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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die ihren Teamleiter als Opfer vorfinden mussten.
    Jetzt war es an ihm, Anke Schwedt tot sehen zu müssen. Seine Kollegin, die er sehr gerne gemocht und mit der er sich verstanden hatte. Die ihn und seine Familie besucht hatte. Die er beruflich gefördert hatte. Die das ganze Leben und eine glänzende Karriere vor sich gehabt hatte.
    Der Mörder nahm ihr alles, sogar ihre schönen, langen kastanienbraunen Haare waren abgeschnitten. »Sie sagte vor kurzem noch, dass sie die Haare abschneiden wollte«, raunte er und fuhr sich übers Gesicht.
    »Herr Kriminalhauptkommissar?«
    Rhode gab einen interpretierbaren Laut von sich.
    »Entschuldigung, ich habe Sie nicht verstanden.«
    Er erhob sich schwankend und gab den Weg frei; dabei verlor er den worry stone aus seinen gefühllosen Fingern.
    Die Männer in den weißen Schutzanzügen gingen an ihm vorbei und schossen Fotos, bewegten sich schrittweise in den Tatort hinein, fotografierten weiter.
    Bei jedem Blitz zuckte Rhode zusammen.
    Er hielt den Blick unverwandt auf die Leiche gerichtet. Sie lag blutüberströmt in der Wanne, die Finger in den weißen Duschvorhang geschlagen, der aus der Stangenhalterung gerissen war. Ihr Oberkörper wurde von zahlreichen Einstichstellen verunstaltet, die Arme wiesen Schnitte von Abwehrbewegungen auf.
    Es kostete ihn keine Anstrengung, das Bild zu erkennen: Psycho. Bates Motel. Marion Crane. Der berühmteste Mord der Filmgeschichte. Rhode konnte sogar die peitschenden, nervenzerfetzenden Geigen hören, die bei der Szene gelaufen waren.
    Das bedeutete eine extreme Abweichung vom bisherigen Muster, aber es passte zur Erklärung auf der Website. Ein historischer Mord. Zwar fiktiv, aber ein historischer, weil er in die Annalen der Filmgeschichte eingegangen war.
    Rhode atmete schneller, spürte, wie die Wut heiß in ihm aufstieg. Der Mörder hatte den Krieg mitten in die Reihen der SoKo getragen. Er presste die Zähne fest zusammen, kämpfte mit den Tränen. Anke. Eine gute Frau, eine lustige Frau. Ausgelöscht.
    Rhode verfolgte regungslos, wie die SpuSi sich in dem Sanierungshaus in der Prager Straße vorankämpfte, Marker verteilte. Er hasste den Anblick der kleinen, numerierten Aufsteller inzwischen. Sie lagen zu oft um Kollegen herum.
    Unbeteiligt sahen sich die beiden Spurensicherer um, sammelten ein, steckten Gegenstände in Tütchen, machten Detailaufnahmen von Anke, sprachen Entdeckungen und Vermerke auf ein Diktiergerät.
    Langsam löste sich der Ring aus durchsichtigem Klebeband von ihrem Hals. Ein dunkler Spalt klaffte auf, aus dem ein hellrosa Rinnsal sickerte.
    Die Männer in den Schutzanzügen bemerkten es zuerst nicht.
    Rhode konnte nichts tun, als auf das entsetzliche Bild zu stieren. Er hörte sogar das leise Geräusch, mit dem sich der Streifen von der Haut ablöste.
    Erst als Ankes Kopf schräg auf dem Rumpf hing, hielt einer von ihnen den Schädel an der Stirn fest, damit er nicht abfiel. »Scheiße«, fluchte er. »Mach mal rasch Fotos. Das Zeug hält nicht!«
    Rhode brannten die Sicherungen durch. »Warum sie?«, schrie er. »Sie hat den Totenblick nicht empfangen!« Er sprang auf und erklomm einen kleinen Mauerrest in dem Abbruchbadezimmer. »Ich weiß, dass du mich hörst, du krankes Schwein!« Er sah sich um, ob ihm eine Kamera oder etwas Ähnliches ins Auge fiel. »Ich bin der Nächste! Ich habe Anke in die Augen geschaut! Ich reklamiere den Totenblick für mich! Hol mich! Hol mich, wenn du dich traust!« Er balancierte auf den lockeren Steinen und gewann an Höhe. »Hol mich!«
    Er überblickte das Stockwerk der Ruine, in der er und das Team sich befanden.
    Das Haus lag in der Nähe von Ankes Wohnung unmittelbar an der vielbefahrenen Prager Straße, war eingefallen und heruntergekommen. Der Mörder hatte nur einen knappen Hinweis gegeben, und Rhode war losgedonnert.
    Da wusste er noch nicht, dass sie hier lag. Mit ihrem Anblick hatte das klare Denken vollkommen ausgesetzt. Er konnte nichts mehr tun, war gedanklich und körperlich gelähmt.
    Rhode keuchte und schrie seine Gefühle hinaus. »Du wirst an mir verrecken!«, brüllte er, drehte sich hin und her. »Du widerliches Arschloch! Ich mache dich fertig!«
    Die Steine gaben unter ihm nach.
    Er kippte nach rechts und wurde von einem Arm gestützt. Lackmann befand sich plötzlich neben ihm und bewahrte ihn vor dem Sturz. »Herr Rhode, es gibt keine Signale.« Das war das Einzige, was er zu dem Ausfall sagte.
    Rhodes Beine trugen ihn nicht mehr, er setzte sich auf den

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