da ist oder ob du damit eine Absicht verfolgst, interessiert mich im Augenblick nicht weiter. Aber wenn du mir nicht hilfst, habe ich auch keine Chance, etwas für dich zu tun.
    Bei ihrem ersten unausgesprochenen Wort fuhr er kaum merklich zusammen. Ein kurzes Straffen der Schultern, ein leises Zucken im Augenwinkel, mehr nicht. Er versuchte, seine Überraschung hinter einer ausdruckslosen Miene zu verbergen. Doch vergeblich. Siggi hatte zwar nicht mit seiner Reaktion gerechnet, bekam sie aber dennoch mit und wusste, was das zu bedeuten hatte. Sein Geist verbarg sich hinter einer Abschirmung, die sich so rasend schnell drehte, dass sie ihr eigenes Kraftfeld erzeugte und jeden fremden Gedanken einfach abblockte. Nichts und niemand vermochte diese Panzerung zu durchdringen. Doch seinen Blick hatte Nathan nicht unter Kontrolle! So erfahren war er nun auch wieder nicht!
    Siggi wusste selbst nicht, warum sie es versucht hatte. Sie war einem Impuls gefolgt, aber es schien zu funktionieren. Seufzend lehnte sie sich zurück, und mit einem Mal wurde ihr klar, womit sie es hier zu tun hatte: Nathan stammte aus einer fremden Welt, er war der Sohn Harry Keoghs und obendrein auch noch ein Telepath. Über welche Kräfte mochte er noch verfügen? War er tatsächlich nur ein Mensch, wie Tzonov annahm?
    Du bist so fremd! Sie konnte den Gedanken nicht unterdrücken. Nach allem, was wir wissen, könntest du sogar ein Wamphyri sein! Warum nicht? Vielleicht versteckte er sich nur hinter diesem schüchternen, scheinbar so harmlosen Gesicht. Es war durchaus möglich, dass er ...
    Plötzlich fror Siggi. Sie bekam eine Gänsehaut und fing an zu zittern. Die Härchen in ihrem Nacken richteten sich auf, und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Dieser Mann – dieses Wesen – war vielleicht ein Wamphyri!
    Sie dachte an den Archivfilm, den sie gesehen hatte. Er hatte einen

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