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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Seitenbegrenzungen … das ist wie Schmirgelpapier auf einem Amboss«, versuchte er sich an einer Erklärung. »Der Regen hat alles weggespült, was auffällig wäre.«
    Der zweite Mann, dessen Nachname mit Ober- begann, räusperte sich.
    »Haben Sie mehr anzubieten?«, forderte ihn Rhode auf. Sollte er ruhig mutmaßen, alles kam ihm an Hinweisen gelegen.
    »Das ist jetzt nur mein Gefühl, Herr Hauptkommissar, und es wird nicht im Bericht auftauchen«, folgte sein Statement. »Für meinen Geschmack sind es ein paar Brüche zu viel.«
    »Das heißt?«
    »Na ja.« Ober-irgendwas kratzte sich unter dem Schutzanzug im Nacken. »Wenn Sie mich fragen, ist Erich einmal gefallen, hat sich die Stufen hochgeschleppt und ist dann wieder auf halber Strecke abgestürzt. Ich würde dringend die Obduktion abwarten, bevor wir lapidar von einem Unfall sprechen.« Ober-irgendwas schaute zu Irgendwas-witz, schluckte. »Ich meine nur«, fügte er entschuldigend hinzu.
    »Danke.« Rhode nickte ihnen zu, warf einen Blick auf den erkalteten Weißenberg. Totenblick-Opfer. Keiner traute sich, das auszusprechen, aber jeder dachte es. Jeder.
    Schwedt deutete auf den Ausgang und hob die Jacke wieder als Schutz über die langen, kastanienbraunen Haare. Die Feuchtigkeit ließ manche Strähnen Wellen schlagen. »Hansen ist da.«
    Zusammen verließen sie den Pavillon und schritten durch den Regen zur Garage, wo der Polizeimeister und zwei Beamte in Zivil warteten. Personenschützer, die sich besser um Weißenberg gekümmert hätten.
    »Herr … Hansen.« Rhode betrat den kleinen Raum, der den typischen Duft von Motoröl, Reifengummi und Imprägnierspray verströmte. Er hatte sich den Namen endlich gemerkt.
    »Hallo«, antwortete er unbehaglich.
    »Ich habe eine einfache Frage an Sie: Haben Sie der toten Aileen McDuncan am Tatort in die Augen gesehen?« Rhodes Blick war unerbittlich. Er hörte Schwedt neben sich überrascht einatmen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie der Leiche in die Augen gesehen, Polizeimeister Hansen? Ja oder nein!«, wiederholte er schärfer. »Sie sagten zu mir und meiner Kollegin, dass Sie sich nicht vor dem Fluch fürchten.« Er drehte sich, so dass er in Richtung Pavillon stand. »Da unten liegt ein Toter, der ebenfalls am Tatort war. Ich habe der Leiche nicht in die Augen geschaut. Polizeihauptkommissarin Schwedt hat den Augenkontakt ebenfalls gemieden, und wenn Sie «, er kniff die Lider leicht zusammen, »mich nicht angelogen haben …«
    Hansen errötete. »Ich …«
    Schwedt stieß vernehmlich die Luft aus. Sie hatte begriffen. »Scheiße«, sagte sie ganz leise und betroffen. »Du meine Scheiße!«
    »Sie sind an den Tatort vorgedrungen und haben dem Opfer nicht in die Augen gesehen, verstehe ich Sie richtig, Polizeimeister?«
    »Ja, Herr Hauptkommissar«, knickte Hansen ein. »Ich … wollte kein Feigling sein wie die Kollegen, aber als ich die Stufen nach oben gestiegen bin … ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich bin rein, habe eine erste Überprüfung gemacht und Meldung erstattet.« Er schloss kurz die Augen. »Nein, ich habe mich nicht dem Totenblick ausgesetzt«, gestand er letztlich.
    Rhode verstand Lackmann in dieser Sekunde, da ihn dieses hilflose Gefühl überkam: Er hätte sich gerade jetzt auch einen Schnaps gewünscht. Hansen hatte Aileen McDuncan nicht in die weit aufgerissenen Augen geschaut, sondern dieses tödliche Privileg Erich Weißenberg überlassen. Ohne Warnung, ohne Vorankündigung an den Leiter der SpuSi. Damit hatte die falsche Person einen 24-Stunden-Schutz erhalten.
    »Sie können gehen, Herr Hansen, und Ihren Dienst antreten. Die Kollegen, die Sie bewacht haben, werden nicht mehr nötig sein. Danke für Ihre Ehrlichkeit.« Rhode wartete innerlich kochend, bis der junge Polizeimeister gegangen war, dann sah er zu Schwedt. War eben ein Stück des worry stones unter seinen Fingern abgebrochen? Am liebsten würde er auf der Stelle traben, die Energie abbauen, die aufgestaute Wut auf den jungen Polizeimeister. Er zwang sich zur Ruhe und beglückwünschte sich, eine zweite Anti-ADHS eingeworfen zu haben. »Du weißt, was das bedeutet, Anke?«
    »Dass der Mörder einen Weg gefunden hat, genau zu erkennen, wer die Leiche zuerst anschaut und sich auf diese Weise den Totenblick einfängt.« Sie schauderte. »Er überwacht die Tatorte.«
    »Aber nicht persönlich«, warf Rhode ein. »In der Galerie der alten Druckerei gab es kaum eine Möglichkeit, uns mit dem Fernglas zu beobachten,

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