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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Dumm, weil sie getan hatte, was sie getan hatte, und dennoch war Tzonov nicht dahintergekommen. Entweder war auch er nicht auf der Höhe, oder er war zumindest blind. Siggi war davon überzeugt, dass Letzteres zutraf. Tzonov war so von sich eingenommen, dass er nicht mehr mitbekam, was um ihn herum vorging. Doch sollten ihm eines Tages die Augen aufgehen ...
    Am Abend nach ihrer Rückkehr aus Kozhva war ESP-Unterstützung aus Moskau eingetroffen in Gestalt zweier minderbegabter Telepathen und eines Lokalisierers. Letzterer war eine weibische Erscheinung. Er hatte ein Gesicht, schmal wie das eines Wiesels, und hieß Alexeij Yefros. Siggi kannte ihn von früher und hatte eine enorme Abneigung gegen ihn entwickelt. Trotz seiner sexuellen Neigungen (vielleicht auch gerade deswegen) war Yefros ein Frauenfeind und er hatte eine extrem hässliche sadistische Ader. Obwohl er wusste, dass Siggi jeden seiner schmutzigen Gedanken zu lesen vermochte, hatte er sich bei den zahlreichen Gelegenheiten, bei denen sie sich begegnet waren, noch nicht einmal die Mühe gemacht zu verbergen, was er dachte. Yefros war rücksichtslos, ehrgeizig und extrem gefährlich. Er bewunderte Turkur Tzonov und genoss dessen Vertrauen.
    Seit die ESPer angekommen waren, hatte Tzonov sich mit ihnen in seiner provisorischen Einsatz-Suite direkt neben dem Kontrollraum eingeschlossen. Siggi wusste zwar nicht, was darin gesprochen wurde, aber ihr war bekannt, dass Tzonov ein längeres Gespräch mit Präsident Turchin (beziehungsweise mit dessen engstem Berater) geführt und in der Angelegenheit, Nathan wieder einzufangen, sozusagen freie Hand bekommen hatte – mit einer wesentlichen Einschränkung. Tzonov hatte um die Befugnis gebeten, den Flüchtigen tot oder lebendig zurückzubringen (vorzugsweise tot, das war Siggi sehr wohl klar). Doch Turchin hatte darauf bestanden, dass Nathan lebendig gefangen werden musste. Natürlich ging es Turchin um die Frage der Menschenrechte. Gustav Turchin hatte noch immer alle Hände voll damit zu tun, mit den politischen Hinterlassenschaften eines sehr unerfreulichen Jahrhunderts aufzuräumen, und das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war das Blut eines Unschuldigen an seinen Händen!
    In der Nacht, die auf Nathans Flucht folgte, hatte Siggi nicht schlafen können. Stundenlang hatte sie sich in ihrem Bett hin- und hergeworfen und war nur dann und wann eingenickt, bis sie schließlich ganz aufgab, um etwas sehr Dummes zu tun. Noch ehe es dämmerte, war sie aufgestanden, hatte sich warm angezogen und sich hinaus in die von grauem Nebel verborgene Schlucht geschlichen. Der drangvollen Enge von Perchorsk entkommen und in dem Glauben, Tzonov und die anderen würden tief schlafen, hatte sie ihre Gedanken vorsichtig über die Berge bis Kozhva und weiter in die Wälder schweifen lassen, in denen sie die Wagen der Zigeuner gesehen hatte.
    Ganz schwach konnte sie die Träume der Holzfäller, Fallensteller und Dorfbewohner spüren, doch sie war auf der Suche nach etwas anderem. Und fand es auch! Ihr war, als habe sie flüchtig eine Spirale atmosphärischer Störungen gestreift, hervorgerufen von einem Bewusstsein, das funktionierte wie ein Computer – die Gedanken des schlafenden Nathan. Doch im selben Moment wurde ihr klar, dass da bereits jemand war!
    Eine Telepathin, weiblich, wachsam, mit allen Wassern gewaschen und doch zugleich voller Güte. Aber wer mochte das sein? Das britische E-Dezernat? Soweit Siggi wusste, gab es im gesamten britischen E-Dezernat nur eine einzige Telepathin, eine alte Jungfer namens Millicent Cleary. Aber Siggi war sich sicher, dass dies nicht Millicent Cleary war. Nein, sie hatte eine erfahrene Frau vor sich, und zwar in jedem nur denkbaren Sinn.
    All dies las sie aus einer einzigen kurzen Berührung. Es verriet eine Menge über Siggis Talent, aber vielleicht noch mehr über das Talent der anderen. Denn in demselben Augenblick, in dem Siggi die Anwesenheit der fremden Frau spürte, bemerkte diese auch Siggi ... und nicht allein Siggi!
    Mit einem Mal wurde Siggi sich bewusst, dass sie nicht allein waren, dass noch andere ESPer ihre Gedanken durch die Nacht schweifen ließen! Aus Furcht, erkannt zu werden, hatte sie sich zurückgezogen und sich beeilt, wieder in ihr Zimmer zu gelangen. Danach hatte sie im Dunkeln wach gelegen und das Gewicht des Gebirges über sich gespürt, auch wenn es nicht halb so schwer wog wie die Angst, die sie erfüllte. Und sie hatte sich gefragt: Wenn Turkur diese Leute aus

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