Totenblick: Thriller (German Edition)

sein sollte. Dann kam Lackmann, wie immer ohne anzuklopfen, ins Büro und schaltete das Radio ein.
    Aus den Lautsprechern erklangen die Nachrichten.

    »… wurde die Pressekonferenz nach dem Bekanntwerden der Informationen unterbrochen, dass es eine Website mit den Tatortfotos gibt, die heute online geschaltet wurde. Darauf verwahrt sich der Verfasser dagegen, er sei Robin Adler oder dass Adler etwas damit zu tun habe. Polizeipräsident Werner Schimarek bestätigte, dass die Ermittler bereits mit der Suche nach dem Server, auf dem die Website betrieben wird, begonnen haben …«

    »Haben wir?«, sagte Rhode verwundert. »Haben Sie? «
    Lackmann schaltete das Radio wieder aus. »bildermorde dot com«, sagte er. »Rufen Sie die Seite auf, Herr Rhode. Ein gefundenes Fressen für unsere Psychologen und Profiler.«
    Rhode ging an einen anderen Computer, weil er die Bilder auf seinem Monitor nicht schließen wollte, und rief die Seite auf.
    Es begann mit dem Originalbild Der Tod des Marat, danach kam wie in einer Diashow mit Fade-in-fade-out der Nachbau des Mörders mit seinem Model Armin Wolke. Es folgten Der Tod der Kleopatra und die McDuncan-Nachahmung.
    Die Einstellungen und Winkel der Tatort-Aufnahmen änderten sich. Es gab Detailbilder, sogar Makros. Offensichtlich besaß ihr Mörder einen Sinn für Kleinigkeiten und akribische Anordnung.
    Rhodes Magen zog sich zusammen, als der Monitor schwarz wurde und ein barocker Bilderrahmen mit einem Fragezeichen darin erschien. In Sekundenbruchteilen blitzten darin Aufnahmen von Gemälden auf, die er gar nicht so rasch zuordnen konnte.
    Anschließend waberte die Schrift »coming soon!« über den erneut leeren Rahmen; am unteren Rand leuchtete der Button »Mehr Infos« auf.
    »Es ist nicht vorbei. Wie wir uns das dachten.« Rhode drückte mit dem Mauszeiger auf die Info-Schaltfläche, ohne dass er die Bewegung seiner Hand wahrnahm. Er musste es einfach tun.
    Es blinkte das Statement auf, von dem im Radio die Rede gewesen war. Der Hauptkommissar las es in all seiner Ausführlichkeit.

    Geschätzte Besucher,

    willkommen auf meiner kleinen Website, auf der ich meine aktuellen Arbeiten ausstelle.

    Zu meiner Person nur so viel: Ich sehe mich in der Tradition der Künstler und als deren Erbe.
    Mit modernen Mitteln.
    Meine Interpretation ihrer unerreichten Malkunst ist eine Hommage an die begnadeten Genies.

    Bislang hatte die Polizei versucht, meine Arbeiten zu verschweigen, doch die ausländische Presse wurde aufmerksam.
    Vielen Dank an dieser Stelle. Sie unterstützen ein Genie.

    Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ich nicht Robin Adler bin, der nichts weiter als ein kleiner, dummer Straßenräuber ist.
    Weder darf er sich mit meinen Federn schmücken noch sollte er mit mir in Verbindung gebracht werden. Er mag Armin Wolke und Aileen McDuncan überfallen und ausgeraubt haben, aber mit der Umwandlung in Kunstwerke hat er nichts zu tun.

    Zudem weise ich darauf hin, dass ich es nicht hinnehmen werde, falls jemand meine Idee stehlen sollte.

    Hiermit erfolgt die ausdrückliche Warnung:
    Ich weiß, dass man eine Idee rechtlich nicht schützen kann, doch ich tue es hiermit durch die Ankündigung,
    jeden ,
    ich betone
    JEDEN,
    zu töten ,
    der meine Vorgehensweise imitiert!
    Ich besitze die Mittel und Möglichkeiten. Ich kann das!

    Die Leipziger SoKo tappt derzeit im Dunkeln, wer ich bin und was als Nächstes geschieht.
    Ich garantiere Ihnen, Kriminalhauptkommissar Peter Rhode: Das wird so bleiben, wenn Sie nicht genau auf meinen Tipp achten, den ich Ihnen gegeben habe.
    Ich schwöre bei meinem Leben: Es gibt etwas zu finden!

    In der Zwischenzeit bereite ich mein nächstes Kunstwerk vor.

    Gerne können Sie mir Ihre Anregungen und Wünsche senden, geschätzte Besucher der Website.
    Ich bin nicht auf Klassiker festgelegt, sondern setze jede Art von Todesaufnahmen um, sofern es sich dabei um historisch wichtige Begebenheiten handelt oder sie in irgendeiner Form einmalig bzw. besonders sind. Sie müssen dabei auch einem gewissen künstlerischen Anspruch gerecht werden.
    Die Machbarkeit überlassen Sie getrost mir. Ich kann das.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

    Ein Counter poppte in der Mitte auf und sprang in diesem Moment auf 193973 um.
    Es war die Nachricht eines Verrückten, in der er seinen Stolz auf die grausamen Taten unverhohlen zum Ausdruck brachte.
    Als Genie, so sah er sich. Als genialer Künstler, der sich gerne in Galerien bewundern lassen würde.