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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schob sich in ihr Gesichtsfeld. »Es scheint, als hat mein kleiner Scout trotz seiner mentalen Beschränktheit ein gutes Händchen in seiner Auswahl«, raunte er gedämpft und hob die rechte Hand, die von einem lilafarbenen Einweghandschuh geschützt wurde; er selbst trug einen schwarzen Ganzkörperschutzanzug. »Ich werde dich jetzt waschen. Danach flechte ich dir eine wundervolle und recht aufwendige Frisur. Sie wird dir gefallen.«
    Aileen versuchte, den Kopf zu drehen, aber die Krause verhinderte es. »Ich … bitte, lassen Sie mich!«, wimmerte sie und zuckte zusammen, als Wasser plätscherte.
    Der Unbekannte nahm seinen anderen Arm hoch und hielt einen Schwamm, den er eben ausgedrückt hatte. »Ich bin ganz behutsam. Keine Sorge. Ich kann das.«
    Sorgfältig strich er zuerst über die Beine, dann über die Arme und ließ sich dabei wirklich viel Zeit. Aileen war von seinen Berührungen angewidert. Danach folgten ihr Gesicht, der Oberkörper, die Brüste, Bauch und der Intimbereich. »Ich kann das«, wisperte er.
    »Was … tun Sie da?« Es erweckte nicht den Eindruck, als würde es ihn irgendwie erregen oder ihm einen besonderen Kick geben, die junge Schottin derart präsentiert zu bekommen. Es schien eben notwendig zu sein.
    »Dich für deinen großen Moment vorbereiten. Das sagte ich dir doch.«
    Es roch nach orientalischen Gewürzen. Der Geruch verstärkte sich, je länger er Aileen behandelte. Ihre Haut fühlte sich entspannter, geradezu samtig an. Es musste ein Pflegemittel in dem Wasser enthalten sein.
    Vorsichtig schob er den Schwamm unter ihrem Rücken und ihren Pobacken hindurch. »Den Hals machen wir später.« Der Maskierte ließ den Schwamm fallen, es klatschte. Er stellte sich an das Kopfende, hinter sie, dann scharrten Stuhlbeine über den Boden. »Jetzt sind deine Haare dran. Schade, dass du keine Naturlocken hast. Das hätte es einfacher gemacht. Nun brauchen wir beide Geduld. Ich mache das zum ersten Mal. Aber ich kann das.«
    Aileen spürte das Rucken an ihren Haaren, dann Wärme an ihrer Kopfhaut. Es klapperte. Drehte er ihr gerade Locken mit einem elektrischen Lockenwickler? »Was bedeutet das?«
    »Du meinst deinen großen Moment? «, erwiderte er flüsternd.
    »Ja.«
    »Ich setze dich in Szene. Sehr königlich und sehr dramatisch. Der Ort ist bereits vorbereitet und wartet auf dich. Ein tolles Bild, mein Mädchen aus Glenfarg.«
    »Lassen Sie mich … danach wieder gehen?«
    Der Maskierte gluckste. » Danach? Ja, wenn dir das danach möglich sein sollte, lasse ich dich gehen.« Es klapperte und ziepte, er arbeitete weiter an ihren hellrötlichen Haaren.
    Aileen schossen die Tränen in die Augen. Sie hatte verstanden, dass sie nicht überleben würde. »Was muss ich tun, damit Sie mich freigeben?«
    »Für Ersatz sorgen«, raunte die furchtbare Stimme.
    »Ersatz? Sie …«
    »Du müsstest mir jemanden bringen, der genauso aussieht wie du und die gleiche Statur hat. Die gleiche helle Haut. Die gleichen kleinen Brüste. Das gleiche Antlitz«, zählte er gelassen auf.
    Aileen wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. So eine Person gab es nicht.
    »Würdest du wirklich eine andere an deiner Stelle über die Klinge springen lassen?«, erkundigte er sich amüsiert.
    Die junge Schottin schluchzte. »Bitte, machen Sie mich los, und ich verspreche, ich werde nicht zur Polizei gehen.«
    Der Maskierte lachte kalt. »So, fertig. Hoppla! Das hat richtig viel Zeit in Anspruch genommen.« Stoff raschelte, er erhob sich, und die Stuhlbeine schoben sich knarrend über den Boden. »Jetzt müssen wir uns aber beeilen, Königin.« Sie hörte ein Klirren, dann schob er ihr etwas in die Ohrlöcher, in denen sie sonst kleine Stecker trug. »Ja, das sieht so aus, wie ich es mir vorstellte«, raunte er ihr freudig zu. »Die Perlenanhänger stehen dir.«
    Er nahm die Halskrause ab und wusch ihren Nacken, die Schulterpartie, die Kehle, das Brustbein. Dann entfernte er sich.
    Aileen nutzte die Gelegenheit und hob den Kopf; hastig blickte sie sich um.
    Der Raum erinnerte an eine Mischung aus Hobbykeller, Elektronikzubehörladen und Gerichtsmedizin; sie lag auf einem Tisch mit Gummipolsterung.
    Alles war penibel aufgeräumt. Werkzeuge, mehrere Handys und alte Laptops, Kabelrollen, Flaschen, Tiegel, alles hing oder stand an seinem Platz. Die Beschriftungen der Boxen vermochte sie nicht zu lesen; eine Modellbausatzschachtel befand sich geöffnet auf der Werkbank. Der Inhalt reihte sich vor dem ausgebreiteten

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