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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nie begegnet. Natürlich nicht, er kam ja auch aus einer anderen Welt. Doch das war nicht der Grund für die Faszination, die er auf Siggi ausübte. Ihr ging es nicht um die unbekannten Weiten, die sich ihr in den Tiefen seines Geistes erschließen würden. Es lag auch nicht an seiner männlichen Ausstrahlung, seiner Jugend oder seiner Wärme, nicht an dem gefühlvollen Blick, der so voller Sehnsucht war, auch nicht an seiner Vergangenheit, die ein Albtraum gewesen sein musste, oder an seiner Zukunft, die gleichermaßen im Ungewissen lag.
    Er hatte seine Abschirmung fallen lassen. Keinerlei Ziffern verwehrten Siggi mehr den Zutritt, sie hatte die Gelegenheit, jederzeit in seinen Geist einzudringen. Doch sie wollte es nicht mehr, nicht ohne seine Aufforderung und nicht, ehe er es wirklich wünschte. Ganz gleich welche Bedingungen er daran knüpfen sollte, sie würde alles akzeptieren. Er brauchte kein Telepath zu sein, um ihr dies an den Augen abzulesen.
    »Wollen wir ... Freunde sein?«, sagte er mit einem matten Lächeln. Es war das erste Mal. »Trotz Turkur Tzonov?«
    »Wir sind bereits Freunde«, entgegnete sie. Sie seufzte, so als habe ihr jemand eine große Last von den Schultern genommen. »Zur Hölle mit Turkur Tzonov! Es ist nur ...« Sie legte die Stirn in Falten. »Er erwartet, dass ich ihm Ergebnisse präsentiere.«
    »Natürlich«, Nathan nickte. »Er will Antworten, und du wirst sie ihm geben ...« Plötzlich wirkte er nachdenklich, beinahe abweisend, und sprach sehr leise. »Aber ich werde dir – ihm – nicht alles sagen, noch nicht. Nein, wenn er die ganze Wahrheit erfahren will, muss er ... mich erst an seine Maschine anschließen.«
    Mit einem Mal hatte Siggi Angst. »Seine Maschine?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Sie hatte von einem solchen Gerät gehört. Es war in der gesamten zivilisierten Welt geächtet. »Turkur hat mir nie etwas davon ... davon gesagt!«
    »Mir auch nicht«, erwiderte Nathan. »Aber ich habe es in seinen Gedanken gelesen ...«

DREIZEHNTES KAPITEL
    »Was wirst du mir über dich erzählen?«, wollte Siggi wissen.
    »Fast alles«, erwiderte Nathan. »Aber ich werde all das weglassen, was Tzonov irgendwie hilft. Jetzt könntest du natürlich sagen, dass ihm alles, was ich dir erzähle, von Nutzen sein wird, sicher! Aber es ist einiges dabei, was ihn abschrecken könnte! Er wäre ein Narr, würde er nicht in Betracht ziehen, was für eine ungeheure Bedrohung die Wamphyri darstellen.«
    »Du hast zwar seine Gedanken gelesen«, entgegnete sie, »aber du kennst Turkur nicht! Und du hast noch nicht gesehen, kannst dir wahrscheinlich nicht einmal vorstellen, über welche Feuerkraft er gebietet. Wie lange wird es dauern, bis du mir ... alles gesagt hast?«
    Erneut zuckte Nathan vielsagend die Achseln. »Wie lange braucht man, um ein ganzes Leben in Worte zu fassen? Ich muss dir alles der Reihe nach erzählen.«
    »Wenn ich es mir selbst ansehen könnte, ginge es schneller. Du müsstest dich dazu noch nicht einmal anstrengen.«
    »Du willst meine Gedanken lesen?« Er begriff, was sie meinte. »Wahrscheinlich hast du recht. Trotzdem wird es eine Zeit dauern, unter Umständen die ganze Nacht.«
    Sie überlegte einen Augenblick. Dann ging sie zur Tür und gab ein Klopfzeichen, bis sich die Luke öffnete. »Geben Sie mir Ihren Schlüssel!«, befahl sie dem jungen Soldaten. »Und dann gehen Sie ins Bett. Sie können jetzt Feierabend machen.«
    »Meine Befehle sind eindeutig«, erwiderte er. »Ich soll ...«
    »Soeben habe ich Ihre Befehle geändert! Es ist mit Turkur Tzonov so abgesprochen. Also tun Sie, was man Ihnen sagt! Sie sehen ja, dass der Gefangene vollkommen harmlos ist. Außerdem trage ich eine Waffe.« Das war eine Lüge; aber sie fuhr fort: »Morgen früh gebe ich Turkur den Schlüssel persönlich zurück. Das dürfte Ihnen doch reichen! Und jetzt geben Sie mir Ihren Schlüssel und lassen mich mit meiner Arbeit weitermachen! Und Sie hauen sich am besten aufs Ohr!«
    »Aber ich ...«
    »Oder wollen Sie Tzonov lieber erklären, warum Sie den Befehl verweigern? Dann nur zu! Gehen Sie, wecken Sie ihn, damit er Ihnen bestätigt, was ich sage!«
    Der Soldat salutierte, entschuldigte sich und reichte ihr den Schlüssel.
    Siggi hatte aus dem Augenblick heraus gehandelt. Natürlich wusste sie, weshalb sie ihn weggeschickt hatte, aber sie wollte es sich nicht eingestehen. Sie traf lediglich ihre Vorbereitungen, das war alles, und wollte nicht, dass jemand draußen vor der

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