Totenblick: Thriller (German Edition)
Festnahme wehrt. Irgendwas Dummes macht.«
Ares verstand den Wunsch, dem Mörder seiner Kollegin, mit der Pitt befreundet gewesen war, heftigst weh zu tun. »Ich kann den Demons Bescheid sagen«, bot er an. »Denen macht so was Spaß.«
»Weh zu tun?«
»Das auch«, erwiderte Ares und grinste. »Nein, der Gerechtigkeit unter die Arme zu greifen. Ich rede nicht vom juristischen Recht.«
Pitt grübelte, trank vom Met. Er sah zu seiner Frau, die mit Karo plauderte, während die Kinder immer wieder zwischen den Menschen auftauchten und von Stand zu Stand rannten, um die Auslagen zu betrachten oder den mittelalterlichen Handwerkern zuzuschauen. »Das machen wir, Ares«, raunte er und lachte gehässig. »Ich schicke dir, was ich über die Sau weiß, und wenn deine Bikerfreunde irgendwas hören, sagst du es mir. Gerechtigkeit für Anke. Das ist gut.«
»So machen wir das.« Er hatte seinen Becher leer getrunken, verzichtete jedoch auf einen weiteren Durchgang. Er musste Elisa sicher nach Hause bringen. »Ich hole mir eins von diesen Handbroten. Auch eins?«
Pitt nickte. »Weißt du, dass du in dem Mantel aussiehst, als wärst du eine Mischung aus Mongole und Musketier?«
»Ich bin Großväterchen Frost, mein Lieber.« Ares nahm ihm den leeren Metbecher ab und brachte das Pfandgut zum Stand zurück.
Während er gleich darauf in der Schlange vor der Handbrotbude stand und ihm bei dem leckeren Geruch das Wasser im Mund zusammenlief, dachte er über seinen Freund nach. Er schien sich plötzlich wieder in den alten Peter Rhode zurückzuentwickeln. Zu Pitt. Er lachte. Sie würden sich wieder zum Dauerlauf im Johannapark treffen, gemeinsam ins Gewandhaus oder gelegentlich zu einer Theateraufführung gehen.
Die Suche nach dem Mörder seiner Kollegin Schwedt würde Pitt sicherlich in manchen Momenten hart zusetzen, aber das war kein Vergleich zu dem, was er in dem anderen Fall durchgemacht hatte. Diese Sorgen war sein Freund los.
Ares freute sich für die Familie Rhode. Sie hatten es verdient.
Er nahm sein Handy und führte ein kurzes Gespräch mit Bernd, den sie bei den Demons »Vandal« nannten. Er entband die Biker von der Suche nach dem roten 450 SL und bereitete sie darauf vor, Augen und Ohren offen zu halten, falls sich jemand Waffen oder einen Ausweis besorgen wollte. »Es geht um einen mutmaßlichen Mörder, der Anke Schwedt umgebracht hat«, erklärte er, weil er sich nicht darauf verlassen wollte, dass ihm Pitt die Informationen im nüchternen Zustand zuschicken würde.
Tatsächlich glaubte Ares, dass sein Freund, sobald er wieder auf null Promille war, von seiner Hilfe Abstand nehmen würde. Doch wenn der Geist erst aus der Flasche war, konnte man den Wunsch nicht mehr zurückziehen.
»Geht klar«, hörte er Vandals knappes Statement. »Komm mal wieder im Vereinsheim vorbei. In zwei Wochen ist Weihnachtsfeier. Hier steht noch ein Fass Schwarzbier, das uns jemand gestiftet hat.«
»Ich überleg’s mir. Danke.«
»Ich ruf dich an, wenn wir was haben.«
Ares legte grinsend auf. Er hatte den Anfang der Schlange erreicht und bestellte drei Handbrote, mit Schmand, Käse und Schinken. Elisa und Karo würden sich eins teilen. Dann kehrte er zur Rhode-Familie zurück, wo seine beiden Töchter warteten und das Essen in Empfang nahmen. Es wurde gegrinst, geschmatzt und herumgealbert.
Ares sah in die Runde und lächelte. Ein gelungener Weihnachtsmarktbesuch.
»Papa sieht aus wie der Weihnachtsmann«, gluckste Elisa. »Dein Schnurrbart ist total weiß. Vom Schmand.«
»Quatsch. Das ist ein Musketierweihnachtsmann. Aus Fronkraisch«, hakte sich Karo ein und riss den nächsten Fetzen Brot ab. Sie bevorzugte es, die feine Dame zu spielen. »Boah, du hast einen fetten Speckstreifen im Kinnbart, Papa. Mach das weg!«
»Oh, da habt ihr beide nicht recht. Ich bin Deduschka Moros! « Er riss die Augen weit auf und stellte sich gerade hin. Die Umstehenden schauten automatisch herüber, weil sich der Hüne bedrohlich aufgerichtet hatte.
»Ist das russisch für Schwarzer Bär? «, krähte Elisa. »So siehst du gerade aus.«
» Großväterchen Frost. Das ist eine Art Nikolaus«, übersetzte Frau Rhode heiter für die Kinder. Heute lernte man die Sprache des Großen Bruders nicht mehr in der Schule. »Woher haben Sie denn das, Herr Löwenstein?«
»Mir wurde die Rolle angetragen. Vom russischen Konsulats-Attaché.« Er musste selbst lachen und wischte sich den Speck vom Kinn.
Elisa klatschte begeistert. »Oh, Papa macht
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