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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verlängerten Arm von Wolke, der sicherlich bereits weitere Fäden im Hintergrund zog.
    Rhode hatte keine Angst um seine Beförderung. Es ärgerte ihn wesentlich mehr, dass sich jemand aufspielte, als wäre die Polizei sein persönliches Eigentum. Die Feindesliste war ein Flop. Es gab nichts, aber auch gar nichts, abgesehen von dem Substanzenmix, den man in Armin Wolkes Blut gefunden hatte: Beruhigungsmittel, Schmerzmittel, Entspannungsmittel.
    Sein Diensthandy machte sich bemerkbar. Eine SMS war eingegangen.
    Er nahm es aus der Tasche und checkte die Nachricht.
    Sie stammte von Schwedt: Streife meldete Einbruch im Zoo. Ringhalskobra gestohlen. Tödliche Giftschlange.
    Rhode hob den Kopf und sah zu ihrem Tisch hinüber.
    Sie blickte zurück und hatte diesen Ausdruck in den Augen, eine Hand hielt die von Freddy. Vorhin hatte er sie für ihr Gespür gelobt, und das schien sie eben unter Beweis zu stellen. Dass sie sich die Meldungen der Zentrale schicken ließ, sprach Bände über ihren Einsatzwillen.
    Eine Ringhalskobra.
    Es konnte ein Auftragsdiebstahl für einen fanatischen Reptiliensammler sein oder ein Dummer-Jungen-Streich als Mutprobe.
    Schlimmstenfalls hing es mit dem Mörder zusammen.
    ***
    Leipzig, Südvorstadt, 8. November
    Ares saß im Café Laibspeise und aß eine Scheibe dunkles Sauerteigbrot mit einer dünnen Schicht Butter sowie einer großzügigeren Schicht Quark, die mit Salz, Pfeffer und Schnittlauch gewürzt war. Es konnte so einfach und so lecker sein.
    Dazu gab es einen Humpen Bio-Kaffee, dem man nicht anschmeckte, dass er besonders gesund war, aber er mundete und ließ das Gewissen rein.
    Ares mochte das Wort: anschmecken.
    Ein Wort, das er seiner jüngsten Tochter verdankte.
    Elisa hatte zu Recht befunden, dass man jemandem oder einer Sache etwas anmerken könne. Warum also nicht auch anschmecken? Der kindlich-exakten Logik hatte er sich ergeben. Außerdem fand er das Wort auch noch im Duden, was er Elisa vorerst verschweigen würde. Sie hatte sich so sehr über ihre vermeintliche Neuschöpfung gefreut.
    Zufrieden lehnte er sich in den Sessel, der warnend knirschte, und betrachtete zuerst die Gäste, danach die Arndtstraße durch das große Schaufenster.
    Es konnte ein guter Tag werden. Alles fühlte sich danach an: die Stimmung der Menschen, ihre leisen angeregten Unterhaltungen, die hereinwehende Luft, der Geruch von frischem Brot. Ein paar Akteure von Horns Erben standen in der Schlange und berieten beim Warten darüber, wie sich der morgige Theaterabend gestalten sollte. Leipzigs unschlagbarer Vorteil: Abwechslung, Kunst und Bewohner, die es zu schätzen wussten und die kleinen Bühnen unterstützten, die ohne städtische Förderung auskommen mussten.
    Ares spürte seine Muskeln, vor allem im Hintern. Das Work-out mit seiner anstrengenden Model-Kundin lohnte sich für ihn nicht minder. Manchmal dachte er, er sollte ihr Geld dafür geben, dass sie sich von ihm scheuchen ließ – und dass er selbst dabei gleich mittrainierte.
    Er sah seine eigene Reflexion undeutlich in der Scheibe, den Musketierbart, die Stoppeln, das markante Gesicht und die Glatze.
    Mit 42 Jahren hatte er schon diverse Romanhandlungen erlebt, von Drama bis Action. Nur die heiteren Momente kamen für seinen Geschmack zu kurz.
    42 war nach einer Geschichte von Douglas Adams der Sinn des Lebens.
    »So ist das«, murmelte er. Auch wenn Ares nichts darauf gab, warf er die Hoffnung nicht weg, es würde sich etwas ändern.
    Streng genommen hatte sich Gigantisches verändert.
    Seit seinem Leben als Fitnesscoach für Reiche und als Lehrer für Selbstverteidigung konnte man ihn als bodenständig bezeichnen. Mit Nancy war er schon ein Jahr zusammen, ohne dass es Krach gegeben hatte, was für ihn ebenfalls eine Neuerung bedeutete.
    Ares mochte keinen Streit in einer Beziehung, doch irgendwas gab es dann doch, weswegen die Fetzen flogen. Früher.
    Aber nicht bei Nancy.
    Sie war jung, clever und attraktiv, kannte seine Macken und respektierte sie. Das war vielleicht der Hauptunterschied zu den Frauen vorher. Sie hatten sie hingenommen oder akzeptiert, dabei heimlich gehofft, dass er sich änderte.
    Ares dachte an die kleine, zierliche Nancy, die einen ungewöhnlichen Weg ging und ihr Mathematikstudium mit den verschiedensten Jobs finanzierte. Sie wollte kein Geld von ihm und erlaubte lediglich, dass er die Kosten für die gemeinsame Wohnung trug.
    Sie war 25, erschreckend schlau und saß gerade an ihrer Doktorarbeit über ein Thema,

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