Totenbeschwörung
ich ihre Nähe spürte.«
Trask betrachtete eine Vergrößerung des Gebiets, die auf den großen Schirm gelegt worden war. »Was für ein Gelände haben wir dort?«, fragte er in die Runde.
»Ziemlich flach«, meldete sich jemand zu Wort, »aber schwierig. Es gibt nur ein paar Waldwege, ein bisschen Marschland und zugefrorene Sümpfe, dafür jede Menge Deckung im dichten Nadelwald. Das Klima? Kalt genug, dass ein Elch sich die ... das Geweih abfriert.« (Letzteres aus Respekt vor Zek, Millicent Cleary und Anna Marie English.)
»Nathan kann einiges aushalten«, warf Zek ein. »Er ist ein Traveller und noch dazu in Gesellschaft seiner Leute.« So viel hatte sie, wenn auch verschwommen und unzusammenhängend, in seinem Geist gelesen. »Aber ich frage mich, was um alles in der Welt diese Zigeuner da oben zu suchen haben.«
»Seien wir einfach froh, dass sie da sind«, entgegnete Trask. Er fuhr fort: »Wetterverhältnisse?«
»Gefrorener Schnee am Boden«, antwortete dieselbe Stimme. »Und folgt man der finnischen Wetterstation in Kotka, können wir mit noch viel mehr davon rechnen. Allerdings nur harmlose, stete Schneefälle. Vielleicht sollten wir dankbar sein, dass es kein Schneesturm ist! In zwei Stunden soll es losgehen und anderthalb Tage lang anhalten. Wie dem auch sei, das Versorgungsflugzeug aus Stockholm wird erst starten können, wenn das Ganze vorüber ist.«
»Oh, tatsächlich?«, knurrte Trask. »Hm, dann habe ich eine schlechte Nachricht für den Piloten. Sobald es nur so aussieht, als würde es aufklaren, wird er in der Luft sein!« Er warf Chung einen Blick zu. »David, sieh zu, dass du etwas Schlaf bekommst! Morgen früh nehmen wir beide die erste Maschine nach Stockholm. Selbstverständlich will ich dich auf diesem Versorgungsflug nach Izhma dabeihaben. Wenn unser Mann endlich aus der Kälte kommt, darf er uns nicht mehr verloren gehen.«
Trask blickte die übrigen ESPer an und unterdrückte ein Gähnen. »Was die Sache mit dem Schlaf betrifft: Das gilt für euch alle!« Er reckte die Schultern und massierte sich den Nacken. »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich muss mich jetzt aufs Ohr hauen. Machen wir Feierabend!« Während einer nach dem anderen den Raum verließ, fügte er hinzu: »Danke, dass ihr gekommen seid.«
Innerhalb weniger Minuten war er mit Zek allein. »Ich meine besonders dich«, sagte er. »Danke, dass du gekommen bist.«
»Der Kaffee, den ihr habt, ist fürchterlich«, erwiderte sie. »Aber David hat mir ein Zimmer unten im Hotel reserviert, und dort gibt es einen ganz ausgezeichneten Kaffee. Wir könnten uns ja über Harry unterhalten ...«
Trask blickte sie an. Zek sah müde aus und es war ihr erster Besuch in England. Sie war zwar eine äußerst fähige Frau, aber im Moment dürfte sie sich furchtbar allein vorkommen. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass auch er sich allein fühlte. Doch das war schon sein Leben lang so gewesen.
»Klar.« Er nickte. »Eine Tasse Kaffee wäre nicht schlecht.«
Sie tranken einen Kaffee in Zeks Zimmer, Trask mit Schuss, und unterhielten sich eine Zeit lang über dies und das, bis Zek in ihren Kleidern aufs Bett sank. Sie schlief auf der Stelle ein. Trask breitete die Decke über sie, löschte das Licht und setzte sich wieder in seinen Sessel.
Als sie ihn schließlich wachrüttelte, war es schon früh am Morgen ...
SECHZEHNTES KAPITEL
In der engen, lärmerfüllten Passagierkabine des Jet-Copters war Siggi Dam tunlichst darum bemüht, jeden Gedankenkontakt zu ihrem Sitznachbarn zu vermeiden. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die Geschehnisse der letzten beiden Tage ...
Vor dem Abflug von Perchorsk war Turkur Tzonov über dreißig Stunden lang mit einer kalten Wut im Bauch herumgelaufen. In gewisser Weise war es Siggi durchaus gelegen gekommen, ihm aus dem Weg zu gehen. Doch auch die wenigen Male, die sie zufällig aufeinandergetroffen waren, hatte sie es nicht gewagt, einen Blick in sein Bewusstsein zu werfen. Aus irgendeinem Grund (Vielleicht wegen des Streits, den sie gehabt hatten? Oder was war sonst noch vorgefallen, seit sie mit dem Motorschlitten nach Nieder-Kozhva gefahren waren?) hütete Tzonov seine Gedanken nun ebenso sorgsam wie Siggi die ihren. Er hätte es sofort gemerkt, wenn sie den Versuch unternommen hätte, ihn auszuspionieren, und sie wollte ihm keinen Vorwand liefern, mit ihr ebenso zu verfahren.
Siggi war klar, wie dumm sie gewesen war und was für ein unglaubliches Glück sie gehabt hatte.
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