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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das einfordere? Allen Ernstes?« Grimm grinste. »Und? Hat es sich gelohnt?«
    »Was?«
    »Dass ich dir dein Leben gelassen hab. Was hast du damit angestellt?« Er gluckste und trank vom Kaffee. »Du bist ein Braver geworden, ja? Keine Überfälle mehr, keine Raubzüge, keine Schlägereien und so was?« Grimm lachte laut, so dass sich einige Gäste zu ihnen umdrehten. »Ein angepasstes Mitglied der Gesellschaft.«
    »Du hast einiges im Knast verpasst. Aber, ja, ich bin nicht mehr bei den Demons. « Ares konnte die Reaktion des Rockers nicht einschätzen. »Es ist nicht clever, die alte Kutte zu tragen. Wenn sie dich damit sehen …«
    »Ja, ja, dann kommen sie angeknattert, mit ihren Maschinen, und schlagen mich zusammen oder machen sonst was«, fiel ihm Grimm emotionslos ins Wort. »Weißt du, was ich dann tue?«
    »Nein.«
    Der Mann lehnte sich nach vorne, seine Miene wurde kalt. »Dann rufe ich die Bullen«, flüsterte er und lächelte desillusioniert. »Im Knast wurde mir vieles klar.«
    »Wurde es das?«
    »Ich hatte bei den Klingen ein geiles Leben. Hab mit Kohle um mich geworfen, ständig scharfe Weiber gefickt, mein eigenes kleines Königreich gehabt«, zählte er gelangweilt auf. »Wie du. Dann sammelten mich die Bullen wegen einer Bagatelle ein, ich hatte Drogen dabei, und weg war ich. Im Knast«, Grimm sah in seinen leeren Becher, »war ich zuerst übel dran und dachte, ich müsste den Rocker geben. Das war anstrengend. Und dann saß ich da. Dachte nach. Und entschied: Das war alles scheiße. Obwohl es geil war.«
    Ares hörte die Verbitterung. »Was hast du daraus gelernt?«
    »Dass ich es nicht noch mal so machen würde. Aber dafür ist es zu spät. Tja, mir haben sie im Knast wohl die Eier demontiert. Jetzt bin ich wegen guter Führung raus, laufe mir die Hacken ab, weil ich einen Job suche. Mein Arbeitszeugnis ist nicht so gut.« Grimm atmete tief ein. »Finde mal was als Knasti.« Er zeigte mit dem Daumen über seinen Rücken auf das Abzeichen der Leipziger Klingen. »Nostalgie. Es war ein Fehler, aber es war gut und ist vorbei.« Das Dunkelgraublau richtete sich auf Ares’ Züge. »Und dann sagt meine Schwester, dass du mich sehen willst.« Er stemmte sich kraftlos auf. »Jetzt hast du mich gesehen. Wir sind zwei Eierlose geworden. Willkommen in der normalen Gesellschaft.« Grimm ging einfach hinaus, eingesunken und gebrochen.
    Ares saß auf seinem Platz und drehte sich nicht um. Er blinzelte und schob den Kaffee von sich weg. Das Gesöff schmeckte grauenhaft.
    Ein eierloses Phantom ließ einen ratlosen Demon am Tisch zurück, der noch nicht wusste, was er von der Zusammenkunft zu halten hatte.
    Eines stand fest: Knives gab es nicht mehr.
    Sollte er je wieder von der Nacht träumen, in der ihn der Anführer der Klingen erwischt und bedroht hatte, würde er lachen. Einfach nur lachen.
    Ares erhob sich, nahm die Tasche und ging zur Tram-Station. Leipzig wartete auf ihn. Pitts Mörder musste gefunden und gerichtet werden.
    Die Bullen anrufen. Er schnaubte. Das könnte dem Mörder passen.
    Nein, eierlos wie Robert Grimm fühlte er sich nicht.
    ***
    Leipzig, Zentrum-Süd, 30. Dezember
    Lackmann starrte mitten im Tippen unvermittelt auf das Telefon und wusste nicht, ob er einen Anruf ersehnte oder sich noch mehr darüber freuen würde, wenn der Mörder bei einem Unfall ums Leben gekommen und Leipzig vor ihm sicher war.
    Er saß in seinem Büro, machte einen Vermerk im Bericht der SpuSi zum Fall Wolke senior, der sich abrupt in die Morde ihres Wahnsinnigen eingereiht hatte und dabei sehr von der üblichen Vorgehensweise abwich.
    Lackmann teilte Sterns Gedanken. Der Intendant musste etwas erfahren oder herausgefunden haben, das dem Bildermörder gefährlich werden könnte. Eine Spur, die zu dem Unbekannten führte?
    Doch das Sichten der persönlichen Unterlagen dauerte an, noch gab es nichts – außer mehr Arbeit für die SoKo.
    Das Telefon verschwamm vor seinen Augen, sein Blick entspannte sich und fokussierte nicht mehr.
    Szenarien entstanden in seinem Kopf: ein Sturz die Treppe hinab, ein Autocrash, die Metallräder einer Tram, irgendetwas, das dem Wahnsinnigen das Leben nahm. Herrlich!
    Damit bliebe seine Identität zwar für immer geheim, aber …
    Lackmann kam zum Entschluss, dass er lieber sein Leben lang vergebens auf die Information wartete, wo sich ein neues Bild befand und sich die Jagd nach einem neuen Optogramm eröffnete.
    Wenigstens waren sie auf das Kommende vorbereitet. Die beiden

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