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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Wamphyri-Krieger gezeigt, der durch das Tor gekommen war. Die Wachen von Perchorsk, russische Soldaten, waren ihm mit einem Flammenwerfer zu Leibe gerückt und hatten aus ihren automatischen Waffen wie verrückt auf seine Beine gefeuert, so lange, bis er in die Knie ging. Doch damit war sein Widerstand noch lange nicht gebrochen gewesen ...
    Vor ihrem inneren Auge sah Siggi noch einmal alles vor sich. Stöhnend hatte er im gleißenden Licht des Tores auf dem Laufsteg gekniet, zu Tode verwundet, wie jeder sehen konnte, grau wie ein Leichnam, überströmt von Blut – seinem eigenen und dem Blut derer, die er abgeschlachtet hatte. Doch selbst als ihm klar sein musste, dass dies das Ende war, hatte das Wesen in ihm sich immer noch gewehrt!
    Eben hatte er noch wie ein Mensch ausgesehen, doch dann ...
    ... hatte er den Mund aufgerissen. Eine blutrote, gespaltene Zunge schnellte wild hin und her. Sein Kiefer schob sich nach vorn und wurde länger, begleitet von einem Geräusch, als würde Segeltuch reißen. Schaum stand ihm vor dem Mund. Die Lippen zogen sich zurück, bis sie aufplatzten und das Blut nach allen Seiten spritzte. An ihrer Stelle erschienen das rote Zahnfleisch und gezackte, bluttriefende Zähne. Es sah aus wie das Blecken eines tollwütigen Wolfes. Aber auch der Rest des Gesichts hatte sich verändert. Die flache Nase war noch breiter geworden und legte sich wie bei einer Fledermaus in vielfach gewundene Falten, bis die Nasenlöcher nur noch feuchte, bebende Öffnungen in der runzligen, ledrigen Haut waren. Die Ohren, die bislang ganz normal ausgesehen hatten, wuchsen und bildeten rot geränderte, fleischige Muscheln aus, die nach oben hin spitz zuliefen und nervös hin- und herzuckten.
    Das Grauen erregende Gesicht vereinte die Züge eines Wolfes mit denen einer Fledermaus. Das Wesen sah aus, als käme es direkt aus der Hölle! Und es war noch nicht vorüber!
    Seine Augen, bisher eher klein und tief liegend, wurden blutrot und traten ihm aus den Höhlen. Doch es waren die Zähne, die den Albtraum komplett machten. Wie Knochenmesser bogen und krümmten sie sich durch das zerfetzte Zahnfleisch, zerrissen das Maul der Kreatur, sodass es sich mit ihrem eigenen Blut füllte!
    Der übrige Körper sah zum Glück noch aus wie der eines Menschen. Doch während der Verwandlung hatten der verwüstete Rumpf und die Beine einen matten, grauen Schimmer angenommen, und die ganze Gestalt erbebte in einem heftigen Zittern.
    Mit dem Flammenwerfer hatten sie ihm den Rest gegeben und die Düse so lange auf ihn gerichtet, bis die Chemikalien und das Feuer ihn in Rauch und stinkenden Dampf auflösten. Dann war es vorüber ...
    Doch eines blieb Siggi vor allem anderen im Gedächtnis haften: Zunächst hatte er nur wie ein Mensch gewirkt!
    Stocksteif, keiner Bewegung fähig, saß sie auf ihrem Stuhl und brachte keinen Ton heraus. Und Nathan stand auch noch auf und streckte die Hand nach ihr aus. Er berührte sie, legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie – allerdings ganz sanft! Und nun erkannte sie, woraus sein Schutzschirm bestand: aus umherschwirrenden Zahlen. Nathans Geist verbarg sich hinter einer ungeheuren, sich ständig wandelnden Gleichung! Es handelte sich um Mathematik, unvorstellbare Berechnungen ... Und dies bei einem Mann, der aus einer Welt kam, in der man überhaupt keine Mathematik kannte! Das war zu viel für sie! Sie wusste so gut wie nichts über ihn, eigentlich gar nichts. Am besten, sie rief jetzt nach dem Soldaten draußen auf dem Gang; doch in ihrer Kehle saß ein Kloß!
    Dabei war seine Berührung so sanft ... Sie wollte davor zurückweichen, aber sie presste sich bereits gegen die metallene Lehne des Stuhls. Außerdem löste sich der Wirbel aus Zahlen, kaum dass Nathan sie berührt hatte, in Tausende winziger Bruchstücke auf und gab seine Gedanken preis.
    Ich bin kein Wamphyri, sagte er mit Nachdruck. Die Wamphyri sind meine Feinde. Sie sind der Grund, weshalb ich hier bin, und zwar nicht als ihr Spion. Es ist vielmehr eine Art Strafe, nehme ich an, allerdings eine ungerechtfertigte, für ein Verbrechen, das ich nicht begangen habe und noch nicht einmal verstehe. Glaubst du etwa, ich lege Wert darauf, hier zu sein, in den Höllenlanden jenseits des Tores der Sternseite? Ich will zurück zur Sonnseite. Dort habe ich eine junge Frau ...
    Dies entnahm sie den wirren Gedanken, die er ihr sandte. Doch dahinter spürte sie seinen Schmerz, seine Niedergeschlagenheit und seine Verwirrung, vor allem

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