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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gedanken, ihr eine Warnung mitzugeben, eine, die er gar nicht erst zu äußern brauchte. Immerhin konnte sie ja in ihm lesen »wie in einem offenen Buch«!
    »Keine Sorge!«, sagte sie widerwillig, während sie ihm die Tür aufhielt. »Ich werde zu Nathan gehen und mit ihm reden und zusehen, ob ich nicht einen Weg finde, sein komisches Talent zu umgehen. Wie es aussieht, ist mir dieser Primitive in mancherlei Hinsicht ziemlich ähnlich. Vielleicht schaffe ich es, dass unsere Schutzvorrichtungen sich gegenseitig aufheben. Wenn es irgendwie geht, werde ich für dich in seinen Geist eindringen.«
    »Gut!« Tzonovs Blick heftete sich noch einmal auf Siggi und er versuchte Augenkontakt herzustellen. Doch vergeblich, er kam an ihrer Abschirmung nicht vorbei. Er vermochte ihre Gedanken nur dann zu lesen, wenn sie es ebenfalls wollte. Gleichzeitig hatte er jedoch jede Deckung fallen lassen. Noch eine letzte Bemerkung lag ihm auf der Zunge; aber er war klug genug, sie herunterzuschlucken. Besser, er gab Siggi keine weiteren Anweisungen mehr in Bezug auf Nathan. Sie musste schon selbst wissen, wie weit sie gehen durfte.
    Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu und dachte: Leck mich! Allerdings passte sie auf, dass er es nicht mitbekam ...
    Wenn Siggi wütend war, reagierte sie nicht anders als jeder andere Mensch auch, egal ob Mann oder Frau; erst als Tzonov schon weg war, fiel ihr ein, was sie ihm hätte sagen sollen – nämlich, dass Gelegenheit Liebe macht und so etwas für einen körperlich gesunden Menschen vollkommen normal war. Wie viele Affären kamen denn niemals zustande, nur weil die Beteiligten sich scheuten, ihre Gefühle zu äußern! Wenn man allerdings ein Telepath war – oder eine Telepathin ... Wenn Siggi auf einen Mann traf, dem sie gefiel, wusste sie es auf Anhieb, ungefähr so, als habe er es ihr ins Ohr geflüstert. Nun, manchmal war es auch so, als würde er es hinausschreien! Und wenn er das gewisse Etwas hatte, das sie anziehend fand, diese unbestimmte Art von Sex-Appeal, die jede Frau anders definiert, weshalb es ja so unglaublich viele Beziehungen gab – nun, warum nicht? Wenn sie schon wusste, welche Chancen sie hatte, sollte sie dann noch zögern?
    War die erste Verliebtheit vorüber, wusste sie allerdings auch, was ihr Liebhaber sonst noch so dachte. Nur zu gut kannte sie die schlüpfrigen erotischen Fantasien der Männer, die sich von einem Augenblick auf den anderen in nackte Abscheu verwandeln konnten, sobald sie erst einmal hatten, was sie wollten. Sie kannte den Augenblick, in dem sie dies in den Gedanken eines Mannes las; und wenn er erst einmal nichts weiter als ein dunkles, bebendes, haariges Geschlechtsteil in ihr sah, war es aus. Und sollte der Gedanke noch so flüchtig und gleich vorüber sein, bedeutete er doch stets das Ende. Aber auch wenn es schmerzte, hatte Siggi gelernt, damit umzugehen. Sie wusste, dass sich bald ein neuer Liebhaber finden und sich das Gefühl des Verliebtseins von Neuem einstellen würde.
    Gewöhnliche Menschen hatten es in gewisser Weise einfach. Ihre Gedanken gehörten allein ihnen und keiner kannte sie. Und weil sie nicht wahrnahmen, wie es sich wirklich verhielt, wie das Gefühl zwischen ihnen langsam schwand und einer immer größeren Unzufriedenheit wich, taten sie so, als sei es jedes Mal gut und nicht anders als beim ersten Mal. Es war eine Lüge, aber sie funktionierte, bei manchen ein Leben lang.
    Dennoch gab Siggi die Hoffnung nicht auf. Irgendwann würde sie irgendwo auf den richtigen Mann treffen, dessen Geist genauso ein Rätsel blieb wie der ihre. Sie klammerte sich an das alte Sprichwort: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Sie stand also vor der Wahl, entweder an einen Mann zu geraten, der sich damit zufrieden gab, sie ohne Wenn und Aber zu lieben, oder aber einen Liebhaber zu finden, der die Fähigkeit (und das Feingefühl) besaß, seine Gedanken für sich zu behalten, und natürlich auch über genügend Anstand verfügte, sich aus ihrem Geist fern zu halten.
    Konnte man sie demnach eine Nymphomanin nennen? Mitnichten! Aber eine Realistin, die eine Gelegenheit beim Schopf packte, wenn sie sich ihr bot! Unterschied sie sich damit so sehr von Tzonov? Sie wusste, dass dem nicht so war. Tzonov dagegen hatte sich noch nicht damit abgefunden. Solange ihm sein Ego dazwischenfunkte, konnte er das auch nicht. Sein Ego hatte ihn dazu getrieben, sie als Nymphomanin zu bezeichnen. Mit ihr konnte ganz einfach etwas nicht stimmen. Keine normale

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