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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einen Polizeitaucher brauchte, ohne dass es etwas mit dem Bildermörder zu tun hatte.
    Ares sah auf den kaum zugefrorenen Kanal, an dessen Rändern sich eine dünne Eisschicht bildete. Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, die sogar eine Herausforderung für seinen trainierten Körper darstellte. So tief konnte das Wasser nicht sein. Er würde sich beeilen.
    Er ließ den Smart im Leerlauf tuckern, drehte die Heizung auf höchste Stufe, schaltete das Gebläse ein und aktivierte die Warnblinkanlage. Den Mantel und das Sakko ließ er ebenfalls darin zurück, dann stieg er die Böschung hinab bis zum Ufer.
    Ares entkleidete sich in Windeseile bis auf Unterhose, Handschuhe und Schuhe, blickte nochmals zum Rand hinauf und dachte sich eine ungefähre Linie, auf der ein Wagen wie der SL durch die Luft geflogen und eingeschlagen sein konnte.
    Er machte einen Schritt nach vorne, der dünne Eisrand zersprang mit einem trockenen Knacken unter der Sohle, und sein Fuß tauchte ins Wasser.
    Kalt war überhaupt kein Ausdruck.
    Scheißidee, dachte Ares, doch er hatte es begonnen und würde es zu Ende bringen.
    Eine abfallende Neigung existierte nicht, es ging ziemlich steil nach unten, so dass der Hüne zuerst bis zur Hüfte, dann bis zur Brust im Kanal versank. Seine Hoden und sein Sack schrumpelten zusammen, seine Männlichkeit konnte nicht größer als ein kleiner Finger sein.
    Schließlich tauchte Ares. Unter der Oberfläche hätte er am liebsten geschrien, als das Eiswasser in seine Gehörgänge floss.
    Er öffnete die Lider und sah erstaunlich gut. Es schwammen so gut wie keine Schwebstoffe. Er hoffte, dass es nichts in dem Kanal gab, was ihm mehr als Durchfall verpasste, sollte er von der Brühe schlucken. Die Helligkeit reichte nicht aus, um viel erkennen zu können.
    Ares tauchte vorwärts, ungefähr auf seiner gedachten Linie. Er tastete im Kanal herum und bekam nach wenigen Sekunden etwas zu packen.
    Er zerrte es in die Höhe, hin zum Licht, und versuchte zu erkennen, was er gefunden hatte. Seine Muskeln zitterten bereits, obwohl er sich sehr anstrengte und die Muskulatur gut durchblutet war.
    Zwar trübte sich das Kanalwasser durch seine Aktivitäten ein, doch er sah deutlich, dass er den Teil eines altertümlichen Cabrioverdecks in den behandschuhten Fingern hielt. Es schien abgerissen zu sein.
    Und Wolkes 450 SL war ein Cabrio gewesen.
    Ares musste loslassen, er hielt die Kälte nicht länger aus.
    Schnaubend durchbrach er die Oberfläche und das dünne Eis, das durch seinen kahlen Schädel geknackt wurde, zähneklappernd paddelte er zur Böschung und stakste an Land. Ihm kam die Luft wesentlich wärmer vor als zu Beginn seines Tauchgangs.
    Rasch sammelte er seine Kleider ein, kämpfte sich ungelenk wie ein Frankensteinmonster den Steilhang hoch und ließ sich in den warmen Smart fallen. Das Gebläse deckte ihn mit Hitze ein, während er gar nicht mehr aufhörte zu zittern.
    Ares streifte die nasse Unterhose ab und vermied es, nach seinen geschrumpften Genitalien zu schauen. Es würde nicht mal für die Erregung eines öffentlichen Ärgernisses ausreichen, was sich zwischen seinen Beinen verkroch und vom Schock erholte.
    Er legte sich den Mantel um, damit nicht jeder Passant seine Nacktheit bemerkte, und rief Rhode an. »Hallo, Pitt«, meldete er sich und kämpfte nach wie vor, nicht ins Zähneklappern zurückzufallen.
    »Es ist gerade schlecht, Ares. Ich habe es vergessen. Wir haben … eine Entdeckung im Bildermord-Fall gemacht. Kann ich dich …«
    »Ich habe Wolkes Auto gefunden. Der Intendant der Leipziger Oper und Vater des ersten Opfers«, unterbrach er ihn.
    »Du? Wie kommst du denn auf so was?«
    »Freunde haben ihn vermisst, und ich habe mich in deren Auftrag auf die Suche gemacht. Ich stehe in der Primavesistraße, auf dem Seitenstreifen.« Kurz umriss Ares, was er getan und im Kanal gefunden hatte. »Es kann natürlich Zufall und ein anderer Wagen sein«, schloss er. »Es müsste jemand nachschauen. Jemand mit einem Taucheranzug, der sich nicht die Eier abfriert.«
    Er hörte Rhode lachen und wunderte sich. Diesen Laut hatte er bei seinem Freund lange nicht mehr gehört. »Ich organisiere ein Team. Die werden etwa in einer Stunde ankommen. Kannst du dort bleiben und ihnen erklären, wo du das Wrack vermutest?«
    »Kann ich.«
    »Okay. Ich rufe dich später an.« Der Hauptkommissar legte auf.
    Ares sah an sich hinab. Spätestens beim Eintreffen der Spezialisten sollte er wieder angezogen sein.
    ***
    Leipzig,

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