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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Boden. Es war ihm egal, ob seine teure Anzughose Schaden nahm oder sein Mantel dreckig wurde oder was mit seinen Schuhen geschehen würde. »Signale«, wiederholte er hohl und sah zur toten Kommissarin.
    Lackmann redete weiter. »Der KTI-Techniker hat verschiedene Messungen vorgenommen. Es gibt kein WLAN und keine sonstigen Sendeimpulse, die er nicht zuordnen kann.«
    Rhode sah nach rechts, zum Tatort, wo es immer noch blitzte. Aus der jungen Frau, aus der Kollegin, wurde von Foto zu Foto mehr ein Mordopfer. Er brauchte Distanz, professionelle Distanz, um sich Gedanken machen zu können.
    »Wie auch immer der Mörder uns beobachtet, es geschieht nicht auf elektronischem Weg oder zumindest über drahtloses Senden.« Lackmann schien ebenso unbeeindruckt wie die SpuSis, aber er roch stärker als sonst nach Kräuterschnaps. »Herr Kriminalhauptkommissar? Haben Sie mich gehört?«
    »Hab ich«, flüsterte er und atmete, als müsste er sich von einem Weinkrampf erholen.
    »Darf ich noch was äußern?«
    Rhode fuhr sich wieder mit den Fingern über das Gesicht. Es gab keine Tränen. Die Fingerkuppen, die Haut auf seinen Zügen fühlte sich taub an.
    »Das war nicht unser Bildermörder.«
    »Weil es keine Signale gibt?« Er kam sich unsagbar vertrottelt und unfähig vor; jeder Gedanke fiel ihm unsagbar schwer. Schock und ADHS verstärkten einander.
    »Weil der Tatort schlampig vorbereitet ist.« Lackmann nahm sein Smartphone heraus. Es gab anscheinend niemanden mehr, der ohne diese Geräte auskam. »Die Bilder und Filmausschnitte sehen anders aus als dieser Tatort, und das wiederum passt nicht zur sonstigen Akribie. Ich erspare Ihnen die Details, Herr Kriminalhauptkommissar. Nur so viel: Er hätte sauber gemacht, er hätte Fliesen neu gelegt und vieles mehr, um das Bad in dieser Ruine zu Bates Motel werden zu lassen. Ergo: Frau Schwedt wurde nicht von unserem Mörder umgebracht.« Er sah sich um. »Das erklärt auch, warum es keine Sendesignale gibt.«
    Rhode vernahm die Informationen, aber er konnte sie nicht verarbeiten. Der erneute lichte Moment des Säufers überforderte ihn.
    Er langte in seine Tasche und suchte vergebens den worry stone, dann tastete er nach seinen Anti-ADHS-Pillen. Er musste sich konzentrieren, weil es wichtig war, was Lackmann von sich gab.
    Seine kalten, klammen Finger fanden den Blister und drückten eine Pille heraus; hastig schluckte er sie.
    Das Medikament rutschte langsam den trockenen Hals hinab. Es würde dauern, bis es wirkte.
    Rhode drängte die Emotionen nach hinten. Er zwang sich zum Zuhören, zum Nachdenken und tippelte dabei auf der Stelle, als würde er die Double Base einer Speed Metal-Band spielen. Bewegung half, seine Gliedmaßen mussten beschäftigt sein, damit das Hirn arbeitete.
    Nicht der Bildermörder.
    Wer dann?
    Da gab es Ankes Anmerkungen, dass privat etwas schieflief. War es ihr Freund gewesen?
    »Ihr Smartphone?«
    »Meins?« Lackmann langte halb ins Jackett.
    »Nein. Das von Anke.« Rhode erhob sich. »Sie hat kürzlich was von privaten Problemen angedeutet. Wir … müssen ihren Freund finden. Irgendwas mit F.« Er presste die Lider fest zusammen, holte sich die Erinnerung an den Abend zurück, wo er den Mann gesehen hatte, im Drallewatsch. »Freddy!«
    »Alles klar.« Lackmann hielt ihm nur den Flachmann hin. »Damit rutscht die Tablette, Herr Rhode.«
    Er nahm das Angebot an. Besser fühlte er sich damit nicht. Langsam kehrte wenigstens der klare Kopf zurück.
    Sollte Lackmann recht haben, würden zwei Dinge geschehen: Sie mussten Ankes Mörder finden, und zwar koste es, was es wolle. Denn sobald die Presse meldete, dass es einen Nachahmer des Bildermörders gab, würde ihr wahrer Täter ausrasten.
    Rhode zweifelte nicht daran, dass der Wahnsinnige seine Todesdrohung gegen mögliche Fälscher seiner Werke umsetzte. Es kam darauf an, wer den Schuldigen zuerst fand. Ein Wettlauf zwischen der SoKo und dem Killer.
    Der Hauptkommissar ertappte sich bei dem Gedanken, dem Bildermörder den Vortritt zu lassen.
    ***
    Leipzig, Südvorstadt, 25. November
    Ares erwachte aus seinem Traum, der dieses Mal so harmlos war, dass er ihn nicht einmal mehr fassen konnte. Es hatten nur noch Hundewelpen gefehlt.
    Nancy lag neben ihm, schnarchte ganz leise und süß. Sie musste sich nachts zu ihm auf die Couch geschmuggelt haben, hatte sich wie eine Katze zusammengerollt und an ihn gekuschelt. Dreimal hatten sie es gestern getrieben, sich zwei Stunden gegenseitig verwöhnt und einander

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