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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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ha ha! « Lachend vollführte Canker einen Luftsprung. »Ich habe Frauen, Nestor, und zwar ziemlich viele. Und sie haben mir ebenso viele Welpen geboren. Ah, du hast bestimmt Gerüchte darüber gehört, dass Mädchen, die von der Sonnseite entführt wurden, es in der Räudenstatt nicht lange machen, was? Etwa nicht? Nun, das jedenfalls erzählt man sich über mich! Aber es ist nichts Wahres dran! Nur weil ich auf der Sonnseite in Blut bade – und bedenke, mein Junge, Canker hat schon mit seinem Gemächt getötet – heißt das noch lange nicht, dass ich es auch in der Räudenstatt tue. Glaubst du vielleicht, ich falle über meine Sklavinnen her wie ein tollwütiger Hund über eine Herde Ziegen? Kommt nicht in Frage! Sie sind meine Frauen und versüßen mir das Leben. Aber außerhalb der Räudenstatt weiß das niemand! Bis auf dich, denn du hast es ja mit eigenen Augen gesehen! Sie arbeiten in meinen Küchen, fertigen Stickereien für Wandteppiche, sind in meinen Wäschereien und den Schlachthäusern zugange, sie kümmern sich sogar um die Pferche und die Landebuchten. Und was die Meute meiner Söhne angeht: Nenne mir einen besseren Weg, eine Armee aufzustellen und sicherzugehen, dass alle wichtigen Posten mit loyalen Leuten besetzt sind, als deine leiblichen Söhne zu Offizieren zu machen! Und wieder habe ich eine Legende zerstört! Es stimmt schon, ich kann eine Bestie sein – wenn ich es für richtig halte!«
    Nestor nickte bedächtig. »Wer auch immer dich für verrückt hält, Canker Canisohn, befindet sich gewaltig im Irrtum.«
    Doch als er seinen Weg hinauf in die Saugspitze allein fortsetzte, dachte er sich: Was allerdings deine silberne Geliebte auf dem Mond angeht ... nun, das steht auf einem anderen Blatt ...
    Als der nächste Sonnauf anbrach, war die Entwicklung von Nestors Vampir abgeschlossen. Bis es so weit war, machte Nestor sich mit der beängstigenden Tatkraft der Wamphyri daran, die Saugspitze zu erkunden, auf Karten zu erfassen und alles neu zu ordnen. Diese Zeitspanne währte, nach den Maßstäben einer Welt jenseits des gleißenden Tores zu den Höllenlanden, etwa fünf Tage. In dieser Zeit wuchs Nestor. Er veränderte sich und nahm eine Gestalt an, die ihm zwar ähnelte, aber doch nicht die seine war. Er gewann die Statur eines wahren Fürsten der Wamphyri. Seine Rastlosigkeit war wie ein Fieber, das durch seine Adern tobte und ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Dieser rasche Gestaltwandel ließ ihn als einen anderen zurück. Nestor war nicht mehr derselbe, der er einst gewesen war. Und als der Glutofen der Sonne sich über dem Grenzgebirge erhob, um die Schatten aus den Bergen zu vertreiben, übernahm sein vampirischer Egel völlig die Kontrolle über ihn.
    Die Geschwindigkeit, mit der sich dieser Wandel vollzog, war erstaunlich. Dasselbe galt für das lebhafte Gebaren seines Parasiten. Jedes Mal, wenn Nestor sich auf dem Rücken seines Fliegers in die Lüfte schwang und um die Wrathspitze kreiste oder lachend über den Felsenturm hinwegglitt, sahen die anderen ihm voll Verwunderung nach. Vasagi der Sauger hatte die Kunst der Verwandlung beherrscht wie kein Zweiter, und der Grund für Nestors Regsamkeit und die rasende Metamorphose lag in den Erbanlagen, die der Sauger seinem Ei mitgegeben hatte. Darin und in Nestors drängendem Verlangen, endlich Wamphyri zu sein!
    Dazu kam die andere Seite seiner morbiden Ahnenreihe. Morbid jedoch nur, was die unglaublichen, düsteren Möglichkeiten anging, die sie eröffnete. Keineswegs konnte man so den Mann bezeichnen, von dem diese Fähigkeiten stammten – Harry Keogh, den Necroscopen. In seiner Welt, ein ganzes Paralleluniversum entfernt (und später auch in dieser), hatten die zahllosen Toten, die Große Mehrheit, Nestors Vater geliebt. Was auch sonst? Immerhin war Harry das einsame Licht gewesen, das ihnen in ihrer Dunkelheit leuchtete, ein warmer Flecken in der Kälte ihres Nichtseins, der einzige Mensch, der mit ihnen sprechen und ihnen Trost spenden konnte. Mehr noch, er war der Einzige gewesen, der sein Leben für sie lassen konnte. Ebendies hatte er am Ende getan, sein Leben für die Lebenden und die Toten gegeben, für all die Generationen, die der Vergangenheit angehörten, und für all diejenigen, denen die Zukunft gehörte – in beiden Welten. Sein Tod war jedoch nichts anderes gewesen als ein ungeheurer Neuanfang, und Nestor nichts als ein weiteres Glied in jener endlosen Kette.
    So hatte Harry eine seiner düstersten Gaben weitergereicht,

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