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Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Schlafstatt und massierte ihr mit bebenden Händen den Rücken. »Ruhig, meine Lady! Schlaft weiter! Es ist alles in Ordnung!« Ihr Vampir-Gespiele war jung und stark, allerdings nicht mehr ganz so kräftig wie ehedem und auch nicht mehr ganz so jung. Obwohl er beim Essen zulangte wie ein Scheunendrescher, verlor er zusehends an Gewicht. Seine Wangen waren eingefallen und seine Nerven lagen blank. Das Lächeln, das er für Wratha aufsetzen musste, glich meist einer Grimasse – jedoch nur, wenn sie nicht hinsah. Tief im Innern wusste er, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Lady sich einen neuen Liebhaber suchte; und ihm war ebenfalls klar, was aus seinem Vorgänger geworden war. Es galt, die Versorgung der Wrathspitze sicherzustellen, und kaum etwas wurde verschwendet. Im Falle eines Falles gab es immer noch die Vorratskammern ...
    Für den Gespielen Wrathas war das Lied der Knochen nichts als ein Summen, das den Fels, auf dem er stand, durchdrang, ein klappernder Fensterladen vielleicht, der im Wind auf- und zuschlug. Wratha dagegen las darin etwas anderes. Ihre scharfen Wamphyri-Sinne, mehr als fünf an der Zahl, erkannten darin, zumal im Schlaf, eine klagende Stimme, die aus der Vergangenheit zu ihr sprach. Die Sonnenstrahlen trugen sie von weit jenseits des Grenzgebirges her zu ihr.
    »Die Sonne steht hoch am Himmel und lächelt mit ihrem kranken Lächeln auf mich herab«, flüsterte sie verschlafen, im Traum. Wrathas Stimme bebte, während ihr Knecht sie mit geübten Fingern zu beruhigen suchte. »Ja, sie lächelt ... Genau wie sie damals auf Karl die Zacke herabgelächelt hat, als sein Haar in Rauch aufging und seine Augäpfel platzten! Ich höre ihn immer noch nach Vergeltung schreien! Selbst jetzt höre ich seine Schreie noch in der Sonne, die auf die Wrathspitze brennt.« Ihr stand der Schweiß auf der Stirn, dennoch zitterte ihre Stimme, als sie fragte: »Sind die Vorhänge auch wirklich zugezogen?«
    »Selbstverständlich, meine Lady! In der gesamten Wrathspitze. Es ist nur ... In diesem Gemach hier gibt es überhaupt keine Vorhänge, denn es hat keine Fenster! Bisher habt Ihr noch nie an einem Ort Ruhe gesucht, an dem Euch die Sonne erreichen könnte!«
    »Das ist wahr«, seufzte sie und sank tiefer in ihre fiebrigen Träume. »Trotzdem verfolgen die Gespenster mich überallhin ...«
    In der Räudenstatt lehnte Nestor an einem geschwungenen Stützpfeiler und hielt sich die Hände vor die Ohren. Canker stand da wie ein riesiger zweibeiniger Hund. Vor dem tiefblauen Schimmern des nördlichen Horizonts zeichnete sich seine Gestalt deutlich ab. Je vier Seile zugleich um die Arme geschlungen, versuchte er verzweifelt, alle Windklappen der Röhren auf einmal zu bedienen. Vergeblich! Das Ergebnis bestand in einem unbeschreiblichen Lärm, der bereits seit sechs, sieben Minuten andauerte, bis Nestor es nicht mehr ausgehalten hatte. Blass wie ein Leintuch und vollkommen entnervt sah er zu, wie der Hundefürst Seil um Seil losließ, sodass die unzähligen Knorpelplatten völlig unkontrolliert hin- und herschlugen, dem Spiel des Windes preisgegeben.
    Eine kurze Zeit lang wurde es nun sogar noch schlimmer. Einige der Blasebälge, die zwischen den Klappen und den Orgelpfeifen angebracht waren, platzten, als die Böen sie einfach so packten. Knorpel splitterte, als eine zweieinhalb Meter lange Umlenkklappe aus ihrer Fassung in die Tiefe gerissen wurde. Krachend prallte sie wieder und wieder gegen die Außenwand des Turmes. Ein paar aneinander befestigte Röhren, eine richtige Knochenpyramide, fing so heftig an zu vibrieren, dass die Seile, die sie zusammenhielten, entzweigingen und ein gutes Dutzend gewaltiger weißer Röhren überall auf dem Boden der einstigen Landebucht umherpolterte. Canker, der dabei war, die Seile hastig um ihre Winden zu wickeln, musste einen regelrechten Tanz aufführen, damit er nicht von den Füßen gerissen wurde.
    Irgendwann war das Chaos vorüber und endlich trat Ruhe ein. Obwohl der Wind noch immer um die letzte Felsenburg heulte, war die Stille geradezu ohrenbetäubend. Wütend, weil alles kaputt war, stampfte Canker brüllend umher. Schließlich wandte er sich an Nestor, der, bleich und nahezu taub, schwankend an seinem Pfeiler lehnte.
    »Hast du das gehört? Hast du das gesehen?«, bellte der Hundelord. Zwar stand ihm sein Zorn noch immer ins Gesicht geschrieben, doch schien er zumindest teilweise befriedigt. »Was hältst du davon?«
    »Was ich davon halte?«, entgegnete

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