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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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waren, wusste er nicht. Vielleicht Papierlager, vielleicht Auslieferung, vielleicht titanische Kantine. Manche Wände schienen erst vor kurzem eingerissen worden zu sein, auch die Deckendurchbrüche mochten neu sein. Er konnte nicht sagen, wie es vor dem Beginn der Änderungsarbeiten ausgesehen hatte.
    Aber den Tatort erkannte er sofort: ein verglaster Raum, zehn Meter über dem Boden und über eine rostige Treppe erreichbar, von dem aus die Geschehnisse überwacht worden waren. Sämtliche Scheiben, innen und außen, waren mit der dicken Folie ausgekleidet. Das erkannte Rhode vom Boden aus.
    Schwedt stand oben und winkte ihm zu. Neben ihr wartete ein Streifenbeamter, drei weitere liefen in der Halle herum und suchten mit Taschenlampen den Boden ab. Es wurde höchste Zeit, dass die SpuSi mit ihrer Ausrüstung anrückte.
    Rhode verstand sehr genau, was gespielt wurde: Keiner der Polizisten hatte Probleme gehabt, den Ort zu finden. Es ging um etwas ganz anderes. Der Totenblick, der schon zwei Opfer unter den Beamten gefordert hatte, war der Grund für die vermeintliche Überforderung. Die Paranoia-Saat des Mörders hatte Wurzeln geschlagen und keimte aus.
    »Guten Morgen, Herrschaften«, sagte er laut. Seine Stimme hallte nach. Er kam auf das Trio zu. »Schon was entdeckt?« Überflüssigerweise zückte er seinen Dienstausweis. Die Namen an ihren Uniformjacken nahm er wahr und vergaß sie gleich wieder.
    »Nein, Herr Hauptkommissar«, meldete einer von ihnen. »Kommissarin Schwedt sagte, dass wir uns umsehen sollen, ob sich was finden lässt.«
    »Wer von Ihnen war zuerst da?«
    Zwei sahen zu dem dritten Kollegen, der sich absichtlich im Hintergrund gehalten hatte.
    »Wo genau lag das Problem mit dem Finden dieser Halle und des torgroßen Hintereingangs?«, fragte ihn Rhode freundlich, aber bestimmt.
    »Es gibt etliche Etagen, die komplett leer stehen, und wir dachten, mit der Verstärkung ginge es schneller«, antwortete der Polizist trotzig. »Die Folie haben wir zuerst nicht gesehen. War ja alles dunkel.«
    »Das ist es immer noch.« Rhode sah dem Streifenpolizisten an, dass er log. Aus Angst. Die gleiche Angst oder zumindest Unbehagen bemerkte er bei den zwei anderen Beamten.
    Das gab ihm Gewissheit: Die Warnung vor dem Totenblick hatte sich unter den Polizisten herumgesprochen, und nach dem Ableben von Hammer und Herold nahm keiner mehr die krude Warnung auf die leichte Schulter. Niemand wollte vom Mordopfer angeschaut werden.
    »Ah ja.« Rhode ließ den Mann stehen und ging quer durch die Halle zur Treppe. Zerbrochenes Glas klirrte, Kronkorken und verbeulte Dosen lagen umher.
    »Du kannst die Treppe nehmen«, rief Schwedt von oben. »Die hält.«
    Er eilte die eiserne Stiege mit Getöse hinauf, entfernte sich mehr und mehr vom sicheren Boden, bis er seine Kollegin und den Polizisten erreicht hatte. »Guten Morgen«, grüßte er erneut und gab ihr die Hand, danach dem Mann. »Sie waren der Mutige?« Ein Blick auf die Uhr: exakt siebenunddreißig Minuten nach dem Anruf des Mörders befanden sie sich am Tatort.
    Aber war das schnell genug, um die Hinweise zu finden? Er fühlte es. Nein, er wusste es.
    »Polizeimeister Hansen.« Der Uniformierte grinste. »Ja, Herr Hauptkommissar. Ich lasse mich nicht so leicht einschüchtern.«
    »Da haben wir was gemeinsam.« Rhode sah zur Kommissarin, die entschlossen nickte. Er übernahm die Führung und öffnete die schmale Tür. Als er den Lichtschalter betätigte, ging das Licht zu seiner Überraschung an.
    »Die Birne war rausgedreht«, erklärte Hansen. »Sie lag gleich neben dem Eingang. Wir sollten sie finden, denke ich. Ich habe sie wieder reingeschraubt. War mir lieber, als mit der Taschenlampe herumzuleuchten.« Da er wohl fürchtete, einen Fehler gemacht zu haben, fügte er sofort hinzu: »Aber ich bin nicht weiter hineingegangen. Die SpuSi findet einen intakten Tatort vor.«
    »Und warum war das Licht dann eben aus?«
    »Ich habe es ausgemacht, Peter«, sagte Schwedt verlegen. »Keine Ahnung, wieso.«
    Rhode schürzte die Lippen. Wegen des Blicks vermutlich. Er sah auf das Bild, das dem Betrachter dieses Mal geboten wurde.
    Es war eine junge Frau, die mit entblößtem Oberkörper auf einem Bett ruhte, halb sitzend, halb liegend. Ein zusammengerolltes weißes und zwei quadratische rote Kissen mit Zierquasten stützten den Rücken der Toten; die Fassungen der Perlenohrringe und der Haarreif blitzten auf.
    Das Gesicht war hübsch, zart, der Kopf wies leicht nach links.

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