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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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von dem Ares nicht einmal den Titel verstand. Es hatte mit Zahlen zu tun, das reichte ihm.
    Seine Schwester kam aus der Backstube, eine Tasse in der Hand, die in ihren Fingern so zerbrechlich wirkte wie Nancy in seinen Armen.
    Es wäre unfair gewesen, Charlotte als grobschlächtig zu bezeichnen, aber wie bei den meisten übergroßen, robusten Frauen sahen ihre Bewegungen nicht mehr feminin aus; dazu kam, dass ihre Statur durch das Walken und Kneten der widerspenstigsten Teige nicht schlank zu nennen war.
    »Guten Morgen, Bruder«, sagte sie mit glockenheller Stimme, die im Gegensatz zu ihrem restlichen Erscheinungsbild stand. Sie setzte sich ihm gegenüber und trug den Duft von Frischgebackenem an sich. Ihr Lieblingsparfüm, wie sie immer sagte. »Gesundes Frühstück. Vorbildlich.«
    »Danke«, sagte er grinsend und stieß mit seinem Humpen gegen ihre Tasse. »Neugierig?«
    »So was von! Du hast mich ja ewig auf deinen Bericht warten lassen.«
    »Ich hatte viel zu tun. Außerdem kann ich gar nicht viel erzählen. Na, ich hoffe, du hast Flatow nicht zu viel Geld bezahlt?« Ares nippte am Kaffee. »Ich habe zwei Stunden lang auf ihrem Sessel gesessen und ein Nickerchen gemacht.« Knapp fasste er zusammen, was sich im Salon abgespielt hatte. Die Erinnerung an das verhasste Gesicht ließ er weg. »Dann wachte ich auf, und sie wollte mir Angst machen. Sagte, ich wäre in der Vergangenheit gewesen und so ein Zeug.«
    »Aber du warst es nicht?«
    »Nein. Ich wüsste das.« Am Nachbartisch wurde die Tageszeitung gelesen. Ares sah aus dem Augenwinkel eine Meldung, die seine Aufmerksamkeit erregte.

    TRAGISCHER HAUSHALTSUNFALL –
    BEURLAUBTER POLIZIST TOT IN
    WOHNUNG AUFGEFUNDEN

    Er nahm sich vor, den Artikel später zu lesen, weil er die Befürchtung hegte, es könnte etwas mit der Tram-Sache zu tun haben. Ares wusste von dem Flyer. Beim letzten gemeinsamen Dauerlauf durch den Johannapark hatte Pitt ihm von dem ermordeten Polizeiobermeister Herold erzählt, der vor die Linie 3 gestoßen worden war.
    Ansonsten verstand es Pitt nach wie vor glänzend, nichts von dem Bildermord an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, trotz des prominenten Opfers.
    »Ich kann dich beruhigen: Es war nicht viel«, sagte seine Schwester. »Schade ist es trotzdem. Mich hätte interessiert, was du in der Vergangenheit alles erlebt hast.« Charlotte bemerkte einen winzigen Teigrest auf ihrer Hand und rieb ihn ab. »Dieses Ciabatta ist teuflisch. Es klebt wirklich gut.«
    »Neues Brot?«
    »Ja. Ich habe mir von einem befreundeten Italiener ein altes Backbuch aus der Toskana mitbringen lassen. Jetzt sichte ich die Rezepte seiner Oma, die er mir alle artig übersetzt hat.« Sie grüßte einen Gast, der hereinkam und sich in die Schlange einreihte. »Könnten ein paar Schätze darunter sein. Wie damals, der Mönch, der mir zum Klosterbrot verholfen hat. Weißt du noch?«
    Ares erinnerte sich an die Geschichte.
    Seine Schwester und er waren mit den Kindern auf Wandertour und dabei an einem heruntergekommenen Kloster vorbeigekommen. Da es wie aus Eimern gegossen hatte, stellten sie sich unter, und es roch plötzlich nach Brot, was Charlotte nicht kaltließ. Es dauerte keine halbe Stunde, und sie hatte sich mit dem letzten Mönch unterhalten und ihm die Rezeptur mit dem Versprechen abgeschwatzt, zehn Prozent der Einnahmen für Arme zu spenden. Das machte sie immer noch.
    »Klar weiß ich das noch«, sagte er und fuhr sich über den Bart.
    Sein Smartphone vibrierte.
    Er ging dran und hatte Elisa am Hörer. »Papa«, rief die Zehnjährige überdreht. »Papa, ich habe eine Eins in Sport bekommen! Weil du mich so toll trainiert hast.«
    »Das ist prima«, lobte Ares und hörte, wie seiner Tochter das Telefon abgenommen wurde.
    Dann sprach seine letzte Ex zu ihm. »Hallo, Ares.«
    »Hallo, Tatjana.« Er sah auf den dritten Ring, der am Ringfinger saß. Zu ihr hatte er das angespannteste Verhältnis, vielleicht weil er sie wegen Nancy verlassen hatte und die seelischen Wunden noch frisch waren. Nach außen sah es nach einem typisch männlichen Verhaltensmuster aus: eine ältere Frau gegen eine jüngere auszutauschen. So einfach lag der Fall jedoch nicht.
    »Wenn du das nächste Mal mit Elisa unterwegs bist, dann schärfe ihr doch bitte ein, dass die Tricks nichts sind, was sie auf dem Schulhof anwenden soll«, sagte Tatjana. »Ich hatte eine Unterredung mit ihrem Klassenlehrer, der mir mitteilte, dass sie zwei Schüler verprügelt hat.«
    »Aus der

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