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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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seinen Sohlen knisterte. Ein kurzer Anfall von Winter, doch die Meteorologen hatten bereits wieder Regen gemeldet, was ungewöhnlich war. Leipzig kannte knackig-kalte Winter mit eingefrorenen Tram-Oberleitungen und Chaos auf den Straßen. Dieses Jahr sollte es nicht sein.
    »Großväterchen Frost«, sagte er leise und lachte. Meistens gab er den Knecht Ruprecht. Deduschka Moros wäre definitiv ein Aufstieg.
    Er stieg in den Smart, startete den Motor und bog von der Turmgut- in die Primavesistraße.
    Es blieb Ares nichts anderes übrig, als die wahrscheinlichsten Strecken abzufahren, die man vom russischen Konsulat in Richtung Flughafen nehmen konnte. Er hatte den Demons Bescheid gesagt, die Augen und Ohren nach Ungewöhnlichem offen zu halten. Der rote Mercedes Benz 450 SL war auffällig, die Biker kamen viel herum. Sie waren seine größte Hoffnung.
    Richard Georg Wolke und Burn-out passten so gut zusammen wie Hering und Schokoladentorte. Sein Verschwinden wurde geheim gehalten, da gab er Tzschaschel recht. Gisela Wolke wollte er nicht auf den Zahn fühlen, sonst hätte er eine Anzeige am Hals, die er nicht gebrauchen konnte. Daher spielte er immer mehr mit dem Gedanken, Pitt in Kenntnis zu setzen. Das Verschwinden des Intendanten mussten die Profis untersuchen. Ihm gingen allmählich die Ideen und Mittel aus.
    Ares fuhr die Straße entlang, spähte umher, beäugte die geparkten Wagen und sah in die Auffahrten und zur Baumreihe, die den Kanal zu seiner Linken säumte.
    Ein Hupen ließ ihn zusammenzucken: Aus einer Seitenstraße kam ein Wagen gefahren, blendete auf und nahm ihm die Vorfahrt.
    Ares hupte zurück und wich nach links aus.
    Der Smart geriet auf dem schmierigen Asphalt heftig ins Rutschen und kreiselte um die eigene Achse wie ein gerammter Kirmeswagen auf dem Stahlplattenboden eines Autoscooters. Die Welt drehte sich um ihn, da half alles Kurbeln und Gegenlenken nichts. Es fehlte nur noch ein Auto auf der Gegenfahrbahn oder ein Elch, um die Katastrophe perfekt zu machen.
    Ares brachte den Kleinstwagen nach endlosen Metern auf der linken Straßenseite zum Stehen. »Du blöder …!« Er wollte aufs Gas treten und die Verfolgung des rücksichtslosen Fahrers aufnehmen, bevor er verschwinden konnte – da bemerkte er einige abgebrochene, herunterbaumelnde Äste in Höhe eines Wagendachs.
    Er schaltete den Motor ab, stieg aus und betrachtete die Bäume näher.
    Was, wenn es Wolke genauso ergangen war wie ihm gerade, ohne zum Stehen gekommen zu sein?
    Ein 450 SL reagierte eben auch wie ein Auto von 1978, ohne Fahrsicherheitsschnickschnack, ESP, ABS und dergleichen.
    Die Lücke zwischen den Bäumen war breit genug, um einen Wagen durchzulassen, ohne dass er sich um die Stämme wickelte. Die Bruchstellen an den Zweigen wirkten älter und dunkler.
    Ares inspizierte die tiefer liegende Rinde, die jedoch keinen Schaden genommen hatte. Er erhob sich und ging zurück zur Seitenstraße, schlenderte an der Einmündung herum und hielt den Blick auf die Straße, den Randstreifen und den Rinnstein gerichtet. Er suchte nach Hinweisen auf eine Kollision, aber zu sehen war nichts.
    »Mhm«, brummte er und schaute die Primavesi hoch und runter.
    Es gab etwas zu finden, er ahnte es! Noch verbarg es sich vor ihm.
    Langsam wanderte er auf der rechten Seite hinauf und auf der linken hinab, bis er auf der feuchten Straße rote Lacksplitter aufleuchten sah, unterhalb der Stelle, wo sich die abgebrochenen Äste befanden. Im Rinnstein fand er zwei kleine Glassplitter, die von einem Scheinwerfer stammen konnten.
    Keine Bremsspuren auf dem Asphalt. Ares kehrte zu seinem Smart zurück, nahm sich die unversehrte Böschung vor und wischte im dünnen Schnee herum.
    Es gab gefrorene Vertiefungen, die auf die Lücke zuführten.
    Hatte Wolke hier erst versucht anzuhalten?
    Einen schweren Unfall hätten die Anwohner sicherlich mitbekommen. Das Krachen, das Scheppern eines frontalen Zusammenstoßes war normalerweise gut zu hören. Einen Wagen abdrängen ging wesentlich leiser über die Bühne.
    Es war nicht auszuschließen, dass der rote Mercedes im Kanal gelandet war. Ob es sich um einen Unfall oder einen Mordversuch handelte, müsste die Polizei herausfinden.
    Er nahm sein Handy heraus und wollte Pitts Nummer wählen, da geriet er ins Wanken. Nüchtern betrachtet: Was hatte er schon?
    Splitter, Lackreste, abgebrochene Äste und eine Vermutung.
    Auch der Hauptkommissar hatte einen Vorgesetzten, dem gegenüber er erklären musste, warum er

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