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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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drücken können. Ihm war nicht nach Seligkeit.
    Am Wochenende saß Rhode mit seinem Nachwuchs im Spielzimmer und hörte sie lachen, und doch empfand er es als gedämpft, als fehlten bestimmte Frequenzen, die er früher vernommen hatte und die ihn so glücklich gemacht hatten.
    Das Joggen mit Ares fiel aus; er zog es vor, allein zu laufen. Er musste nachdenken und wollte sich nicht von Gesprächen ablenken lassen.
    Er hatte nochmals mit Konstantin Korff darüber gesprochen, wie man sich vor dem Totenblick schützen konnte. Der Bestatter hatte ihm eine Liste gesandt; darunter befanden sich einige Amulette und Symbole zur Abwehr der schädlichen Wirkung. Das Einfachste war das Kreuz und das Sprechen von Gebeten in Anwesenheit der Leiche.
    Rhode wollte sich nicht darauf verlassen, dass der Mörder den Trick akzeptierte, sandte sie aber im internen Verteiler an seine SoKo, an die Kollegen der SpuSi und sämtliche Reviere. Garantiert war die Liste beim letzten Streifenpolizisten angekommen.
    Die gut gemeinte Einladung von Korff, mit ihm eine Theateraufführung und/oder ein Konzert zu besuchen, schlug er aus. Er wollte nicht einmal Ares’ Zerbrochnen Krug sehen, sondern sandte die Freikarte an Korff. Er würde mehr Spaß daran haben.
    Seiner Frau entging die Veränderung nicht.
    Ihre Versuche, mit ihm darüber zu sprechen, führten zu seinen Beteuerungen, den Fall nicht weiter an sich ranzulassen.
    Beide wussten, dass er log, dass er nicht anders konnte. Erst wenn der Mörder gefasst war, würde so etwas wie Normalität in der Familie Rhode einkehren.
    Er blinzelte. Es zermürbte ihn, herumsitzen zu müssen und zu warten. Zu warten, bis ein neuer Mord geschah oder bis man Ankes Mörder geschnappt hatte.
    Gunther Sterz war zur Fahndung ausgeschrieben worden, doch bislang gab es weder Hinweise noch irgendwelche Spuren. Auch fand man den Mann leider nicht als Opfer des Verrückten auf.
    Rhode wusste, dass sein Tun nichts anderes als Zeitverschwendung war, und doch wandte er den Kopf zum Monitor und las zum x-ten Mal die Obduktionsberichte.
    Die Gerichtsmedizin hatte die Vermutung des toten Weißenbergs bestätigt: eine lange, schwere Klinge war eingesetzt worden, um den Hals der primären Bildermörder-Opfer komplett zu durchtrennen und den Kopf vom Rumpf zu schneiden.
    Dadurch, dass er die Opfer extrem ruhigstellte, den Puls vermutlich bis vor den Herzstillstand absenkte sowie die Schädel sofort wieder mit Klebeband auf dem Rumpf fixierte, ergoss sich das Blut aus den gekappten Adern ohne viel Druck überwiegend in die Speiseröhre.
    Die glatten Wirbelverletzungen ohne massive Quetschungen der Haut sprachen dafür, dass die Waffe mit hoher Geschwindigkeit eingesetzt wurde; in Frage kamen ein sehr, sehr scharfes Schwert, das von einem extrem starken Mann oder einer Vorrichtung bedient wurde. Oder eben eine Variante der Guillotine; erst danach war Armin Wolke die weitere Verletzung in der Brust zugefügt worden. Die Ringhalskobra hatte Aileen McDuncan gebissen, als diese bereits tot war, wie die fehlende Ausbreitung des Gifts im Blut bewies.
    Bei Anke Schwedt verhielt es sich umgekehrt. Sie war erst erstochen und hinterher geköpft worden. Außerdem war ihr Schädel mit einer Säge entfernt worden. Genug Beweise, die gegen den Bildermörder sprachen. Er hätte nicht einmal anrufen müssen, um sich zu beschweren.
    Rhode las im Bericht weiter.
    Keine Kampfspuren an Wolke und McDuncan, abgesehen von den Verletzungen des Elektroschockers. Die Punkte waren vom Mörder überschminkt worden, um seine Werke so perfekt wie möglich zu machen.
    Die Einstichstellen, wo er den Mix aus Propofol und Remifentanil mit einer Spritze eingebracht hatte, fanden sie bei Wolke in der Zunge und bei McDuncan in den Brustwarzen. Wieder ging es darum, den Körper seiner Opfer unversehrt zu lassen, wie es die Vorlage verlangte.
    Außerdem musste der Mörder einen Schutzanzug tragen, um zu verhindern, dass seine DNA auf den Opfern oder am Tatort zurückblieb.
    Weißenberg hatte das Fernsehen oft verflucht. Seit Serien wie CSI Erfolg hatten, sprach es sich auch bei den Verbrechern mehr und mehr herum, auf was man zu achten hatte. Es genügte, sich eine Staffel an einem Wochenende anzuschauen, und schon hatten sich Verbrecher die einfachsten Sicherheitsvorkehrungen angeeignet.
    Rhode blickte erneut aus dem Fenster, überlegte weiter.
    Immer lagen die Zimmer im Dunkeln. Immer musste das Licht erst umständlich eingeschaltet werden.
    Weswegen?
    Der Mörder

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