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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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aber spürte sie, wie einsam er war. Mit einem Mal fühlte die Hand auf ihrer Schulter sich warm an und sehr menschlich. Jedenfalls fröstelte Siggi nicht mehr.
    Sie atmete tief durch, rang darum, die Fassung zu bewahren, und sagte: Ich bin hergekommen, um dir ein paar Fragen zu stellen. Du stammst aus einer grässlichen Welt. Es gibt hier einen Mann, der sich deiner ganz sicher sein will. Er will wissen, was du hier willst. Er denkt ...
    »Ich weiß, was der Mentalist Turkur Tzonov denkt«, fiel Nathan ihr ins Wort. »Er ist ... ehrgeizig? ... und mancherlei geht ihm durch den Kopf. Mit einigem davon liegt er richtig, mit anderem nicht, und wieder anderes ist schlichtweg falsch. Er ... schmiedet? ... finstere Pläne. Er steckt voller Machthunger und wäre gern ein großer Kriegsherr. Er will alles aus mir herausbekommen, mich wenn möglich für seine Zwecke einspannen und dazu benutzen, seine Ziele zu erreichen. Und falls das nicht geht, wird er mich töten! Hat er erst einmal ... alles erfahren? ... , was ich über die Welt jenseits des Tores weiß, wird er dort einfallen und sie ... erobern? ...; und er will nicht allein die Wamphyri auf der Sternseite unterwerfen, sondern auch die Szgany der Sonnseite, die Wanderer! Aber ich bin ein Szgany, und einer Sache kannst du gewiss sein – wenn er mit den Travellern Krieg führt, begeht er einen großen Fehler. Und was den Kampf gegen die Wamphyri betrifft ... So wenig, wie ihr über sie wisst, wäre das reiner Wahnsinn!«
    Siggi wollte ihren Ohren nicht trauen. Nathan sprach fließend Russisch, die Sprache, die sie erlernt hatte. Lediglich wenn er sich nicht ganz sicher war, welches Wort er gebrauchen sollte, ersetzte er es durch einen Gedanken.
    Mit offenem Mund stand sie da. »Warum hast du so lange geschwiegen?«, flüsterte sie. »Ich meine, du sprichst unsere Sprache. Du verstehst ... alles!« Ihr war klar, wie naiv das klingen musste.
    Er zuckte die Achseln, allerdings ohne jedes Anzeichen von Geringschätzung. »Unsere ... Sprachen? ... sind gar nicht so verschieden. Außerdem bist du doch selbst eine fähige Mentalistin. Dir fällt es doch auch nicht schwer, eine Sprache zu lernen!«
    Das stimmte zwar, aber so leicht wie ihm fiel es ihr bei Weitem nicht.
    Er las die Antwort in ihren Gedanken. »Das liegt daran, dass du dich zu sehr auf deinen Mentalismus verlässt. Er ist sozusagen dein Handwerkszeug.« Merklich kühler fuhr er fort: »Warum sich damit herumplagen, eine Sprache zu lernen, bloße Worte, wo es doch so viel einfacher ist, einem Menschen die Gedanken zu stehlen! Deshalb bist du doch zu mir gekommen in diese grässliche unterirdische Zelle, um für Turkur Tzonov meine Gedanken auszuspionieren!«
    Siggi merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss, während Nathan den Blick nicht von ihr wandte. »Wir haben dich alle ... unterschätzt«, erwiderte sie. Und prompt fragte sie sich: Warum fällt mir denn nichts Besseres ein? Warum klingt jedes Wort, das ich zu ihm sage, bloß so hohl? Ich tue doch nur so, als sei ich seine kleine Schwester! Schwesterliche Gefühle wären eine gelegene Ausrede für das, was sie plötzlich empfand. Doch Siggi war klar, dass das, was ihr Blut in Wallung brachte, wenig mit der Liebe einer Schwester zu tun hatte. Als ihr dies dämmerte, schirmte sie ihren Geist ab und nebelte sich praktisch mental ein, um ihre Gedanken zu verbergen. Doch dazu bestand keine Notwendigkeit, denn Nathan hatte sich längst daraus zurückgezogen. Wenn er etwas sagte, meinte er es auch, und er war ganz gewiss kein Gedankendieb oder gar Voyeur. Warum auch? Er konnte doch einfach mit ihr reden!
    All dies währte kaum eine Sekunde. Schließlich entgegnete er: »Nein, ihr habt mich über schätzt. Dass ich nicht euer Feind bin, sieht doch ein Blinder! Wie denn auch? Ein einzelner Mann, noch dazu ohne Waffen! Ich habe nicht vor, euch etwas anzutun! Keinem von euch! Ich will nur nach Hause, das ist alles! Oder vielmehr dahin, wo einst mein Zuhause war, ehe die Wamphyri zurückkehrten.« Mit einem Mal wurde sein Gesicht ernst, und seine Stimme klang fest, als er sagte: »Aber sollte Tzonov auf der Sonnseite einmarschieren, wird er mich zum Feind haben! Und warum ich so lange geschwiegen habe? Ich brauchte Zeit, zuzuhören und eure Sprache zu lernen und zu ... verstehen? ... , wie ihr denkt.«
    Er ließ sie los, wich ein Stück zurück und setzte sich aufs Bett. Abermals hatte er einen tiefen Eindruck bei ihr hinterlassen. Jemandem wie ihm war Siggi noch

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