Totenblick: Thriller (German Edition)
akzeptiert wurde. Von manchen zumindest.
Anschließend balancierte er das Brett vorsichtig zu ihrem Arbeitszimmer und klopfte mit dem Fuß gegen die Tür. »Roomservice. Sie haben etwas zu essen bestellt«, imitierte er die typische Hotelansage.
Nancys Schritte kamen auf den Eingang zu, sie öffnete. »Ich habe aber nichts bestellt.« Sie stand auf der Schwelle, in ein zu großes, graues Sweatshirt und ihre schwarzen Schlabberhosen gehüllt. Sie ging wie immer barfuß. Sie wirkte kokett und sexy, ohne es zu wollen.
»Mit den besten Empfehlungen des Managements.« Ares streckte ihr das Tablett einhändig hin. »Wo darf ich servieren?« Er sah ihr an, dass es ihr nicht passte, unterbrochen zu werden. Über ihren schwarzen Schopf hinweg erkannte er die Berge aus aufgeschlagenen Büchern, die sich im Schein der Leselampe auftürmten. Auf zwei Monitoren flimmerten mathematische Formeln, und die rechte Wand hatte sie mit vollgeschriebenen bunten Haftnotizzetteln tapeziert.
Triumphsex gab es keinen, das stand fest.
Andere Männer waren ihm dazwischengekommen: Gauß, Markow und Newton. Ihre Forschungen beschäftigten sich mit irgendwelchen Ableitungen aus Gleichungen und Erkenntnissen zur Anwendung in den verschiedensten Prozessen. Kein normaler Mensch verstand das.
Nancy nutzte die Gelegenheit, die langen schwarzen Haare zu einem Zopf zu binden. Dabei rutschte das Shirt hoch, und man sah ihre braune Haut sowie den flachen Bauch. »Ares, das ist wirklich lieb. Aber wenn du was für mich tun willst, dann koch mir eine Kanne Kaffee und komm damit wieder. Danach leg dich ins Bett und träum was Schönes«, lauteten ihre Instruktionen.
»Blutzucker ist wichtig für die Konzentration. Du solltest essen.« Unter ihrem weiten Shirt steckte ein sehr attraktiver und schmaler Körper. Er achtete darauf, dass sie genügend aß. Manchmal vergaß sie es einfach, wenn sich ihr Verstand in der Welt der Zahlen befand. Weniger als ihre 46 Kilo durfte sie nicht wiegen. »Kaffee macht wach, aber nicht satt.«
Der Ärger in ihren grünen Augen über seine Störung verringerte sich. »Das ist lieb, mein großer Krieger. Ich bin mit …«, sie wählte zwei Salamischnittchen und drei Pflaumen mit Speckmantel aus, »… dem hier schon zufrieden.« Sie küsste seine Wange und strich über seinen Musketierbart. »Schau doch eine DVD. Am besten Big Bang Theory. Ist unten im Regal. Dann verstehst du mich besser.« Nancy drückte die Tür mit der Ferse zu. »Und denk an den Kaffee, Roomservice.«
Klack.
Ares seufzte und brachte das beladene Tablett in die Küche. Seine Geschichte wurde er vorerst nicht los. Dabei hätte sie ihr gefallen.
Er kochte ihr den gewünschten Kaffee, extrastark, trank zwischendurch vom Rotwein und füllte die dunkle, kräftige Brühe in eine Thermoskanne, um sie mit dem Becher vor ihrer Tür abzustellen.
Dann verzog sich Ares mit seinem Laptop ins Wohnzimmer und surfte durchs Internet, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Infos prasselten auf ihn ein, er las die Kulturnachrichten, das Neueste zur deutschen Politik und löste ein Kreuzworträtsel.
Nancy ließ sich nicht blicken.
Danach schaute er wirklich noch die ersten beiden Folgen der amerikanischen Comedy-Serie Big Bang Theory, die sich um eine Clique von Wissenschaftsnerds, deren Ticks und Probleme in der realen Welt sowie eine blonde Kellnerin drehte.
Ja, es gab gewisse Ähnlichkeiten zwischen manchen Verhaltensweisen der Charaktere und seiner Gefährtin. Nancy kombinierte sie neu.
Ares trank das vierte Glas Rotwein, dann wurde er richtig müde. Selbst wenn Nancy jetzt nackt vor ihm gestanden und sich auf ihn geworfen hätte, wäre er eingeschlafen. Vermutlich.
Er streichelte sein kleines Bäuchlein und schwor sich, es abzutrainieren. Seine Freundin mochte es zwar, aber …
… Ares bekam wie aus dem Nichts einen heftigen Schlag in den Rücken, der ihn gegen eine Mauer warf.
Er konnte sich gerade noch abfangen, rutschte jedoch aus und stürzte neben eine Pfütze, in der sich Feuerschein spiegelte. Den Stiefeltritt gegen den Kopf vermochte er mit beiden Händen abzuwehren; er rollte sich auf den Rücken, doch schon wurde er angesprungen.
Ares konnte sich nicht rühren: Auf ihm saß er, der Mann aus seiner Vergangenheit, den Flatow mit ihrem beschissenen Pendel zurückgeholt hatte. Ein langes Messer mit doppelseitiger Klinge blitzte in der behandschuhten Faust.
»Ich sagte, ich finde dich«, sagte der Mann verächtlich. »Wenn ich dich laufen lasse,
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