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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hinaus und zog sein Handy aus der Tasche, das im Vergleich zu Schwedts modernem Spielzeug aus der Mobilphone-Steinzeit zu stammen schien. Dafür hatte er überall Empfang – im Gegensatz zu ihr.
    Bevor er weitere Schritte unternahm, wie zum Beispiel mit dem stadtbekannten, nicht nur beliebten Vater des lokalen Starpianisten zu sprechen, musste er den Polizeipräsidenten informieren.
    ***
    Leipzig, Katharinenstraße, 18. Oktober
    Rhode eilte den Brühl im Zentrum entlang, vorbei an dem neu errichteten Einkaufszentrum, und hielt auf die Katharinenstraße zu. Er war zu spät, wenn bisher auch nur fünf Minuten, doch er hasste es, weil er Pünktlichkeit auch von anderen erwartete.
    So, wie er Georg Richard Wolke einschätzte, tickte der Mann in dieser Beziehung mindestens genauso. Die Unterhaltung, die er gleich führen musste, konnte durch den Zeitlapsus unangenehm werden.
    Um ihn herum liefen Passanten an diesem wenigstens regenfreien Oktobertag mit Einkaufstüten und Getränkebechern in der Hand, von einfachem Kaffee bis zum aktuellen Modegesöff, deren Namen sich Rhode erst gar nicht merken wollte. Oder konnte. Da hatte ADHS wieder Vorteile: Er brauchte nicht mal eine Ausrede, um nur Kaffee oder Espresso bestellen zu können.
    Die meisten Menschen sahen glücklich aus, genossen ihr Lieblingsgetränk oder hatten ein Schnäppchen ergattert und planten einen weiteren schönen Tag.
    Rhode rechnete dagegen mit einem unschönen. Dass er seit Wochen auf seinen Morgenespresso verzichtete, um nicht zu Hammy zu werden, machte es nicht besser. Er vermisste den kräftigen Geschmack auf der Zunge.
    Nachdem er gestern Nacht den Präsidenten der Polizeidirektion von der gesicherten Identität des Toten in Kenntnis gesetzt hatte, wurde er sogleich mit der Zusammenstellung einer SoKo beauftragt. Die Unterrichtung des Intendanten übernahm sein Vorgesetzter selbst, was Rhode erleichterte.
    Dann erreichte ihn früh am Morgen die SMS des Präsi, dass Wolke ihn persönlich erwartete, um eine Aussage zu machen. Nicht Anke, nicht Lackmann, sondern ihn wollte der Mann sprechen.
    Rhode war gespannt, was Wolke zu berichten hatte und ob es den Fall voranbrachte. Momentan ermittelten Anke und Lackmann »in alle Richtungen«, wie man es so schön ausdrückte, wenn man auf keine konkreten Anhaltspunkte zurückgreifen konnte. Solange es nicht unbedingt notwendig war, wollte er es vermeiden, seine SoKo mit zusätzlichem Personal aufzustocken. Rhode mochte die Überschaubarkeit. Er glaubte nicht daran, dass mehr Beamte automatisch auch mehr Erfolge erbrachten.
    Er erreichte das Tor, sah zur Kamera hinauf. Bevor sein Finger den Klingelknopf berührt hatte, summte der elektrische Öffner.
    Rhode prüfte sein Äußeres kurz im polierten Messingschild und strich die schwarzen Haare glatt, dann entfernte er den letzten peinlichen Rest Rasierschaum vom linken Nasenflügel. Die Erfindung einer Ritalin-Pumpe käme ihm sehr recht. Was hatte er heute noch alles vergessen oder übersehen? Anke sprach Wahres: Er sollte sich nochmals einem Check unterziehen und die Stoffwechselstörung prüfen lassen.
    Schließlich drückte er das Tor auf und betrat den Hof, wo ihn Georg Richard Wolke bereits erwartete.
    Der Intendant trug den schwarzen, langen Mantel offen über einem dunkelblauen Einreiher, hielt eine Zigarette in der Rechten, an der er lange zog, ehe er den Rauch in den grauen Himmel stieß. »Sie sind Rhode?« Der Blick richtete sich abschätzend auf den Kommissar.
    Niemals hatte er solche blauen Augen gesehen. Sie verströmten Berechnung und Kühle und passten zu einem Psychopathen, zu einem Killer. »Das bin ich, Herr Wolke.« Er sparte sich die Mühe, die Hand auszustrecken. Die Körpersprache seines Gegenübers vermittelte, dass er sie nicht schütteln würde. Die Rangfolge war bereits festgelegt. »Mein Beileid.«
    Wolke sog am Filter, die Zigarettenspitze glomm dunkelrot auf; mit der anderen Hand fuhr er sich durch die gewellten braunen Haare und legte sie aus der Stirn. Damit wirkte er noch strenger, was das Gerücht bestärkte, er würde die Oper wie ein strategisch denkender Offizier und nicht wie ein sensibler Künstler führen. Der Blick richtete sich auf Rhodes Gesicht. »Sie haben Rasierschaum.« Er tippte sich gegen das rechte Ohrläppchen. »Da.«
    »Ich war in Eile.« Der Kommissar zerrieb den dünnen, weichen Film; es roch nach Seife.
    »Dafür, dass Sie in Eile waren, sind Sie zu spät.« Wolke sog noch mal an der Kippe und schnippte den

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