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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Nestor. »Es war so laut, dass mir der Schädel brummt!«
    »Ist es so schlimm?«, fragte Canker niedergeschlagen.
    »Schlimm ist nicht das richtige Wort dafür!«
    »Aye, du hast recht«, nickte Canker. »Es ist zu viel für einen allein. Aber es war ja auch nur der erste Versuch. Vielleicht könntest du mir ja beim nächsten Mal, wenn ich alles repariert habe, zur Hand gehen?«
    Vorsichtig schüttelte Nestor seinen schmerzenden Kopf. »Ich glaube nicht. Für dein Orchester rekrutierst du besser Knechte und Leutnants, Canker, denn selbst die beste Freundschaft sollte man nicht über die Maßen strapazieren.«
    »Aber du musst doch zugeben, dass die Sache ausbaufähig ist?«
    »Willst du wissen, ob du damit eines Tages Musik machen kannst? Oder fragst du mich, ob es dir damit gelingen wird, deine mythische Herrin vom Mond herabzulocken?«
    Einen Augenblick lang bekam Canker vollends die Züge eines Tieres. Knurrend riss er die Kiefer auf, nur um im nächsten Moment wieder traurig dreinzublicken. »Mythisch, Nestor?«, stieß er weinerlich hervor. » Huh! Von jedem anderen hätte ich das erwartet, aber nicht von dir. Ich sage dir, sie ist mir im Traum erschienen, und sie muss einfach auf dem Mond wohnen! Wo denn sonst? Ganz in Silber gekleidet, mit ihrem blonden Haar und den blauen Augen! Hast du noch nie gesehen, wie der Mond über den Himmel jagt? In Gelb und Blau! Die den Eislanden zugewandte Seite leuchtet in einem tiefen Blau, während die andere Hälfte von der glühenden Sonne in gelbes Licht getaucht wird! Manchmal, wenn die Sonne untergegangen ist und das Nordlicht bleich am Himmel flackert, erstrahlt er in reinstem Silber! Weißt du denn nicht, dass ich Träume zu deuten vermag und aus ihnen die Zukunft lesen kann? Erzähl du mir nichts von Mythen und Hirngespinsten! Du hast ja keine Ahnung!«
    »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sagte Nestor. »Und außerdem, wer bin ich schon, ein Urteil über dich zu fällen? Ich kann mich ja noch nicht einmal an meine eigene Vergangenheit erinnern – nur hin und wieder blitzt da undeutlich etwas in meinem Gedächtnis auf – geschweige denn in die Zukunft blicken!«
    Canker trat auf ihn zu und schlug ihm auf die Schulter. »Ich fühle mich nicht im Geringsten beleidigt. Wir beide sind doch Freunde, du und ich, deshalb sollten wir stets offen und ehrlich zueinander sein. Und so wollen wir es auch halten! Doch sag mir, wie kann ich das Musizieren erlernen? Ich meine, ich verstehe das Prinzip, aber ich habe keinerlei Vorstellung davon, wie die Weise geht! Man kann dazu tanzen, stimmt’s? Und auch singen? Nun, ich kann singen, darauf kannst du wetten! Und auf gewisse Art tanze ich auch, wenn auch nicht so wie ihr Szgany.«
    »Die Weise?«, fragte Nestor verwirrt. »Ich bin mir sicher, dass es mehr als nur eine Melodie gibt. Ich glaube, ich kenne ein paar, zumindest ein bisschen. Verschaffe mir eine Flöte von der Sonnseite und ich bringe es dir bei!«
    »Ein Liebeslied! Eines, das meine Anbetung zum Ausdruck bringt!« Vor Aufregung fing Canker beinahe an zu jaulen. »Genau das brauche ich! Ich werde deine schönste Weise nachahmen und danach mein Lied komponieren. Und irgendwann werde ich meine silberne Herrin damit vom Mond herablocken!«
    Mondsüchtig!, schoss es Nestor durch den Kopf. Doch diesen Gedanken behielt er für sich ...
    Als sie zu der Treppe zurückkehrten, die an dem riesigen Misthaufen vorbei zur Saugspitze führte, wurde Nestor immer schweigsamer. Schließlich sagte er: »Eines begreife ich nicht!«
    »Eh?« Canker blickte ihn an. Sie standen in dem Durchgang am Fuß der Treppe, in dem das sechsbeinige Wolfswesen lauerte. »Was denn? Was meinst du damit?«
    »Ich hatte den Eindruck ... das heißt, jemand hat mir gegenüber angedeutet ...« Nestor hielt einen Augenblick inne, ehe er den Satz hastig zu Ende führte. »... du würdest in einem Schweinestall hausen!« Er wich einen Schritt zurück und fuhr fort: »Wenn wir tatsächlich Freunde sind, kann ich dir so etwas doch sagen, nicht wahr?«
    Canker warf den Kopf in den Nacken und lachte, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Diesen Eindruck erwecke ich mit Absicht! Und außerdem bin ich ja auch so etwas wie ein Schwein, zumindest ein Tier! So wie sie alle! Auch du, Nestor, oder jedenfalls wirst du es bald sein! Aber ich weiß, was du meinst! Es gibt einen einfachen Grund dafür, dass ich mich, seit ich denken kann, hinter dieser Maske verberge: Auf diese Art lebt man länger! Solange meine sogenannten

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