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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Revolution probt«, spulte er die intuitiven Gedanken ab. »Kein Wort zu den Medien. Das muss geheim bleiben. Ich will nicht, dass der Mörder die Aufmerksamkeit bekommt, die er sich offenbar wünscht.«
    »Logisch«, bestätigte Schwedt. »Jedenfalls nicht von uns. Wenn er versessen darauf ist, dass man über ihn spricht, wird er den MDR und die LVZ irgendwann selbst informieren.«
    »Da gebe ich dir recht. Aber bis dahin geht nichts raus.« Rhode sah sich bereits beim Präsidenten der Polizeidirektion sitzen und seinen Bericht abliefern, um danach als Chef einer Sonderkommission aus dem Büro zu gehen.
    Abgefahren, das hatte Roden-dings gesagt. Das traf es höchstens im Ansatz.
    Schwedt reichte ihm nach kurzem Sichten Blatt vier. »Chef: Das ist nicht gut«, sagte sie leise.
    Rhode hatte den Hinweis von Irgendwas-berg schon wieder fast vergessen. Er nahm das Papier in der Klarsichtfolie und las:

    EIN BILD
    SAGT MEHR ALS
    1000
    WORTE.
     
    DIE WAHRHEIT
    LIEGT STETS
    IM AUGE
    DES
    BETRACHTERS.
     
    DOCH
    HÜTE DICH
    VOR DEM
    TOTENBLICK.
    ERFASST ER DICH,
    GIBT’S
    KEIN
    ZURÜCK!

    Für Rhode schieden in der gleichen Sekunde die Faktoren Zufall und Fauxpas aus, was die geöffneten Augen der Leiche anging. »Ich verstehe das als versteckte Drohung.« Aus dem Stand konnte er nicht sagen, was man dem Blick eines Toten nachsagte. »Was weiß denn deine kleine schlaue Maschine?«
    Schwedt tippte bereits in der Suchmaske.
    »Der Blick aus den Augen der Toten bringt Unglück, sagte man früher. Deswegen schloss man ihnen die Lider«, sprach eine angenehme Stimme hinter ihnen. »Er ziehe die Lebenden ins Grab.«
    Die beiden Kriminaler zuckten erschrocken zusammen, Schwedt hätte beinahe ihr Smartphone fallen lassen.
    Rhode drehte sich herum und sah einen guten Bekannten auf der Schwelle stehen. Warum die Bretter nicht warnend gequietscht hatten, blieb ihm unerklärlich. »Hallo, Herr Korff. Wollten Sie, dass wir einen Herzinfarkt bekommen?«
    »Hätte beinahe geklappt«, murmelte Schwedt und wandte sich ebenfalls dem Besucher zu, ihr Pferdeschwanz pendelte dabei.
    Wie immer trug Korff ein schwarzes Polohemd, das seine gute Figur betonte, schwarze Stoffhosen und ein Sakko; die Schuhe hatten runde Kappen und wirkten etwas klobig. »Oh, nein. Das würde ich nicht wollen. Sie sind vor meiner todbringenden Wirkung sicher.« Der Bestatter, der das Ars Moriendi betrieb und einen ausgezeichneten Ruf hatte, kam näher und reichte zuerst Schwedt, dann Rhode die Hand. Er war zuständig für die Abholung der Mordopfer in Leipzig, da man sich auf ihn und seine Diskretion unerschütterlich verlassen konnte.
    »Ach? Sie besitzen eine tödliche Gabe, abgesehen von ihrem Anschleichen?«, erwiderte sie.
    »Ich wirke unter bestimmten Bedingungen regelrecht einschläfernd.« Korff neigte entschuldigend den Kopf. »Tut mir leid, ich wollte nicht lauschen.«
    »Das ist geheim, was Sie gerade sehen, Herr Korff«, sagte die Ermittlerin mit Nachdruck. »Wer hat Sie herbestellt?«
    »Weißenberg von der Spurensicherung, wie immer. Warum? Wollten Sie den Auftrag an jemand anderen vergeben, Frau Schwedt?« Er lächelte und fuhr sich durch die halblangen braunen Haare; dabei wurde ein mit kunstvollen Schnitzereien versehener weißer Männerring sichtbar. Eine Mischung aus Siegelring und Auszeichnung, mit kreuzförmig angeordneten Silbernelken und einem fingernagelgroßen Edelstein in wässrigem Blau, durch den sich dunklere Adern zogen.
    Sie lächelte. »Nichts für ungut, aber ich hätte die Jungs von der Gerichtsmedizin persönlich antanzen und die Leiche einladen lassen, um zu verhindern, dass jemand Unbefugtes den Tatort sieht.«
    Korff blickte verständnisvoll. »Ich kann wieder gehen und bin völlig unwissend.«
    »Nee, Sie bleiben schön hier und sagen uns was zum Totenblick«, verhinderte Rhode den Abgang des Bestatters und Thanatologen. Korff beherrschte die besondere Kunst der Einbalsamierung, so dass Leichen sogar weit über Raumtemperatur nicht in Verwesung übergingen. Sein Name war weit über Leipzig hinaus bekannt, nicht zuletzt, weil er auf diesem Gebiet als Koryphäe galt.
    »Wie ich schon andeutete: Der Blick eines Toten bringt nach alten volkstümlichen Vorstellungen Unglück und im schlimmsten Fall den Tod. Deswegen trugen beispielsweise Henker früher Masken, um sich vor dem Fluch des Opfers und dem letzten Blick zu schützen. Man legte den Toten auch Münzen auf die Augen, und zwar nicht nur für den Fährmann. Ich benutze bei

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