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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Mütze auf und machte sich los. »Es wäre schön, wenn du mitkommst«, sagte er sarkastisch und eilte durch die Pendlerschar zum Tram-Bahnsteig.
    Der Wurstverkäufer sah Herold an, der Blick ein einziges Statement.
    Genervt seufzend ging der Obermeister los, zog die Handschuhe an und nahm seinen Teleskopschlagstock aus dem Holster. Je nachdem, wie die Seiten drauf waren, konnten Messer gezogen werden und Flaschen zum Einsatz kommen. Bevor er eine Klinge durch eine Lücke in der Weste zwischen die Rippen bekam, drosch er präventiv zu.
    Außerdem hatte er die Nachricht noch genau im Ohr, die man ihm von der SoKo zugestellt hatte.

    DOCH
    HÜTE DICH
    VOR DEM
    TOTENBLICK.
    ERFASST ER DICH,
    GIBT’S
    KEIN
    ZURÜCK!

    Herold hatte eine halbe Stunde überlegt, wer den Toten in der Gorkistraße zuerst gesehen hatte und wer von ihnen aus dem Schneider sein konnte. Es gab leider keinen Hinweis darauf, ob es egal war, ob man als Erster oder generell von der Leiche angeschaut werden musste, um den Totenblick zu kassieren.
    Jedenfalls war er seitdem angespannter als sonst. Selbst zwei Wochen nach dem Fund von Armin Wolke noch, was natürlich Unsinn war. Der Mörder des Jungen spielte dümmliche Streiche.
    Das Ärgerliche: Es wirkte trotzdem.
    Vom Bahnsteig waren nun aufgebrachte Rufe zu hören.
    »Polizei«, rief er deutlich und setzte seinen Schlagstock ein, um Menschen zur Seite zu schieben. »Lassen Sie mich durch!« Herold bahnte sich einen Weg durch die Schaulustigen.
    Hammer stand schützend über einem zu Boden gegangenen Punk. Mit dem Stock in seiner Linken hielt er zwei muskelbepackte junge Männer mit Glatze und Panzerketten um den Hals auf Abstand.
    Das Duo lachte und machte sich einen Spaß daraus, nicht zu gehen, und ignorierte auch die Anweisungen, den Personalausweis zu zeigen. Der Kleidung nach gehörten sie ins rechte Spektrum. Der vordere von ihnen hatte Blut an den Fingerknöcheln, der Ellbogen seines Kumpels war stark gerötet.
    Herold fackelte nicht lange. Er holte aus und schlug dem ersten Glatzköpfigen mit Kraft von hinten in die rechte Kniekehle, so dass er aufschreiend einknickte. »Bleib unten und hol deinen Ausweis raus, wie man es dir gesagt hat«, zischte er und zeigte mit dem Stockende auf dessen Begleiter. »Auf die Knie und langsam den Ausweis rausholen«, befahl er drohend.
    »Ist doch nur ein Scheißpunk«, versuchte der Stehende den Angriff herunterzuspielen.
    »Ist mir egal. Er hat die gleichen Rechte wie ihr.« Es kostete Herold Überwindung, diese Worte auszusprechen, aber so war es nun einmal. »Und wenn ihr ihn grundlos angreift, hat das Konsequenzen.« Er hob langsam den Schlagstock.
    »Ja, ist ja gut, Bulle.«
    Wütend reichten die Rechten ihre Ausweise zu Herold rüber, der sie gleich einsteckte. »Schön. Krankenwagen und Verstärkung sind unterwegs?«, fragte er den Polizeimeister, der leicht an Farbe verloren hatte. Das war eine Situation, die ihm keinen Spaß machte und die sich weder mit Charme noch mit einem Lächeln lösen ließ.
    »Ja. Ich tippe auf eine Gehirnerschütterung.«
    »Nee. Kann nicht sein. Da ist nischt zu erschüttern«, wieherte der kniende Glatzkopf, und sein Kumpel feixte rotzfrech.
    Herold teilte dessen Meinung, aber so durfte man in Deutschland einfach nicht mit Andersdenkenden umspringen. »Schnauze halten«, raunzte er sie an und hob den Stock. »Sonst erkenne ich doch noch deutliche aggressive Tendenzen, denen ich aus Selbstschutz zuvorkommen muss.« Dann forderte er die Schaulustigen auf weiterzugehen.
    »Is ja gut, Bulle. Wir sind friedlich«, beteuerte der Knieende.
    Herold bedauerte es, dass die Bezeichnung »Bulle« nicht mehr als Beleidigung ahndungswürdig war. Ein Gericht hatte festgestellt, dass Bulle in den normalen Sprachjargon übergegangen war. Sehr ärgerlich für seinen Job. Andererseits: lieber Bulle als Ochse.
    Sirenen aus der Ferne verkündeten das Nahen von Rettungs- und Streifenwagen.
    Nach zehn Minuten hatte der Spuk ein Ende: Der bewusstlose Punk war eingeladen und wurde nach einer kurzen Untersuchung zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht, die beiden mittlerweile kleinlauten Rechten waren zur Vernehmung in die nächste Wache verfrachtet worden. Dank der Bilder von den Überwachungskameras der Verkehrsbetriebe würde der Fall schnell und einfach geklärt sein.
    Hammer und Herold blieben vorerst auf dem Bahnsteig und fragten nach Zeugen, die etwas zum Ablauf der Geschehnisse sagen konnten. Das Gewühl auf dem Tram-Bahnsteig

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