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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ein Weihnachtsstück!«
    »Nur ein kleiner Auftritt auf einer Feier«, schwächte er ab und stellte fest, dass er sich auf den Job freute. Ob Sorokin das auch so sah, würde sich bald herausstellen, wenn er ihm die Zusage mitteilte. Als Lohn wollte er eine Kiste von dem guten Wodka, den er wiederum als Dank an die Demons durchreichen konnte. Der Kreislauf des Lebens.
    »Das wird voll peinlich«, murmelte Karo und musterte ihren Vater kritisch.
    »Wird es gar nicht!«, sprang Elisa verteidigend ein. »Papa wird ein ganz fabelhafter Duscha Morz. «
    Alle lachten fröhlich. Ares strich seiner Jüngsten über den Kopf und richtete seine Kappe. Ihm fiel auf, dass Pitt auf sein Handy schaute. »Was ist? Ich dachte, du hast Dienstschluss?«
    »Eine Leipziger Festnetznummer«, gab er zögernd zurück.
    »Und?«
    »Ich kenne sie nicht.«
    »Wird sich verwählt haben. Lass es doch …«
    Aber sein Freund nahm das Gespräch an. »Ja?« Dann entspannte er sich. »Ach, Sie sind es, Herr Korff. Wenn Ihnen noch was zum Totenblick eingefallen ist, müssen Sie es …« Abrupt schwieg er, wurde bleich.
    Seine Frau bemerkte die Veränderung ebenso. Sie schluckte.
    Pitt steckte das Handy weg. Es folgte ein kurzes Schweigen, dann ein Räuspern. » Guernica. Von Pablo Picasso«, raunte er kaum verständlich gegen das Tröten der Dudelsäcke.
    Ares verstand sofort: Es gab ein neues Bild.
    ***

Kapitel 12
    Leipzig, Südosten, 6. Dezember
    R hode übergab sich das zweite Mal vor dem Gebäude und spuckte aus. Er hatte beim ersten Mal die Stufen erwischt, die zum Eingang führten.
    Seine hastig eingeworfene Anti-ADHS-Pille, von der er sich eine beruhigende und auch ausnüchternde Wirkung versprach, war mit dem Handbrot und dem Met herausgekommen. Er zitterte und hatte die Übelkeit nicht im Griff.
    Die verstreuten Kotzhäufchen auf dem ungepflegten Areal zeigten, dass er nicht der Einzige war, dem Guernica auf den Magen schlug. Er wusste niemanden, nicht einmal den abgebrühtesten SpuSi oder Tatortreiniger, der beim Anblick in der Halle nicht mit Brechreiz reagiert hätte.
    Er befand sich auf dem Gelände der Alten Messe. Die Hallen standen entweder ungenutzt herum, wurden gerade saniert oder es hatten längst neue Mieter darin Einzug gehalten, von Soccer World bis Supermarkt. In einem der verlassenen, abgelegenen Gebäude, die zur Sanierung anstanden, befand sich das Werk des Wahnsinnigen. Rhode war mit dem Taxi hergekommen, weil der Bildermörder etwas für ihn am Tatort hinterlassen hatte, wie ihm Korff sagte. Explizit ihm. Er war von der letzten Schöpfung des Bildermörders nicht verschont geblieben.
    Langsam lehnte er sich an die heruntergekommene eisige Backsteinwand und schloss die Augen; die Nachricht, die er eingetütet in der Rechten hielt, knisterte zwischen seinen Fingern.
    Das Bild blieb.
    Mit allen widerlichen Details.
    Im Original war es eine von Picassos bekanntesten Schöpfungen, entstanden 1937. Öl auf Leinwand. 349 Zentimeter mal 777 Zentimeter, das hatte das Smartphone des Taxifahrers ausgespuckt, den er um Informationen gebeten hatte.
    An die Maße hatte sich der Mörder gehalten und seine Ankündigung wahr gemacht, ein Werk abzuliefern, das niemand nachahmen konnte. 27 Quadratmeter blanker Horror.
    Rhode fand das Original mit seinen Grau- und Farbtönen, seinen abstrahierten Figuren und Darstellungen, den Überproportionierungen und der Symbolschwere beim ersten Anblick schon hässlich, und über Kunst ließ sich bekanntlich trefflich streiten.
    Aber was der Täter daraus gemacht hatte …
    Alles war da, und er hatte die Tiere und Menschen fast annähernd in den Proportionen verzerrt wie Picasso, was den Anblick umso widerwärtiger machte. Surreal-real. In Farbe. Die Leichen waren horizontal auf die grau grundierte Wand gedübelt und mit Draht raffiniert fixiert worden.
    Rhode würde nichts davon vergessen.
    Das Pferd mit dem herausgefressenen Loch im Bauch, das vom Stier stammte, der es offenbar ausweidete; ein Speer steckte von oben rechts in der Wunde des Pferdekadavers.
    Die sterbende Taube.
    Die Figur der Lichtträgerin mit dem unförmigen Arm, der Fackel in der Hand, dem tropfenförmigen Kopf sowie dem klagenden Gesichtsausdruck.
    Der Krieger mit dem zerbrochenen Schwert in der rechten Hand, Schmerz und Qual auf den Zügen; aus seiner Faust wuchs irgendeine Nutzpflanze, die Rhode nicht kannte.
    Ganz brutal war die Einarbeitung einer Frau mit einem toten Kind. Bei deren Anblick hatte es Rhode zum ersten Mal

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