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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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den Flur trat. Sie schleppte ihre Gerätschaften – Zinkeimer, Gummiwischer, Schrubber und Staubwedel – mit sich, und der Schweiß lief ihr nur so in Strömen von der Stirn.
    Trask, davon überzeugt, dass ihm das Entsetzen noch ins Gesicht geschrieben stand, versuchte, seine Verlegenheit zu überspielen. »Nun ... Mrs. Wills scheint nicht gerade zu frieren.« Zu der Putzfrau gewandt erklärte er: »Mr. Chung hat mir eben erzählt, dass es in diesem Raum immer viel zu kalt ist. Kommt es Ihnen auch so vor?«
    Mrs. Wills war eine kleine, füllige Londonerin in den Fünfzigern. Sie war zwar nicht besonders intelligent, arbeitete aber hart und hatte ein Herz aus Gold. Sie war die einzige Festangestellte ohne jede Begabung, und in den ganzen fünfzehn Jahren, die sie mittlerweile für das Dezernat arbeitete, hatte sie nie auch nur die leiseste Ahnung gehabt, worum es hier überhaupt ging. Alles, was sie wusste, war, dass gewisse einfache Regeln befolgt werden mussten und sie nicht über die Mitarbeiter sprechen durfte. In der Tat hatte man Mrs. Wills wegen ihres einzigartigen Mangels an Wissbegier gewählt. Nun überzog ihre Wangen ein rötliches Leuchten, als sie erst Trask, dann Chung anstrahlte, zwei der Herren, für die sie sauber machte.
    Schließlich drang Trasks Frage zu ihr durch. »Was, im Zimmer von Mister Harry, Sir? Kalt soll’s da sein? Hab’ ich noch nichts von gemerkt. Aber die Heizung tut’s, kann ich Ihnen sagen!«
    Besorgt folgte sie ihnen in das Zimmer. Im hinteren Teil des Raumes war eine Nische von einer Schiebetür abgetrennt. Dahinter waren Waschbecken, Dusche und Toilette untergebracht. Der vordere Teil bestand aus einem kleinen, etwa vier mal fünf Schritte großen Gästezimmer, das aus der Zeit stammte, als das oberste Geschoss noch zum Hotel gehört hatte. Die eine Wand nahm ein veralteter Computertisch ein. Er bot reichlich Arbeitsfläche und genügend Raum, die Füße darunter auszustrecken. Davor befand sich ein Stuhl und neben diesem ein Drehsessel. In der Ecke stand ein kleiner Kleiderschrank offen. Darin hingen Kleiderbügel, und an der Seite waren Regalfächer angebracht.
    Mit einer Kopfbewegung wies Chung auf das Innere des Schranks. »Ein paar von Harrys Sachen«, erklärte er Trask. »Ein Hemd, Hosen und ein Jackett. Ich denke, mittlerweile dürften die Motten drin sein. Und noch ein paar weitere Utensilien da oben auf dem Regal. Die anderen Gegenstände« – aus dem Augenwinkel warf er einen Blick auf Mrs. Wills, die auf dem Computertisch ein Staubkörnchen entdeckt hatte, das sie unbedingt wegwischen musste – »stammen von Leuten, die wir im Lauf der Zeit verloren haben. Ich habe das Zeug aufgehoben ... weil ich es nicht über mich gebracht habe, es wegzuwerfen. Bei meiner Arbeit als Lokalisierer habe ich die Sachen alle irgendwann einmal benutzt. Sie gehörten Darcy Clarke, Ken Layard und Trevor Jordan. Mit Hilfe dieser Dinge habe ich die Verbindung zu ihnen hergestellt, wenn sie im Einsatz waren ...«
    Während Chung redete, schaute Trask in den Kleiderschrank, allerdings ohne etwas zu sehen. Dafür fühlte er etwas. Chung hatte recht: In dem Zimmer war es kalt! Oder wenn es schon nicht kalt war, dann doch leer. Trotz des Computertisches, des Kleiderschranks und der Sachen darin wirkte der Raum leer, so als ob nichts hier drin sei. Noch nicht einmal Trask, Chung und Mrs. Wills. Trask kam sich in diesem Zimmer vor wie ein bloßes Echo seiner selbst, wie ein Schatten. Er hatte den Eindruck, dass er, sollte er ein kleines bisschen länger hier stehen bleiben, einfach in die Wände aufgesogen und für immer verschwinden würde. Der Raum war übersinnlich aufgeladen, ganz eindeutig. Und die Kälte war nicht physischen, sondern metaphysischen, psychologischen ... übernatürlichen Ursprungs? Was auch immer, Trask fröstelte jedenfalls.
    Mrs. Wills war fertig mit Staubwischen. »So, das hätten wir«, sagte sie und holte Trask in die Gegenwart zurück. »Alles wieder blitzsauber. Wie mein Jim immer sagt: ›Meg, mein Schätzchen, egal was du machst, mach mir bloß das Zimmer von Harry sauber.‹ Das sagt er immer, mein Jim.«
    Damit wandte sie sich ab. Trask klappte der Kiefer nach unten, und er warf Chung einen Blick zu. Als sie im Flur verschwand, folgten die beiden ESPer ihr auf dem Fuß. »Äh, Mrs. Wills!« Trask ergriff sie am Ellenbogen. »Haben Sie und, äh, Jim – ich meine, heißt das, Sie haben Harry gekannt? «
    Sie schlug die Hand vor den Mund und machte große

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