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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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solle.
    Die Truppe war unentschlossen, aber niemand brach in Jubelstürme aus.
    »Habt ihr ein Rad ab?«, tobte Schmobi. »Die Vorstellung müsste schon seit fünf Minuten laufen!«
    Erster fordernder Applaus erklang rhythmisch von jenseits der Bühne her. Die Demons wollten die Schauspieler herausklatschen und für ihr Eintrittsgeld Leistung sehen.
    »Die zerlegen uns die naTo , wenn wir sie abwimmeln«, flüsterte Remy von der Requisite erschrocken und sank in sich zusammen. »Hört ihr das?«
    Nun rammten die Biker unterstützend die Absätze der Boots auf den Boden und beschworen ein Donnern herauf, das an archaische Kriegszeiten, Belagerungen und Sturmangriffe erinnerte. Dass so vehement nach Kultur verlangt wurde, geschah nicht alle Tage.
    »Dirk, hoch mit dem Vorhang«, befahl Schmobi entschlossen. »Ich fange an. Und wenn sie mich umbringen, könnt ihr die Bullen rufen. Ich kusche nicht vor einer Handvoll Bikern. Ihr seid echt Memmen!«
    Er wandte sich um und trat auf die Bühne hinaus.
    Schmobi hoffte, mit seinem Beispiel die anderen zu animieren. Jetzt fand er es besser, nicht zu wissen, für was die Demons in Leipzig bekannt waren, aber er ahnte, dass sie genau das Gleiche taten, das man auch Bandidos oder Hells Angels oder Gremium oder anderen Motorradclubs nachsagte.
    Oftmals stimmt es, sagte eine kleine, fiese Stimme in seinem Hinterkopf.
    Damit schien sich das Angstvirus auch bei ihm eingenistet zu haben.
    Schmobi kämpfte gegen die Verunsicherung, die sich in ihm ausbreitete. Warum hatte er sich nur Gedanken darüber gemacht? Was sollten sie auch tun? Er war Künstler, Schauspieler und sicherlich kein lohnendes Ziel für Kriminelle.
    Er räusperte sich, wollte sich an die erste Textzeile erinnern – und konnte es nicht. Ein klassischer kapitaler Vollhänger.
    Der Vorhang schoss in die Höhe.
    Schmobi schluckte, ihm wurde beim Anblick des Auditoriums abwechselnd heiß und kalt. Was er fühlte, war kein Lampenfieber – sondern schlicht Angst.
    Sämtliche Demons saßen nach vorne gebeugt, die Arme auf die Lehnen der Vordersitze gelegt. Hundert Augen starrten auf die Bühne, durch Sonnenbrillen hindurch, stierten ihn an. Die Gesichter der Biker waren ausdruckslos, kalt und abweisend. Es herrschte eisige Stille, niemand sprach oder prostete. Manchen Ausdruck konnte man getrost als feindselig bezeichnen, was nicht förderlich war, um einen verlorenen Einstieg zu finden.
    Schmobi schwitzte wie ein Schwein unter der falschen Glatze, erste Perlen quollen unter dem Rand hindurch und rollten an der Stirn hinab.
    Der beschissene Dreckssatz steckte in seinem Hirn fest und hatte sich vor den Demons verbarrikadiert.
    Hilfe gab es keine. Sein Souffleur befand sich bei der restlichen Crew.
    Seine Beine verweigerten den Dienst, er konnte sich nicht rühren. Der Schauspieler vor seinen Kritikern, das Kaninchen vor der Schlange.
    Der Biker mit dem freien Oberkörper klatschte einmal in die Hände, machte eine Pause, klatschte noch mal langsam. Ein Demon nach dem anderen fiel in den Zeitlupen-Applaus ein, stampfte erneut mit den Stiefeln auf.
    Ansporn?
    Vertreibung?
    Die letzten zwei normalen Gäste sprangen auf und rannten aus der naTo .
    Er war allein mit den Demons.
    Darauf hatte die Gang gewartet: Einer nach dem anderen erhob sich, betont lässig gleich einem Actionhelden, bewegte sich immer noch applaudierend auf die Bühne zu. Eine donnernde Wand aus Muskeln, Tätowierungen, versteinerten Mienen, Sonnenbrillen und schwarzen Klamotten schob sich auf Schmobi zu. Überall sah er das Logo, den Halbdämonenengel, das ihn zusehends umzingelte.
    So viel geschwitzt hatte er nicht einmal bei seinem Zehnkilometerlauf, sein Atem rasselte, er war kurz vor dem Hyperventilieren.
    »Komm da weg«, flüsterte Inka aus sicherer Entfernung. »Die zerfetzen dich!«
    Besonders mies fand Schmobi, dass ihm keiner der Männer aus seiner feigen Crew zu Hilfe eilte. Nach wie vor verharrte er allein auf der Bühne.
    Der Tätowierte mit dem freien Oberkörper hörte auf zu klatschen, und die übrigen Biker hielten schlagartig inne. »Wir kriegen unser Geld zurück, schätze ich«, sprach er lässig.
    »Kriegen Sie«, erwiderte Schmobi stammelnd und überlegte, ob er gerade in die Hosen machte, weil es warm im Schritt wurde.
    »Dachte ich mir.« Er zeigte mit der kräftigen Hand auf Schmobi und formte mit den Fingern eine Pistole; aufgrund der passenden Tätowierung wirkte die Illusion recht real. »Richter Adam, wir kommen wieder, wenn

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