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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das Pedal voll durch.
    Das morgendliche Leipzig schoss vorbei, Autos machten ihm Platz.
    Zeit, Zeit, Zeit!
    Keine Zeit, wie das weiße Kaninchen.
    Er hatte das Gefühl, ganz schnell vor Ort sein zu müssen. Er wollte nichts übersehen, nicht zu spät kommen. Die Minuten, das hatte der Mörder deutlich gemacht, spielten eine entscheidende Rolle, wenn sie ihm auf die Spur kommen wollten. Seine Anti-ADHS-Pille hatte Rhode natürlich vergessen.
    Der Tag begann damit, dass sein Diensthandy klingelte und er die Mitteilung bekam, dass sich der anonyme Anrufer gemeldet habe.
    Gerade einmal vier Sekunden Geflüster in reinstem Hochdeutsch: Dresdner, Ecke Salomonstraße, alte VEB Druckerei. Hintereingang. Mein neues Kunstwerk! Beeilung, wenn ihr was finden wollt.
    Genau wie beim letzten Mal, aber eine andere Adresse.
    Während er sich zwei Minuten nach Eingang des Anrufs in schlampiger Montur in seinen Wagen schwang, teilte ihm Anke mit, dass eine Streife bereits rausgefahren sei, aber die Beamten nicht in das Gebäude vorgedrungen waren, in dem die Leiche sein sollte: Sie meldeten unklare Adressangabe und ein großes Areal mit riesigem Gebäudekomplex. Es gäbe verschiedene Möglichkeiten, und sie forderten Verstärkung an.
    Rhode kannte die alte Interdruck Graphischer Großbetrieb Leipzig mit dem Hinweis Volkseigener Betrieb, kurz VEB. Ein in der Tat großes, vielstöckiges Gebäude, das sich entlang der Salomon- und Dresdner Straße erstreckte. Dem halbrunden Eingang gegenüber lag das Grassimuseum, und somit befand es sich fast in der tiefsten Innenstadt.
    Wegen der Filetstück-Lage wurde an der Sanierung gearbeitet, das stand zumindest vor kurzem in der Zeitung, und ein Neubau kam dazu. Es war ein Spiel, das öfter in Leipzig gespielt wurde: alte Hallen, Investoren, Umbauten, kleine Hinterhofgärten, Wohnungen für Singles und Gutbetuchte, Penthäuser obendrauf. Im Fall der Interdruck hieß das hochwertiges Parkett statt Druckerschwärze, italienische Fliesen anstelle von Graffiti.
    Sein Funkgerät im Wagen knackte. »Chef, fahr über die Inselstraße ran, am Neubau vorbei«, sagte Schwedt. »Wir sind auf der Rückseite.«
    »Verstanden, Anke. Ich bin gleich bei euch.« Rhode schaltete Blaulicht und Sirene aus, weil er den angegebenen Ort gleich erreicht hatte.
    Der Wagen rollte über den Schutt und die Ziegelreste, mit denen die Schlaglöcher vorübergehend für die Baufahrzeuge aufgefüllt worden waren. Er hörte das reibende, mahlende Geräusch, das sie unter den Reifen erzeugten; mit einem Pong schnellten kleinere Steinchen unter dem Gummi davon.
    Er arbeitete sich durch die Morgendämmerung zur Industriebrache vor, die von mehreren Scheinwerfern angestrahlt wurde und zu einem Wohnkomplex umgebaut wurde.
    Die Adresse war selbst für Unkundige ohne Probleme zu finden, von Unklarheiten konnte keine Rede sein. Es gab auch nur ein Haus, das in Frage kam. Die kleineren Ruinen daneben und eingefallenen Hütten, die im Laufe der Jahre entstanden waren, eigneten sich nicht für die zu erwartende Inszenierung ihres Mörders.
    Zwei blau-silberne Streifenwagen standen im Hof, die Lampen der Fahrzeuge waren auf den torartigen Hintereingang gerichtet. Suchscheinwerfer leuchteten die Fenster ab.
    Rhode erkannte, dass zwei von ihnen mit schwarzer Folie von innen abgeklebt waren. Das untrügliche Zeichen, falls es noch eines Beweises bedurft hätte.
    Schwedts aufgemotzter weißer Honda Civic 2.2 parkte ebenfalls dort. Der schlaksige Lackmann erhob sich neben dem Autodach wie ein Leuchtturm und telefonierte. Die junge Kommissarin hatte den unbeliebten Kollegen mitgenommen. Einen Führerschein hatte er schon lange nicht mehr.
    Rhode hielt den Passat an, schaltete den Motor ab und stieg aus.
    »… gleich kommen. Ja, ein bisschen zügiger. Mensch, Leute! Bis gleich.« Lackmann drückte das Gespräch weg. »SpuSi, Herr Rhode. Die fahren erst jetzt los. Dabei hatte ich denen gesagt, dass sie sich beeilen sollen.« Der Novemberwind spielte mit dem zu weiten Anzug, der vor dreißig Jahren in Mode gewesen war, und den welligen, halblangen grauen Haaren, die stets fettig aussahen. Der Schlips saß schief und zu locker.
    Rhode nickte. »Danke fürs Kümmern, Herr Lackmann.«
    Er zeigte nach vorne. »Da rein. Frau Schwedt wartet auf Sie.«
    »Danke.« Rhode ging los und trat durch die Tür in eine Halle, in der es nach ranziger Farbe und rostendem Metall roch.
    Welche Aufgabe der hohe Raum gehabt hatte, dessen Wände mit Graffiti versehen

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