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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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auch für Leon aus dem gleichnamigen Film.
    Aber die Liebe hatte seinen Werdegang beim Motorclub beendet: Er verknallte sich in die Frau des President, wie der Anführer genannt wurde, und gab sein Bikerdasein auf. Nicht für sie, um mit ihr durchzubrennen, sondern wegen ihr und um sich von ihr fernzuhalten.
    Das erhöhte sogar noch die Achtung, die er innerhalb der Demons erfuhr. Auch der President schwor keine Rache. Inzwischen hatte er eh eine andere Gespielin.
    Rhode betrachtete den Hünen von der Seite, der den Blick aus den grünen Augen nach vorne gerichtet hatte und vielleicht gerade über den Mord an dem jungen Mann nachdachte. Ein Freigeist, der sicherlich ein guter Kriminaler geworden wäre. Doch die Bürokratie und die engen hierarchischen Strukturen hätten ihn aus dem Beruf gedrängt.
    Rhode konnte ihn nur bewundern. Ares blieb sich treu: Sobald er sich nicht mehr wohl fühlte und der Überzeugung war, dass sich keine Besserung einstellte, ließ er es bleiben: Berufe, Beziehungen, Orte. Seine Maxime lautete: »Lebe. Warum quälen?«
    Verantwortung übernahm er dagegen schon, kümmerte sich um seine drei Töchter und seine Ex-Frauen. Rhode kannte niemanden, der drei Eheringe trug, obwohl er von allen Damen geschieden war. Ares betrachtete es als Warnung, beim nächsten Mal endlich alles richtig anzugehen und besser zu machen.
    »Habt ihr im Internet nachgeschaut?«, sagte Ares unvermittelt.
    »Inwiefern?«
    »Ob der Mörder eine Website für seinen Mord gebastelt hat«, teilte er seine Überlegungen. »Du meintest bei unserem Telefonat, die Psychologen sind der Meinung, dass er Aufmerksamkeit für seine zweifellos handwerklich gute Arbeit will, die ihr ihm aber bisher verweigert habt. Die Öffentlichkeit weiß weder etwas vom Tod des Pianisten noch von der Art, wie der oder die Täter ihn herrichteten. Das bedeutet meiner Meinung nach: Wenn ein zweiter Mord geschieht, wird er dieses Mal zuerst die Presse anrufen oder sich einen anderen Weg suchen, um seine Würdigung zu erhalten. Internet. Da ist Platz für alle kranken Spinner dieser Welt.« Ares sah ihn an. »Abgesehen davon: Was ist mit dem Hinweis auf den Totenblick? Offenkundig will er sich mit euch Spielchen liefern.«
    »Ja, ich weiß. Ziemlich perfide, wie ich fand.«
    »Ist jemandem was geschehen?«
    »Nein. Gott sei Dank. Wir haben den beiden Streifenbeamten und den SpuSis gesagt, sie sollen die Augen offen halten. Keinerlei Anzeichen, dass man es auf sie abgesehen hat. Der Schreck hat sich gelegt.«
    »Ich höre mich um, Pitt«, versprach Ares, als sie auf eine Gabelung zuhielten. »Einer meiner Kunden könnte Hinweise beisteuern, wenn ich ihn lieb frage. Aber sollte ich Geld für die Infos bezahlen müssen, bekomme ich es von dir zurück! Mir egal, welche Kostenstelle du dafür bei deiner SoKo erfindest.«
    Rhode lachte kurz. »Danke.«
    »Keine Ursache. Immerhin habe ich schon vor dir von dem Fall gehört. Also betreue ich ihn gerne ein bisschen mit.« Er grüßte mit einer Armbewegung und schwenkte nach rechts. »Nächste Woche wie immer?«
    »Klar.« Rhode winkte ebenfalls und trabte nach links. »Hast du noch einen Kunden heute?«
    »Nein. Nur Privattermine. Meine Schwester hat mir eine Rückführung zum Geburtstag geschenkt. Ich erzähle dir dann, ob ich mal eine Jungfrau auf einer Burg oder ein armes Schwein bei der Völkerschlacht gewesen bin.«
    »Du wärst ein ziemlich erfolgreicher Soldat gewesen.«
    »Genau, und alle hätten auf mich geschossen, weil sie sich vor mir fürchteten. Irgendein Unsinn wird schon dabei herauskommen, über den wir bei einem Schwarzbier herzhaft lachen werden.« Er sprintete los.
    Rhode schüttelte den Kopf und schwenkte auf seinen asphaltierten Weg, auf dem niemand just außer ihm sonst unterwegs war. Lediglich der Verkehrslärm der vorbeirollenden Autos brandete durch den grünen Streifen, aber Sicherheit vermittelte er zwischen den dunklen Bäumen und Büschen nicht.
    Der Hauptkommissar hatte kein gutes Gefühl und wandte den Kopf. Unvermittelt fühlte er sich beobachtet.
    Doch da war nichts – außer ihm, dem Wind in den Bäumen und einer leeren weißen Plastiktüte, die leise raschelnd gegen seinen Fuß wehte, bevor sie wie eine Qualle aufgebläht weiterrollte.
    Mit einem Keuchen blieb Rhode stehen, drehte sich um die eigene Achse und ließ den Blick aufmerksam schweifen.
    Der Eindruck, nicht allein zu sein, verließ ihn nicht. Das Unterholz und die Dunkelheit boten einem Verfolger jede Menge

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