Totenblick: Thriller (German Edition)
nach drei Bier oder vier Schnäpsen … meinst du, du kannst dich umhören?«
Ares überlegte kurz. »Du weißt, dass ich mit den Heaven’s Demons nichts mehr zu schaffen habe.«
»Ach die?«, erwiderte Rhode unschuldig. »An die dachte ich gar nicht mal.« Das war allerdings geflunkert. Selbstverständlich hatte er den Motorradclub im Hinterkopf gehabt.
»Sondern?«
»Ich habe gehört, dass du einen Nachtclubchef unter deinen Kunden haben sollst. Er plaudert doch bestimmt mal von Mann zu Mann mit seinem Personal Trainer. Sollte dabei ein Hinweis abfallen …« Er sah zum Hünen. »Tu mir den Gefallen. Wir tappen komplett im Dunkeln.«
»Die SpuSis haben nichts?«
»Nichts, was sie nicht hätten finden sollen. Keine DNA vom Täter, auch nicht an den Blättern. Er machte sich die Mühe, die französischen Briefe mit der Originalhandschrift nachzuahmen. Nur die Botschaft mit dem Totenblick stammt aus dem Laserdrucker. Ein gängiges Modell. Von denen gibt es Tausende.«
»Der alte Wolke macht euch die Hölle heiß?«, nahm Ares zu Recht an.
»Dem Polizeipräsidenten, und der macht uns die Hölle heiß«, antwortete Rhode seufzend und blieb in einer Ausbuchtung des Weges stehen, um Dehnübungen zu absolvieren; sein Freund tat es ihm nach. Er erinnerte sich an die unangenehme Unterredung mit dem Intendanten. Beeinflussen ließ er sich von dessen Drohungen nicht, aber er stellte sich auf weitere fiese Querschüsse ein. »Eine Woche scheuche ich Anke und Lackmann durch die Gegend, lasse sie Nachforschungen anstellen, aber es findet sich nichts«, erklärte er dabei. »Anfangs glaubten wir, es gäbe einen größeren Zusammenhang.«
»Du meinst, dass jemand seinen Vater treffen wollte?«
»Ja. Der alte Wolke ist ein harter Hund, der sich viele Feinde gemacht hat, im Opernhaus und in der Politik. Er gab mir eine Liste mit seinen Lieblingsfeinden, die ich zur Sicherheit checken ließ. Aber es sieht nach Nieten und nicht nach dem großen Los aus. Selbst ich hasse ihn, und ich habe höchstens zehn Minuten mit ihm gesprochen.«
»Tröste dich: Ich auch.«
»Na, der Mann hat es drauf.« Rhode beugte sich nach vorne und berührte die Zehen mit den Fingerspitzen; in seinem Rücken knackte es laut. »Inzwischen nehme ich an, dass sein Sohn bei aller Prominenz ein Zufallsopfer war. Zufall, weil er unglücklicherweise diesem Marois auf dem Bild glich. Es spielte keine Rolle, wessen Sohn er war.«
Ares grinste. »Du meinst Marat.«
»Fang du auch noch an wie Anke. Alle Welt verbessert mich, obwohl jeder weiß, was ich meine«, fauchte Rhode und nahm das Laufen wieder auf. »Jedenfalls: Seit einer Woche ist es ruhig. Kein neuer Mord, was meine größte Sorge war, keine Anrufe. Nichts. Allerdings können wir die Presse nicht mehr lange hinhalten. Vor allem Baum-Schmidtke. Sie wittert, dass es mit der Krankheit des Pianisten was anderes auf sich hat.«
»Ich weiß. Wolke bot mir über seinen Kumpel Tzschaschel Geld, dass ich der Reporterin einen Besuch abstatte, um sie zu bremsen, wie er es nannte«, kommentierte Ares kühl und schloss zu ihm auf.
»Im Ernst?«
»Ja, im Ernst. Ich sollte sie mit dem Riemen ihrer Kamera verprügeln.« Er grinste. »Nun, die Summe stimmte nicht. Du kannst dir also denken, dass mich Wolke auch mal zu dir schicken und noch ein paar Scheine drauflegen wird. Keine Sorge, ich sage dir vorher Bescheid. Von dem Geld gehen wir dann fein essen.«
Die Männer lachten und liefen eine Weile schweigend nebeneinander her; jeder hing seinen Gedanken nach.
Rhode dachte daran, ob er mit seinem Freund noch durch den Park traben würde, wenn der seine Karriere bei den Heaven’s Demons fortgesetzt hätte.
Ares stand einst recht weit oben in der Hierarchie, hatte sich auf verschiedenen Wegen Respekt verschafft, wobei ihm sein Grips und weniger seine Muskeln die besten Dienste geleistet hatte.
Er wusste, dass sein Freund an den Planungen von Verbrechen beteiligt gewesen war, doch beweisen konnte man nichts.
Rhode wollte es auch gar nicht. Die Fälle lagen in der Vergangenheit, und doch galten die vier Überfälle auf die Banken und Geldtransporte als spektakulär und waren bis heute ungelöst. Gelegentlich nahmen junge ehrgeizige Kollegen die Akte in die Hände, gaben es bald wieder auf. Die Demons waren zu clever vorgegangen – dank der Arbeit von Ares, dem sie den internen Chapternamen Profi gegeben hatten. Profi stand sowohl für Professor, weil er studiert hatte, wenn auch ohne einen Abschluss, als
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